An der Südspitze Manhattans, 25 Meter unter der Erde, lagern sie. Hinter den Tresorraumtüren liegen in langen Reihen die glänzenden Barren, auch jene der deutschen Bundesbank. Hier verwahrt die Federal Reserve Bank in New York die großen Goldreserven der Welt. Doch die Frage ist, wie lange noch.
Denn seit Donald Trump regiert, wächst die Sorge um die Sicherheit der deutschen Goldbarren im New Yorker Keller. Verbände wie auch Unionspolitiker fordern, deutsche Goldreserven zurück nach Deutschland zu holen. Investoren wiederum schieben das Edelmetall schon länger über den ganzen Globus – allerdings teilweise in umgekehrter Richtung.
Gold nach Hause holen: "Trump ist unberechenbar"
"Trump ist unberechenbar, und man kann nicht ausschließen, dass er kreative Ideen entwickelt für den Umgang mit ausländischen Goldreserven", sagte der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber der Nachrichtenagentur "Reuters" kürzlich. Die US-Regierung sei nicht mehr der verlässliche Partner, der sie einmal war, die Bundesbank müsse auf die neuen geopolitischen Realitäten reagieren. "Bei den Goldreserven ist Diversifikation entscheidend", sagte Ferber. "Es ist nie ratsam, alle Eier in zu wenigen Körben zu haben."
Bereits Ende März machte sich Michael Jäger, Präsident des Europäischen Steuerzahlerbundes, für eine Rückholaktion stark. "Unsere Forderung: Holt unser Gold nach Hause", sagte Jäger damals dem "ZDF". Der Verband verschickte laut "Reuters" entsprechende Briefe an die Bundesbank und das Finanzministerium.

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Nach den USA hat Deutschland den zweitgrößten Goldschatz der Welt. Laut Geschäftsbericht hat die Bundesbank 3352 Tonnen an Goldbeständen vorrätig. Rund die Hälfte davon liegt im Tresor der deutschen Zentralbank in Frankfurt, weitere 37 Prozent im Keller der Fed in New York. Die restlichen 405 Tonnen lagern bei der Bank of England in London. Vor einigen Jahren war das noch anders: Im Jahr 2013 überarbeitete die Bundesbank ihr Lagerstellenkonzept und holte einen Teil der Reserven aus den USA und alle aus Frankreich zurück.
Dass deutsches Gold überhaupt im Ausland lagert, hat historische Gründe. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Deutschland zunächst überhaupt keine Goldreserven mehr. Erst als der Leistungsüberschuss der jungen Bundesrepublik wuchs, wurde das Gold teilweise als Bezahlung genutzt. Diese Goldbarren wurden aber nicht nach Deutschland geliefert, sondern einfach vom Fach der amerikanischen Notenbank in das der Bundesbank gelegt.
Bundesbank beruhigt: Gold bei der Fed sicher
Dass nun einige eine Rückholaktion der Goldbarren fordern, liegt an der Unsicherheit, die Donald Trump und seine US-Regierung verbreiten. Trumps Attacken auf den Chef der US-Notenbank Jerome Powell nähren die Zweifel, ob die Fed ihre Unabhängigkeit bewahren kann. Würde Trump die Kontrolle über die Fed erlangen, hätte er letztlich wohl auch die Kontrolle über die deutschen Goldreserven, so die Befürchtung.

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capitalDie Bundesbank schreibt auf Capital-Anfrage, an ihrem Lagerstellenkonzept habe sich nichts geändert. Entscheidend für die Gewichtung der Goldreserven seien die Ziele Sicherheit und Handelbarkeit, um Gold bei Bedarf verkaufen oder in Fremdwährungen tauschen zu können – anhand dieser Kriterien würden die Lagerstellen regelmäßig geprüft. "Die New York Fed ist und bleibt in diesem Rahmen eine wichtige Lagerstelle für unser Gold", so ein Sprecher. Auch bei der Jahrespressekonferenz im Februar wiegelte Bundesbankpräsident Joachim Nagel ab: "Ich habe natürlich diese Diskussion verfolgt: Es bereitet mir keine schlaflosen Nächte", sagte Nagel. "Ich habe da vollstes Vertrauen zu unseren Kollegen bei der amerikanischen Notenbank."
Investoren schafften Gold nach New York
Nicht nur bei den Notenbanken sorgt Donald Trumps Politik für zunehmendes Grübeln über Gold. Da das Edelmetall den Ruf als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten hat, kauften private Investoren zunehmend Gold ein – und sorgten so für Rekordwerte beim Goldkurs.
Normalerweise wird physisches Gold in London gehandelt. Doch nach der Präsidentschaftswahl im November begannen Investoren, tonnenweise Gold in die Lager der New Yorker Börse Comex zu transportieren – wohl, um Importzöllen zuvorzukommen. Die Bestände in New York sollen sich im Vergleich zum Oktober verdoppelt haben. Das sorgte für steigende Preise und Druck auf den Banken, ebenfalls Gold in die USA zu schaffen, um es dort teurer zu verkaufen. Seit Anfang April sind die Bestände zwar wieder gesunken, befinden sich aber weiter auf einem hohen Niveau.
Inzwischen allerdings scheint sich auch dieser Trend langsam wieder umzukehren. Laut einem Bericht des US-Fernsehsenders "CNBC" schaffen Superreiche der USA ihre Goldbarren zunehmend außer Landes, um es vor den unsicheren politischen Umständen zu schützen. Das Zielland ist demnach vor allem Singapur, das Investoren für politisch stabil halten und als wichtigen Transitknotenpunkt ansehen.
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