Ob Schoko, Vanille oder Stracciatella – Eis gehört für die meisten Menschen zum Sommer einfach dazu. Allerdings sorgen die Preise für die Leckerei aus der Eisdiele zunehmend für Unmut. In einer aktuellen YouGov-Umfrage geben knapp zwei Drittel der Deutschen an, ihnen sei mittlerweile eine Kugel häufig oder immer zu teuer. Zwar verzichten diese Verbraucher deswegen nicht zwingend auf ihr Vergnügen. Sechs von zehn Kunden bestellen aber immer oder zumindest gelegentlich weniger als noch vor fünf Jahren.
Pro Eiskugel werden derzeit zwischen 1,30 Euro in ländlichen Regionen und bis zu 2,80 Euro in Großstädten fällig, wie Uniteis meldet. Uniteis ist die Vereinigung der italienischen Gelaterie (Eisdielen) in Deutschland und vertritt rund 1000 Eismacher mit 2200 Geschäften. Kritik an den Preisen weist der Verband zurück. „Das ist keine willkürliche Entscheidung, die jeder Inhaber einer Eisdiele urplötzlich trifft“, heißt es in einer Mitteilung.
Die Unternehmen müssten ihre Betriebskosten decken, etwa den Wareneinkauf von Zutaten wie Milch, Sahne, Früchten, Nüssen oder Schokolade. Dazu kommen Miete, Strom, Versicherungen und auch die Ausgaben fürs Personal, die allein auf rund 30 Prozent vom Umsatz geschätzt werden. „Früher hat die ganze Familie in der Eisdiele mitgeholfen, viele haben kostenlos gearbeitet“, sagt Verbandsvertreterin Annalisa Carnio. Heute würden vorwiegend Mitarbeiter beschäftigt, und für diese gelte der Mindestlohn.
Als Gewinn bleiben am Ende laut Uniteis rund zehn Prozent des Umsatzes übrig – vor Steuern. Wer diesen Wert nicht erreiche, habe keine Zukunft. „Viele kleine Betriebe haben in den letzten Jahren den Preis niedrig gehalten, mit dem bitteren Ergebnis, den Laden schließen zu müssen“, berichtet Carnio. Bundesweit gibt es aktuell gut 5000 Eisdielen. Vor 20 Jahren waren es noch fast 7000.
Dass deren Produkt und Preis von Verbrauchern gerne mit dem wesentlich günstigeren Speiseeis aus Supermärkten und Discountern verglichen wird, hält Uniteis für unfair. „Gelato errechnet sich nach Gewicht und nicht nach Liter, wie das beim luftigen Eis aus der Kühltheke der Fall ist“, sagt Verbandsvertreterin Carnio. Tatsächlich wiegt ein Liter industriell hergestelltes Speiseeis zum Teil keine 500 Gramm. Zwar trägt der sogenannte Lufteinschlag dazu bei, dass sich die Aromen im Eis entfalten können. Viel Luft hat jedoch allein das Ziel, das Volumen zu erhöhen.
Industrielle Hersteller gibt es hierzulande knapp 20. Deren Produktionsmenge lag im vergangenen Jahr laut dem Statistischen Bundesamt bei knapp 607 Millionen Litern, der Umsatz belief sich auf mehr als 1,5 Milliarden Euro im In- und Ausland. Für die Eisdielen in Deutschland gibt es solche Zahlen nicht. Dafür ist klar, welches Eis dort am häufigsten über die Ladentheke geht. Lieblingssorte der Deutschen ist erneut Schokolade, wie die YouGov-Umfrage zeigt. Dahinter folgen Stracciatella, Vanille, Haselnuss, Joghurt und Erdbeere.
Als fairen Preis für eine Kugel in der Diele empfinden Befragte demnach zwischen einem und 1,50 Euro. Beim Eisdielen-Verband sorgt diese Vorstellung indes für Verwunderung. Die Preise hierzulande seien im Vergleich mit anderen Ländern recht günstig. So koste die Kugel in Italien zwischen 2,50 Euro und vier Euro, in Frankreich zwischen 3,50 und fünf Euro und in Schweizer Städten wie Luzern oder Genf sogar mehr als fünf Euro.
Carsten Dierig ist Wirtschaftsredakteur in Düsseldorf. Er berichtet über Handel und Konsumgüter, Maschinenbau und die Stahlindustrie sowie Mittelstandsunternehmen.
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