Pfiffe von den Fans, Schelte vom eigenen Trainer, eine kleine Drohung vom Sportdirektor: Borussia Dortmund macht alle unglücklich und wütend. Das schlechteste Heimspiel der Saison liefert das Team gegen den FC Augsburg. Ausreden sind einfach nicht zu finden.

Die Trikots kündeten von Erfolgen, von einer Meisterschaft. Von einem Borussia Dortmund, das in Neongelb auffiel und gefiel. Und ein Gefühl, das sich wohlig warm ausbreitete in den Bäuchen und den Köpfen der Fans. Also genau das Gegenteil von dem, was der aktuelle BVB beim Bundesliga-Spiel gegen den FC Augsburg auslöste. 0:1-Pleite, immer tiefer rein in die Krise.

Aktuell Tabellenzehnter, Blick eher abwärts als nach oben. Dass Noch-Meister Bayer Leverkusen und der Bald-wieder-Meister FC Bayern nicht noch weiter als 18, gar 26 Punkte weggezogen sind, liegt nur an den jeweiligen Pleiten der Teams. Die erneute Qualifikation für die Champions League ist mehr als nur in Gefahr. Auch mit der Europa League oder der Conference League ist aktuell nicht zu rechnen.

Die Fans - viele gewandet in eben jenes neongelbe Sondertrikot, das an die Meisterschaft 1995 erinnern soll, und für das die Anhänger stundenlang Schlange standen - wandten sich empört ab. Bedachten das Team, das eines der schwächsten Heimspiele der Saison lieferte, mit einem gellenden Pfeifkonzert.

Schonfrist von Kovac ist abgelaufen

Und die Reaktion des Teams? "Es tut weh. Wir kriegen es nicht auf dem Platz hin. Deswegen ist es schon verständlich, dass sie so durchdrehen. Den Fans kann man auf keinen Fall etwas vorwerfen, nur uns selber und den Spielern auf dem Platz", sagte Kapitän Emre Can. Das tat Trainer Niko dann auch direkt: "Schlecht gespielt" habe sein Team, und "überhaupt nicht das gemacht, was wir machen wollten, beziehungsweise, was wir vorgegeben haben." Die Mängelliste war lang: Sein Team habe "keine Chancen kreiert" und "keine Torgefahr" ausgestrahlt. "Keine Aggressivität, keine Intensität, keine Ballzirkulation", zählte der Coach weiter auf. "Das war viel zu wenig. Das war zu langsam, zu träge, zu behäbig. Wir haben keine Chancen kreiert, haben nicht die Tiefe bespielt."

Etwas mehr als einen Monat lang ist Kovac jetzt der Cheftrainer des BVB. Bislang hatte er seine Spieler in Schutz genommen, hatte versucht, sie stark zu reden. Doch ganz offensichtlich ist die Schonfrist jetzt vorbei. Kein Wunder, in acht Spielen sammelte er im Schnitt gerade einmal 1,38 Punkte. Drei Pleiten, zwei Unentschieden, zwei Siege. Es geht ja schließlich auch um seinen Job.

Doch der Fokus liegt weniger auf dem Trainer als viel mehr auf den Spielern, die ihre Leistung nicht bringen. Sportdirektor Sebastian Kehl schließt einen harten Kaderumbruch nicht aus. Zu sehr hatte ihn das Spiel "verärgert". "Natürlich machen wir uns Gedanken, wenn sich Dinge immer wiederholen", so Kehl. Bislang hatte Kehl den Kader, den er im Sommer zusammen mit dem inzwischen beurlaubten Technischen Direktor Sven Mislintat zusammengestellt hatte, stets verteidigt und die Qualität für ausreichend empfunden.

Hamann schimpft über Brandt

Schon vor dem Spiel hatte Kehl angedeutet, sich etwa von Julian Brandt trotz dessen noch bis 2026 laufenden Vertrages trennen zu können. "Wir haben natürlich einen Vertrag, aber wir haben eine schwierige Situation, in der wir uns befinden", hatte Kehl bei Sky gesagt. Und damit genau den Nerv von Experte Didi Hamann getroffen. "Der Erste wäre der Brandt", sagte er auf die Frage, wen der BVB abgeben müsste. Brandt steckt seit Wochen im Formtief. Auch der Versuch von Kovac, den Nationalspieler stark zu reden, schlug bislang fehl. Hamann redete sich in Rage: "Wenn er gut drauf ist, dann ist er auf einer Stufe mit Musiala und Wirtz. Das mag jetzt ungerecht sein, aber er ist zu lange da. Es würde ihm guttun und ich hoffe, dass der Verein irgendwann mal einen Schnitt macht, weil er symptomatisch für das ist, was in Dortmund seit Jahren passiert!"

In der vergangenen Saison war längst nicht alles rosig gelaufen. Als Fünfter hatte der BVB nur durch die Aufstockung der Champions League einen Platz erhalten. Aber immerhin in der war es sensationell gelaufen - bekanntlich war erst im Finale Real Madrid zu stark. Nur eine Spielzeit später aber droht das Aus im Achtelfinale.

Am Mittwoch muss der BVB im Rückspiel beim OSC Lille (18.45 Uhr/DAZN und im ntv.de-Liveticker) unbedingt gewinnen. Das 1:1 im Hinspiel, bei dem das Kovac-Team in der ersten Hälfte stark spielte, um in der zweiten Halbzeit komplett einzubrechen, lässt keine andere Wahl.

Womöglich wurde Kovac aufgrund des vielen Neongelbs geblendet, als er zu dem Schluss kam: "Wir haben vier Tage, um uns zu reseten, um dann eine viel, viel bessere Leistung zu zeigen und auch zu müssen." Denn auch Can stellte fest: "Wenn wir so weitermachen, dann wird es eine ganz, ganz schlimme Saison für uns."

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