Der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp stellt die Weichen für die kommenden Jahre. Zum einen bleibt Konzernchef Lopez trotz aller Kritik dem Unternehmen bis ins nächste Jahrzehnt erhalten. Zum anderen wird die Abspaltung der Marine-Tochter beschlossen.

Der Industriekonzern Thyssenkrupp hat den Vertrag mit dem umstrittenen Vorstandschef Miguel Lopez verlängert. Der Aufsichtsrat habe den bis 2026 laufenden Vertrag um fünf Jahre bis Ende Mai 2031 verlängert, teilte der Konzern mit. Lopez hatte vor zwei Jahren den Chefposten beim Ruhrkonzern übernommen und damit begonnen, das Unternehmen umzubauen. Dabei war er immer wieder mit Arbeitnehmervertretern in Konflikt geraten. Gewerkschaft und Betriebsräte haben Lopez unter anderem mangelnde Transparenz vorgeworfen, was dieser zurückweist. Der Vizechef der IG Metall und Aufsichtsratschef-Vize Jürgen Kerner sagte, er habe nicht für eine Vertragsverlängerung gestimmt".

Derweil treibt der Aufsichtsrat auch die Abspaltung der Marine-Sparte voran. Er empfahl den Aktionären, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 8. August der Abspaltung eines Minderheitsanteils von 49 Prozent zuzustimmen. Die Notierung von TKMS an der Frankfurter Börse sei noch in diesem Kalenderjahr geplant.

Die Pläne sähen vor, das Marinegeschäft unter einer neuen Holding-Gesellschaft zu bündeln und 49 Prozent der TKMS-Aktien an die Aktionäre der Thyssenkrupp AG im Verhältnis ihrer Beteiligung an der Thyssenkrupp AG zu übertragen. Die Aktionäre der Thyssenkrupp AG würden damit zu unmittelbaren Anteilseignern von TKMS. Der U-Boot-Bauer profitiert von der weltweit gestiegenen Nachfrage nach Rüstungsgütern. Mit einem Auftragsbestand auf Rekordniveau von etwa 18 Milliarden Euro seien die Produktionskapazitäten des Unternehmens bis weit ins nächste Jahrzehnt ausgelastet.

Im Stahlgeschäft will Thyssenkruppp indes ebenso wie die Konkurrenten Salzgitter und die Stahl-Holding-Saar (SHS) am Projekt zur klimaschonenderen Produktion festhalten. Man bewege sich mit dem Projekt in Duisburg jedoch "an der Grenze der Wirtschaftlichkeit", sagte ein Sprecher.

Der internationale Konzern ArcelorMittal hatte am Vortag bekanntgegeben, in seinen Werken in Bremen und Eisenhüttenstadt nun doch nicht auf eine Stahlproduktion ohne Einsatz von Kohle umstellen zu wollen. Dies wurde mit der fehlenden Wirtschaftlichkeit einer CO2-reduzierten Stahlproduktion begründet. ArcelorMittal verzichtet mit dem Projektausstieg auf 1,3 Milliarden Euro bereits genehmigte Fördermittel.

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche zog zwei Erkenntnisse aus dieser Entscheidung. "Wir brauchen geringere Energiepreise", sagte die CDU-Politikerin bei einem Besuch in der US-Hauptstadt Washington. Die deutsche Stahlindustrie müsse wieder wettbewerbsfähig werden. Dafür seien auch Verhandlungen mit China unter anderem über "Dumping von billigem Stahl" nötig. Und man müsse "zur Kenntnis nehmen, dass die Transformation zu grünem Stahl ein langer und auch teurer Weg ist". Die Gesetze zum Wasserstoff und auch der Einsatz müssten in Deutschland geprüft werden.

Beim größten deutschen Stahlproduzenten ThyssenkruppSteel hat der Bau der neuen Anlage bereits begonnen. Das Unternehmen soll insgesamt rund zwei Milliarden Euro Fördergelder vom Bund und vom Land NRW dafür erhalten. Die Anlage zur klimaschonenderen Stahlproduktion soll bis 2030 zwei Hochöfen ersetzen. Sie soll zunächst mit Erdgas, später dann mit Wasserstoff betrieben werden.

Salzgitter investiert mehr als zwei Milliarden Euro, davon eine Milliarde Euro, die Bund und Land zuschießen. Bis 2033 will das Unternehmen komplett auf grünen Stahl umstellen. Im Saarland sollen eine Direktreduktionsanlage sowie Elektrolichtbogenöfen errichtet werden. Der Umbau soll insgesamt rund 4,6 Milliarden Euro kosten. Davon wollen der Bund und das Saarland 2,6 Milliarden Euro übernehmen.

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