An der Wall Street hat sich zum Wochenschluss vorsichtige Zoll-Zuversicht entwickelt. S&P 500 und Nasdaq setzten ihren Rekordlauf fort. Sorgenkind aber war Chiphersteller Intel.
Nach einer guten Börsenwoche präsentierten sich die US-Aktienmärkte zum Wochenschluss erneut robust. Im Hinblick auf den Fortgang der Zollverhandlungen mit der EU haben sich die Anlegerinnen und Anleger im Handelsverlauf noch etwas aus der Deckung gewagt.
"Die Wall Street wird für ihren Glauben belohnt, dass es sich dabei eher um Verhandlungstaktiken als um Realitäten handelt. Und solange sich das nicht ändert, werden die Anleger weiterhin durch zusätzliche Vereinbarungen ermutigt werden", sagte Sam Stovall, Chefanlagestratege bei CFRA Research.
Wenige Tage vor Ablauf der Frist im Handelsstreit zwischen der EU und den USA blieb indes unklar, ob beide Seiten bis Ende Juli noch eine Verständigung zustande bringen. US-Präsident Donald Trump bezifferte die Chancen dafür heute auf rund 50 Prozent.
"Die Schlagzeilen über die Zölle beeinflussen die Risikobereitschaft der Märkte und sorgten diese Woche für eine risikofreudigere Stimmung. Dennoch ist eine gewisse Volatilität kurz vor dem Stichtag 1. August weiterhin möglich", sagten die Analysten von Societe Generale.
Skeptische Töne kamen vom Chipkonzern Intel, trübten das Gesamtbild im Technologiesektor aber kaum. In puncto Berichtssaison tat sich am letzten Handelstag der Woche nicht viel.
S&P und Nasdaq weiter auf Rekordkurs
Der Leitindex Dow Jones legte nach zögerlichem Start 0,47 Prozent zu auf 44.901 Punkte und nähert sich damit wieder seinem Allzeithoch bei 45.073 Punkten. S&P und Nasdaq, die gestern knapp neue Rekorde markiert hatten, setzen ihre Rekordjagd fort und übertrafen die gestrigen Marken moderat. Der S&P gewann letztlich 0,4 Prozent auf 6.388 Punkte, die Nasdaq 0,24 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,23 Prozent.
Auf Wochensicht legte der S&P knapp 1,5 Prozent zu, die Nasdaq gut ein Prozent und der Dow etwa 1,3 Prozent. "Bezüglich der Marktentwicklung war es eine perfekte Woche", sagte dazu Howard Silverblatt, leitender Index-Analyst bei S&P Dow Jones Indices. Das letzte Mal, dass der Index eine ganze Woche von Montag bis Freitag auf Rekordständen schloss, war nach seinen Angaben im November 2021. Damals habe die Rekordserie acht Handelstage angehalten.
Im Fokus der Einzelwerte standen die am Vorabend nach Börsenschluss vorgelegten schwachen Zahlen des kriselnden Chipkonzerns Intel, das immer mehr zum Problemkind der Wall Street wird. Die Aktie verlor am Ende deutlich 8,53 Prozent. "Intel wird weiterhin Barmittel verbrennen und weitere Marktanteile in den Segmenten Personal Computer (PC) und Client und Server an Advanced Micro Devices verlieren", sagten die Analysten von JP Morgan.
Intel gibt Pläne für Fabrik in Magdeburg endgültig auf - Konzern wird schlanker
Intel hat die milliardenschweren Pläne für eine Fabrik in Magdeburg aufgegeben. Das Aus für Magdeburg kommt nicht ganz überraschend. Schon im September 2024 wurde das Projekt auf Eis gelegt - für zwei Jahre, wie damals hieß.
Am Abend gab Intel bekannt, dass man als Teil seines umfangreichen Sanierungskurses seine Sparte für Netzwerk- und Kommunikationstechnik in ein eigenständiges Unternehmen ausgliedern will. Die Suche nach Investoren für die neue Firma habe begonnen, hieß es in einer E-Mail. Intel selbst werde jedoch als Ankerinvestor an Bord bleiben, um von künftigem Wachstum zu profitieren. Konzernchef Lip-Bu Tan will den Konzern verschlanken und stärker auf das Kerngeschäft ausrichten.
DAX grenzt Verluste ein
Enttäuschende Geschäftszahlen großer Konzerne belasteten heute den deutschen Aktienmarkt. Anleger zogen sich daher vor dem Wochenende zurück. Größere Verluste verhinderte aber die anhaltende Hoffnung auf eine bald bevorstehende Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und der Europäischen Union.
50:50-Chance
Obwohl es aus Diplomatenkreisen zuletzt Hinweise auf eine bevorstehende Einigung zwischen den beiden großen Handelsblöcken gegeben hatte, bleiben die Anleger nervös. Die nahende Frist 1. August, die US-Präsident Trump im Zollstreit mit der EU gesetzt hatte, schwebt somit weiterhin wie ein Damoklesschwert über den Börsen.
Trump selbst sprach heute vor seinem Abflug nach Schottland von einer 50:50-Chance. Momente später schob er nach: "Ich denke, die EU hat ziemlich gute Chancen, eine Einigung zu erzielen." Trump trifft sich dort am Sonntag mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Eine Eskalation des Zollkonflikts hätte schwerwiegende Folgen, vor allem für die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Solange die Hoffnungen aber überwiegen, halten der DAX und die anderen europäischen Indizes sich auf hohem Niveau.
DAX-Unterstützung bei 24.000 Punkten hält
Vor allem die auf dem heimischen Kurszettel reichlich vertretenen Autoaktien repräsentieren die Hoffnungen der Anleger geradezu plakativ. In einem schwächeren Gesamtmarkt führten sie den DAX heute an.
Der DAX ist im Tagestief heute bis auf 24.065 Punkte gefallen. Am Ende legte der Index nach den Aussagen Trumps noch etwas zu und schloss bei 24.217 Punkten. Etwas unter dem Tageshoch bei 24.252 Punkten und mit einem leichten Verlust von 0,32 Prozent. Ähnlich tendierte der MDAX der mittelgroßen Werte, der seine Verluste am Nachmittag eingrenzte und 0,47 Prozent abgab auf 31.484 Zähler.
Damit behauptet der DAX zwar die technisch wichtige Unterstützungsmarke bei 24.000 Punkten, war aber zuvor erneut an der Charthürde bei 24.500 Punkten nach unten abgeprallt. "Die Zahl der Fehlausbrüche und deren Frequenz steigen - kein gutes Zeichen für die kommenden Tage und Wochen", betont Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets.
Management-Aussagen hieven VW ins Plus
Thema des Tages auf dem Frankfurter Parkett waren die schwachen VW-Zahlen. Der Wolfsburger Autobauer verzeichnete auch im zweiten Quartal einen deutlichen Gewinneinbruch. Am Vorabend hatte bereits die Lkw-Tochter Traton gewarnt. VW kappte darüber seine Ziele, wobei auch die erhöhten US-Zölle eine Rolle spielten.
Die im DAX enthaltenen Vorzugsaktien von VW konnten anfänglich deutliche Verluste nach der Analystenkonferenz allerdings eindämmen und sich sogar an die Indexspitze setzen. Pal Skirta, Analyst beim Bankhaus Metzler, führte die Kurserholung auf die ermutigenden Aussagen des Managements während der Konferenz zurück. Positiv für die Aktie sei etwa die Annahme, dass die Performance der Marken Porsche und Audi 2025 ihren Tiefpunkt erreichen dürfte. "Das deutet auf etwas Erholung im Jahr 2026 hin."
Traton senkt Jahresziele deutlich
Anders als die Papiere der Mutter blieben die im MDAX gelisteten Traton-Aktien am Nachmittag im Minus und gehörten zu den größten Verlierern. Die VW-Nutzfahrzeugholding bekommt unter anderem das schwache Umfeld für Nutzfahrzeuge in den USA zu spüren und macht spürbare Abstriche am Jahresausblick. So dürfte etwa die um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnismarge 2025 nur noch bei 6,0 bis 7,0 Prozent landen. Bisher war das Unternehmen von 7,5 bis 8,5 Prozent ausgegangen.
Porsche-Ergebnis bricht um 91 Prozent ein
Eckdaten des Sportwagenbauers zeigen, dass das operative Ergebnis der VW-Tochter im zweiten Quartal eingebrochen ist. Die Zuffenhausener verdienten im Autogeschäft - also ohne Finanzdienstleistungen gerechnet - nur noch 154 Millionen Euro nach rund 1,7 Milliarden ein Jahr zuvor. Das ist ein Minus von knapp 91 Prozent. Der Umsatz der Marke sank um rund 12,9 Prozent auf gut 8,3 Milliarden Euro. Das geht aus den Halbjahreszahlen des Volkswagen-Konzerns hervor, zu dem Porsche mehrheitlich gehört.
Porsche tut sich vor allem in China schwer. Zuletzt hatte das Management um Vorstandschef Oliver Blume ein Absatzminus vermeldet - insbesondere in der Volksrepublik brachen die Verkäufe ein. Auch hohe Umbaukosten und die US-Einfuhrzölle belasten das Geschäft. Mit dem schleppenden Wandel zur E-Mobilität sind außerdem erhebliche Investitionen verbunden.
Die genauen Gründe für das schlechte Abschneiden im zweiten Quartal waren zunächst unklar. Ein Porsche-Sprecher wollte die Zahlen nicht kommentieren. Die im DAX enthaltene VW-Tochter präsentiert ihre ausführlichen Geschäftszahlen - darunter das Ergebnis nach Steuern - am kommenden Mittwoch (30. Juli).
Ifo-Index verfehlt Erwartungen
Ein eher verhaltenes Signal für die Märkte kam am Vormittag vom ifo-Geschäftsklimaindex, der sich im Juli nur minimal auf 88,6 Punkte verbesserte und dabei etwas hinter den Erwartungen der Ökonomen zurückblieb. Von Aufbruchsstimmung in den deutschen Unternehmen gibt es damit weiterhin keine Spur. "Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft bleibt blutleer", kommentierte ifo-Chef Clemens Fuest die Entwicklung.
Euro etwas tiefer
Der Kurs des Euro hat sich am Abend im US-Handel gegenüber dem europäischen Geschäft wieder etwas stabilisiert. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1740 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1724 (Donnerstag: 1,1756) Dollar festgesetzt.
Die europäische Gemeinschaftswährung hat seit Jahresbeginn massiv zum Dollar zugelegt. Seit dem Amtsantritt Trumps hat der Euro in der Spitze 15 Cent zulegen können. Ein weiterer wichtiger Punkt, der der deutschen Exportwirtschaft zu schaffen macht.
Der Goldpreis sinkt
Der Preis für das gelbe Edelmetall fiel zuletzt um 1,1 Prozent auf 3.330 Dollar je Feinunze. Der US-Dollarindex erholt sich derweil von seinem jüngsten Sinkflug und legt zu, was Gold für ausländische Käufer teurer macht.
"Eine wiederauflebende Risikobereitschaft, angetrieben durch Optimismus hinsichtlich möglicher Zollverhandlungen, und niedriger als erwartet ausgefallene Arbeitslosenzahlen in den USA, die die Einschätzung bestärken, dass die Federal Reserve die Zinsen wahrscheinlich nicht senken wird, setzen den Goldpreis unter Druck", sagte Ricardo Evangelista, leitender Analyst beim Brokerhaus ActivTrades.
Deutsche Börse bekräftigt Prognose
Die Deutsche Börse profitiert von einer anhaltenden Nachfrage nach europäischen Anlagemöglichkeiten. Unter dem Strich verdiente die Gruppe im zweiten Quartal mit 508,7 Millionen Euro zwei Prozent mehr. Finanzvorstand Gregor Pottmeyer bestätigte trotz rückläufiger Aktienmarktvolatilität die Prognose für das Gesamtjahr. Hier hatten sich die Anleger aber wohl mehr erwartet, im DAX verliert die Aktie über zwei Prozent.
Schwarzer Tag für Puma
Für einen Schock unter den heimischen Anlegern sorgte Puma: Der Sportartikelhersteller gibt nach einem enttäuschenden Quartal die Hoffnung auf ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum in diesem Jahr auf. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern erwarten die Herzogenauracher nun einen Verlust. Die Puma-Aktie brach um rund 16 Prozent ein und war Schlusslicht im MDAX.
Hella rechnet mit anhaltend schwierigem Umfeld
Der Scheinwerferhersteller Hella rechnet wegen des schwierigen Umfelds weiter mit einem Umsatzrückgang in diesem Jahr. In den ersten sechs Monaten ging der Umsatz vor allem wegen des starken Euro im Jahresvergleich um 1,3 Prozent auf knapp 4,0 Milliarden Euro zurück - währungsbereinigt betrug der Rückgang 0,4 Prozent.
US-Behörde macht Weg für Verkauf von Paramount frei
Der Verkauf des Hollywood-Konzerns Paramount an einen milliardenschweren Filmproduzenten hat grünes Licht aus Washington bekommen. Die Aufsicht FCC gab den Deal frei. Die Übernahme war zwischenzeitlich in die Mühlen der Politik geraten: Trump zog gegen den zu Paramount gehörenden Sender CBS wegen angeblicher Einmischung in den Wahlkampf vor Gericht.
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