Kündigung ohne neue Jobaussicht? Warum das sogenannte "Naked Quitting" im Trend liegt, und welche Risiken Arbeitnehmer dabei eingehen.

Mir reicht's, ich kündige! Diesen Gedanken dürften sehr viele arbeitende Menschen schon einmal gehabt haben. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Schlechte Führung, mangelnde Wertschätzung, Dauerstress, keine Aussicht auf Besserung. Aber einfach so kündigen? Knall auf Fall? Laut Jobmarkt-Analysten liegt genau das gerade im Trend. "Naked Quitting", wörtlich "nacktes Aufhören", ist der Modebegriff hierfür. Seine Entstehung und Popularisierung wird sozialen Medien, wahlweise in China und den USA, zugeschrieben.

Gemeint ist damit nicht, dass Menschen im Wortsinn nackt ihren Arbeitsplatz verlassen. Sie kündigen, ohne einen neuen Job zu haben, also in dieser Hinsicht blank sind. In sozialen Netzwerken feiern manche Nutzer ihre "nackte" Kündigung öffentlich als "befreiend".

"Nackte" Kündigung und die Generation Z

Es sind Analysten zufolge vor allem jüngere Arbeitnehmer, die so handeln. Genannt wird vor allem die sogenannte Generation Z, Geburtenjahrgänge 1995 bis 2010. Als deren Beweggründe für eine Kündigung ohne unmittelbare berufliche Perspektive werden Unzufriedenheit mit der aktuellen Arbeitsumgebung, der Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance oder das Bedürfnis nach einer beruflichen Neuorientierung genannt. Und so ist "Naked Quitting" sicher häufig auch Kritik an bestehenden Arbeitsumständen. Und es gibt sicher Arbeitssituationen, in denen nichts anderes als die Kündigung hilft, etwa um die mentale Gesundheit nicht ernsthaft zu gefährden. In solcher Not auch "nackt".

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Aber ist es von besonderen Umständen abgesehen klug, ohne neue Jobaussicht seine Arbeitsstelle aufzugeben? Es hat zumindest ernstzunehmende Risiken.

Ernstzunehmende Risiken

Die entstehende Lücke im Lebenslauf ist dabei eher ein kleineres Problem. Viele Arbeitgeber bieten selbst Ausstiege auf Zeit, sogenannte Sabbaticals, an. Auch Zeiten beruflicher und/oder persönlicher Neuorientierung, und sei es per Weltreise, werden bei Bewerbern nicht übermäßig negativ gesehen – solange sich solche Zeiten nicht über Jahre ziehen, und sich vernünftig erklären lassen.

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capital

Heikler sind die Finanzen. Die Arbeitslosenversicherung kann im Fall der Eigenkündigung eines Arbeitnehmers Zahlungen bis zu drei Monate sperren, mithin auch die Leistung kürzen. Und das Arbeitslosengeld ist zeitlich beschränkt. Dabei spielen mehrere Kriterien eine Rolle, nachzulesen hier. Die "nackte" Kündigung ohne finanzielles Polster ist nicht zu empfehlen. Genau dieses Polster dürfte auch hinter so manchem Social-Media-Profil stecken, das "Naked Quitting" gerade feiert. Was gerade trendig und cool wirkt, ist zuweilen sicher auch Kalkül.

Mitarbeiterbindung schwindet

Wesentlich häufiger als "Naked Quitting" ist denn auch das "Quiet Quitting", wörtlich das "stille Aufhören" des Jobs – die viel zitierte innere Kündigung. Auch hierfür nennen Analysten diverse Gründe: Arbeiten im Dauerkrisen-Modus, Arbeitsverdichtung aufgrund von Arbeitskräftemangel oder Spardruck der Firmen, fortschreitende Digitalisierung des Arbeitsalltags, schlechte Führung und einiges mehr.

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Laut einer Gallup-Umfrage aus dem vergangenen Jahr hat die Mitarbeiterbindung bei deutschen Firmen seit 2001 einen Tiefststand erreicht: 45 Prozent der Beschäftigten waren demnach aktiv auf der Suche nach einem neuen Job. Nur noch 14 Prozent fühlten sich eng mit ihrem Arbeitgeber verbunden. Allerdings war der heimische Arbeitsmarkt bis in den Sommer vergangenen Jahres für Wechselwillige aussichtsreich. Aktuell ist der Job-Markt zäher.

Bewerben kann man sich freilich immer. Auch in aller Stille, "Quiet Application" sozusagen. Die Kosten dafür erkennt das Finanzamt als Werbungskosten an. Und der aktuelle Arbeitgeber muss davon nichts mitbekommen.

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