Ein Video von einem internen Führungskräftetreffen der Deutschen Bahn sorgt derzeit im Netz für Irritation – und Spott. Der Clip zeigt, wie die DB-Führungskräfte unter Anleitung eines Trainers auf einer Veranstaltung einen Haka aufführen – mit eigens gedichteten Zeilen wie: „Wir liefern, wir siegen!“ oder auch „Wir sind am Zug!“.
Das Video hat zuerst der Spiegel-Journalist Serafin Reiber am Montag auf X gepostet – mit dem Verweis, dass es sich um eine Tagung des Fernverkehrs halten soll. Auf Anfrage bestätigt die Deutsche Bahn, dass der Clip auf einer DB-Führungskräftekonferenz entstanden ist.
Die Szene wirkt skurril – nicht nur wegen der martialischen Körpersprache, sondern vor allem, weil die Bahn aktuell unter massivem Druck steht: Verspätungen, Ausfälle, Sanierungsstau, Personalmangel. Nur 62 Prozent der Fernzüge der Bahn waren im Mai pünktlich. Da soll der DB-Haka mit Stampfen und Aussagen wie „Pünktlichkeit und Verlass!“ offenbar helfen.
Auch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) reagierte auf das Video. In einem Beitrag auf Instagram schrieb sie: „Statt esoterischen Durchhalteperformances mehr auf die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner und auf die Betriebsräte hören. Dann gehts mit der Bahn auch wieder bergauf, ka mate, ka mate.“
DB erklärt: Haka war Abschluss eines Führungskräftetreffens
Auf Anfrage erklärt die Deutsche Bahn das ungewöhnliche Tagungsfinale so: „Der Haka fand am Ende eines sehr intensiven, arbeitsreichen Führungskräftetreffens mit vielen Workshops statt. Das war eine Bewegungseinheit zum Abschluss, die vielen großen Spaß gemacht hat.“ Der Einsatz des traditionellen neuseeländischen Tanzes sei nichts Ungewöhnliches: „Unser deutscher Haka-Trainer ist damit bei vielen Unternehmen und Organisationen unterwegs.“
Tatsächlich ist der Haka längst ein globalisiertes Motivationswerkzeug. In Firmenseminaren dient er dem Teambuilding – oft jedoch weit entfernt von seinem ursprünglichen kulturellen Kontext. Der rituelle Tanz ist auf das indigene neuseeländische Volk der Maori zurückzuführen. Weltweite Bekanntheit erlangte er durch die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft, die den Tanz vor Spielen aufführt.
Dass nun ausgerechnet die Deutsche Bahn mit kämpferischen Posen und Durchhalteparolen ihre Führungskräfte einschwören will, sorgt vor diesem Hintergrund für Irritation – und lässt den martialischen Auftritt seltsam entrückt wirken. „Ka mate“ bedeutet übersetzt so viel wie „Ich werde sterben“ oder auch „Das ist Tod“.
Klemens Handke ist Redakteur im Wirtschaftskompetenzzentrum. Er berichtet über Verkehrspolitik und die Deutsche Bahn.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke