Die Angriffe zwischen Israel und Iran dauern an. Am Wochenende hat sich der russische Präsident Wladimir Putin zu Wort gemeldet: Er würde bei Verhandlungen als Vermittler zur Verfügung stehen. Diese Positionierung ist bemerkenswert. Denn Moskau und Teheran verbindet eine enge Beziehung – erst im Januar unterzeichneten die beiden Länder einen Vertrag über eine strategische Partnerschaft. Calum MacKenzie, SRF-Korrespondent in Moskau, über die russischen Interessen im Konflikt.
Warum stellt sich Russland nicht klar hinter den Iran?
Der Vertrag über eine strategische Partnerschaft wurde damals gross in den russischen Medien angepriesen, auch in den westlichen Medien hat man breit darüber berichtet. Tatsächlich wurde damals aber wenig Neues beschlossen. Vor allem gab es keine Vereinbarung über gegenseitige militärische Hilfe. Die Zusammenarbeit zwischen Russland und Iran beruhte nie wirklich auf einer richtigen Freundschaft oder ideologischen Affinität zwischen den beiden Ländern. Gerade aus russischer Sicht war die Beziehung eher pragmatisch.
Iran konnte eine gewisse Zeit lang etwas bieten, was Russland sehr nützlich war – nämlich Raketen und Drohnen. Inzwischen baut Russland die iranischen Drohnen in seinen eigenen Fabriken und hat auch generell seine Munitionsproduktion hochgefahren. Im Ukraine-Krieg – und das ist für den Kreml momentan das Wichtigste – ist Russland viel weniger vom Iran abhängig als in den ersten beiden Kriegsjahren. Moskau spürt viel weniger Druck, Teheran entgegenzukommen, wenn es nicht unbedingt will.
Welche Beziehung verbindet Russland mit Israel?
Russland und Israel hatten lange ziemlich gute Beziehungen, vor allem Wladimir Putin und Benjamin Netanjahu sollen sich gut verstehen. Dass Israel eine gewisse Nähe zu Russland pflegte, sah man zu Beginn des Grossangriffs auf die Ukraine, als Israel die Ukraine nur halbherzig unterstützte. Nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober auf Israel haben sich die Beziehungen abgekühlt. Damals war Russland noch stark auf den Waffenhandel mit Iran angewiesen und zeigte sogar eine gewisse Nähe zur Hamas, die von Teheran unterstützt wird. Eng waren die Verbindungen von Russland zur Hamas aber nie.

Gleichzeitig empfand Putin seine Beziehung zu Israel, das als Verbündeter des Westens gilt, schon immer als nützlich. Das heisst: Das Angebot zur Vermittlung und die fehlende eindeutige Unterstützung des Iran sind ein Zeichen Russlands an Israel, dass die Tür immer noch offen ist. Vor allem aber scheint Putin mit dem Vermittlungsangebot ein Zeichen an US-Präsident Donald Trump senden zu wollen.
Welches Zeichen will Putin an Trump senden?
Russland ist überzeugt, dass Trump an grosse, umfassende «Deals» glaubt, bei denen alles zur Verhandlungsmasse werden kann. Wenn Russland nicht bereit ist, in der Ukraine Kompromisse zu machen – und dazu zeigt es bislang gar keine Bereitschaft – dann kann Russland Trump auch entgegenkommen, indem es Beweglichkeit beim Thema Iran zeigt.

Trump will bezüglich Iran und seinem Atomprogramm einen Sieg verbuchen. Wenn Russland hier helfen kann oder zumindest Hilfsbereitschaft zeigt, könnte Trump bereit sein, weitere Zugeständnisse in den Ukraine-Verhandlungen zu machen – das ist die Logik im Kreml. Trump und Putin teilen diese Grossmachtlogik, und sie lässt der Ukraine sehr wenig Handlungsspielraum. Mit dem Konflikt im Nahen Osten hat sie nichts zu tun und kann dazu nichts selber beisteuern.
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