Die Deutsche Bahn bleibt dabei: Ab dem 15. Juni 2025 wird es keine Familienreservierung mehr geben. Die neue Preispolitik sorgt für breite Empörung bei Politikern und Fahrgast- und Sozialverbänden.
Ungeachtet großer Kritik an der geplanten Abschaffung der Familienreservierung hält die Deutsche Bahn an ihrem Vorhaben fest. "Die Familienreservierung werden wir ab dem 15. Juni nicht mehr anbieten", teilte eine Konzernsprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit. Es bleibe jedoch dabei, dass Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren in Begleitung kostenfrei reisen.
Familienreservierung fällt ab Sonntag weg
Die Familienreservierung bedeutete bislang für viele Eltern eine große finanzielle Erleichterung: Mit ihr konnten sich bislang bis zu fünf Personen für 10,40 Euro einen festen Sitzplatz sichern. Am Dienstag hatte die Bahn mitgeteilt, dass sie die Familienreservierung von diesem Sonntag an ersatzlos streichen wird.
Künftig müssen somit auch Kinder für eine Sitzplatzreservierung zahlen - und das auch noch zu erhöhten Preisen. In der zweiten Klasse steigt der Preis pro Person von 5,20 Euro auf 5,50 Euro. In der ersten Klasse werden künftig 6,90 Euro fällig.
Für eine vierköpfige Familie bedeutet das: Statt 10,40 Euro kostet eine einfache Fahrt mit Reservierungen nun 22 Euro; bei Hin- und Rückfahrt summieren sich die Kosten damit auf 44 Euro. Für viele Familien könnte das eine spürbare Hürde darstellen - und sie im Zweifel wieder ins Auto treiben, befürchten Kritiker.
Kritik aus allen politischen Lagern
Die Entscheidung der Bahn stößt parteiübergreifend auf Ablehnung. Politikerinnen und Politiker von CDU, SPD, Grünen und Linken fordern ein Umdenken. "Gerade für Familien mit Kindern wird der Sommerurlaub in Zeiten hoher Preise zunehmend zum Luxus", betont Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende der Grüne. Die Entscheidung sei ein "schwerer Fehler" und widerspreche dem Ziel, mehr Menschen auf die Schiene zu bringen.
Auch außerhalb des Parlaments regt sich Widerstand. Greenpeace, der Sozialverband Deutschland und der Fahrgastverband Pro Bahn äußerten sich kritisch. Sie warnen vor negativen sozialen und ökologischen Folgen - und erinnern an frühere Entscheidungen der Bahn, die nach Protesten wieder revidiert wurden.
Rückzieher bei Aushang-Abschaffung
Dass die Bahn nach Kritik an unliebsamen Änderungen durchaus zu Korrekturen fähig ist, zeigte sich etwa im Dezember 2024: Damals hatte der Konzern angekündigt, auf Aushänge der Ankunftspläne in Bahnhöfen zu verzichten - und lenkte nach Protesten innerhalb von zwei Tagen ein.
Man nehme "die Kritik von Öffentlichkeit und Verbänden ernst", hieß es damals. Ob auch im Fall der Familienreservierung eine Kehrtwende bei der Bahn möglich ist, bleibt offen.
Bahn verweist auf Finanzlage
Die Bahn verteidigt ihren Schritt derweil mit wirtschaftlichen Argumenten. "Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage, in der wir uns aktuell befinden, müssen wir unsere Angebote wirtschaftlich tragbar gestalten", erklärte eine Konzernsprecherin.
Dennoch wirft die Maßnahme Fragen auf: Die wirtschaftliche Wirkung des Wegfalls der Familienreservierung dürfte angesichts der erwarteten Mehreinnahmen gering bleiben - das Defizit der Bahn lag 2024 bei rund 1,8 Milliarden Euro. Es bleibt abzuwarten, ob der finanzielle Nutzen durch die Abschaffung der Familienreservierung in einem angemessenen Verhältnis zum öffentlichen Ärger und dem Imageverlust des Staatskonzerns stehen wird.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke