Etwa 75 Prozent der Landarbeiter in Kalifornien haben keinen legalen Aufenthaltsstatus. Seit die Migrationsbehörde ICE immer mehr Einwanderer festnimmt, trauen sich viele nicht mehr zur Arbeit. Den USA könnten die billigen Arbeitskräfte ausgehen. Das hat nun auch US-Präsident Trump bemerkt.
Greg Tasch steht auf dem Acker seines Nachbarn. In der Ferne beobachtet der Landwirt andere Männer in bunten Pullovern, die Körbe auf einen Lastwagen hieven. Es ist Juli in Bakersfield, Erntezeit. Unter den Blättern zu Greg Taschs Füßen leuchtet es rot. "Das schaffen die nie", sagt er und deutet auf die unzähligen Paprika, die im Sand vertrocknen. Ein Großteil der Früchte wird nicht zu retten sein: Greg Taschs Nachbarn fehlen die Erntehelfer.
Grund für den Mangel ist die verschärfte Migrationspolitik des US-Präsidenten. Schon während seines Wahlkampfes hatte Donald Trump die "größte Massenabschiebung der Geschichte" angekündigt. Im Bundesstaat Kalifornien begannen die ersten großen Razzien im Mai, berichten Betroffene. Mitarbeiter der US-Einwanderungsbehörde ICE streifen durch Straßen und Restaurants, zerren Tagelöhner von Baustellen- und Feldern. Nach den Festnahmen verschwinden die Menschen in Haftanstalten. Unter teils katastrophalen Bedingungen warten sie dort auf ihre Anhörungen, werden verlegt oder abgeschoben, ohne dass Familie und Anwälte davon erfahren.
Trumps Abschiebepolitik trifft Kalifornien hart. Schätzungen zufolge haben etwa 75 Prozent der Landarbeiter in dem Bundesstaat keinen legalen Aufenthaltsstatus. Das Central Valley, in dem auch die Felder von Greg Tasch liegen, erstreckt sich über etwa 720 Kilometer und ist eine der ertragreichsten Agrarregionen der Welt. Die Anbaubedingungen sind günstig: bis zu 300 Sonnentage pro Jahr, fruchtbare Böden und mediterranes Klima. Etwa 40 Prozent der US-weiten Produktion von Obst, Nüssen und Gemüse stammt von hier, gut die Hälfte wird exportiert.
"Menschen trauen sich nicht vor dir Tür"
"Meine Leute haben Angst, zur Arbeit zu kommen", sagt Greg Tasch. "Unabhängig davon, ob sie Papiere haben oder nicht." Er läuft durch eine Reihe hoher Fichten, die den Acker seines Nachbarn von seinen Feldern trennen. Neben Kirschen wachsen hier Pflaumen, Pfirsiche und Lavendel. "Nach der ersten großen Razzia im Mai ist für einen Tag keiner meiner Erntehelfer zur Arbeit erschienen", sagt Greg Tasch. Noch immer gebe es Ausfälle, die Leute versteckten sich zu Hause, trauten sich nicht einmal zum Einkaufen vor die Tür.
Hinter ihm wirft eine Frau Pflaumen in eine Kiste. "Meine Familie weiß, dass sie nach mir suchen muss, wenn ich nicht von der Arbeit zurückkomme", sagt sie. Ihren Namen möchte sie nicht nennen.
Greg Tasch zeigt Verständnis für die Lage seiner Mitarbeiter. Aus seiner Hosentasche zieht er einen Stapel roter Karten, die er an die Erntehelfer verteilt. "Ich möchte nicht mit Ihnen sprechen", steht darauf. Es folgen Verweise auf den vierten und fünften Verfassungszusatz: das Schweigerecht und den Schutz vor Durchsuchungen. Auf der Rückseite steht das Gleiche auf Spanisch. "Sicher ist sicher", meint Greg Tasch. "Ohne diese Menschen verlieren wir unsere Lebensgrundlage." Das würde früher oder später das ganze Land zu spüren bekommen.
Vager Hoffnungsschimmer?
Dass den USA die billigen Arbeitskräfte ausgehen könnten, ist auch dem US-Präsidenten nicht entgangen. Mitte Juni verkündete Trump ein Ende der Razzien auf Feldern, in Restaurants und Hotels. Die Kehrtwende hielt fünf Tage. Dann schickte das Heimatschutzministerium die ICE-Agenten wieder los.
Seitdem deutet Trump - der in der Agrarbranche viele Spender und Unterstützer hat - immer wieder an, die Razzien in Landwirtschaft und Hotelgewerbe auszusetzen. Er sprach von möglichen temporären Arbeitserlaubnissen, mit denen Einwanderer weiterhin im Land bleiben und Steuern zahlen können. Außerdem sollten Farmer für ihre Mitarbeiter "bürgen" dürfen, hieß es. Der Präsident sagte, das Programm werde "Bauern den nötigen Schutz geben", betonte jedoch, dass dies nicht als Amnestie missverstanden werden dürfe.
"Ziel ist, die Arbeitswelt auf eine hundertprozentige Beteiligung von Amerikanern auszurichten", sagte Landwirtschaftsministerin Brooke Rollins. Ihr Vorschlag: Die 34 Millionen "arbeitsfähigen Erwachsenen" im Land, deren Sozialleistungen die Regierung bereits gekürzt hat, könnten ja die Arbeit auf den Farmen übernehmen.
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