Die anfängliche Euphorie ist verpufft, stattdessen ist bei Lewis Hamilton der Frust eingekehrt. Nach nur fünf Rennwochenenden für Ferrari scheint der Formel-1-Rekordweltmeister schon zu resignieren.

Auf dem Instagram-Profil von Lewis Hamilton ist es in den vergangenen Tagen erstaunlich ruhig geblieben. Die ersten vier Rennwochenenden hat der Formel-1-Rekordweltmeister noch mit diversen Posts begleitet, zum fünften Grand Prix des Jahres ist dort jedoch nichts zu finden. Zu tief sitzt offenbar der Frust. Denn der Traum, mit Ferrari endlich wieder um den achten WM-Titel fahren zu können, ist schon früh in der Saison geplatzt.

Statt um Siege zu kämpfen, muss sich Hamilton mit der bitteren Realität auseinandersetzen, die er selbst nach dem enttäuschenden siebten Platz beim Großen Preis von Saudi-Arabien so zusammenfasst: "Ich habe in jeder Kurve mit dem Auto gekämpft und nichts, was ich versucht habe, hat funktioniert." Er finde "keinen Zugang" zum SF-25: "Ich fühle mich nicht wohl mit dem Auto." Die vielleicht schlimmste Erkenntnis: "Es liegt an mir, denn Charles Leclerc hat gezeigt, dass man mit dem Auto aufs Podium fahren kann."

Der Monegasse schafft es im Grand Prix von Dschidda als Dritter erstmals in diesem Jahr aufs Podium, während Hamilton mehr als 30 Sekunden später und als desillusionierter Siebter das Ziel erreicht. "Im Moment geht es einfach darum, in die Top 10 zu kommen", hat Hamilton nach den Freitagstrainings gesagt und sich damit bereits frühzeitig von jeglicher Ambition für die weiteren Sessions verabschiedet. Ein verheerender Satz.

Hamilton denkt, es braucht "drastische Veränderung"

Verheerend einerseits, weil für Ferrari dem eigenen Selbstverständnis nach eigentlich nur Platz eins gut genug ist. Und andererseits, weil Hamilton schon nach knapp einem Fünftel seiner ersten Ferrari-Saison eine Kapitulation andeutet. Schließlich scheint er auch für den nächsten Grand Prix in Miami am ersten Mai-Wochenende bereits all seine Hoffnung verloren zu haben. Auf die Frage, ob die Pause zwischen den Rennen einen Moment biete, um sich neu zu sammeln, antwortet der 40-Jährige: "Ich glaube nicht, ehrlich gesagt - es wird keinen Unterschied machen."

Dabei hat sich Hamilton doch eigentlich nach Maranello aufgemacht, um genau das zu machen: den Unterschied. Doch es fällt dem Briten nach mehr als einem Jahrzehnt im Mercedes erkennbar schwer, die neue Herausforderung im Ferrari zu meistern. Vor dem miserablen Wochenende in Dschidda sagt er noch, dass es "nur um den Fahrstil" gehe, den er anpassen müsse: "Mein Fahrstil hat viele Jahre lang funktioniert", jetzt "braucht es eher eine drastische Veränderung". Weiter wollte er nicht ins Detail gehen.

Ralf Schumacher: "Lewis wirkt ratlos und verzweifelt"

Teamkollege Charles Leclerc, bislang in nahezu allen Kategorien deutlich überlegen, hat das Problem dagegen etwas genauer erklärt. Der SF-25 ist demnach "etwas schwieriger zu fahren" und "etwas weniger vorhersehbar auf dem Weg in die Kurve. Als Fahrer gibt dir das nicht unbedingt Sicherheit, aber es ist erstaunlicherweise etwas, das ich mag." Vielleicht auch, weil es ihm bislang deutlich besser als Hamilton gelingt: Leclerc hat mehr Punkte gesammelt, war in allen fünf Qualis schneller und in vier der fünf Grand Prix vor seinem neuen Stallgefährten im Ziel.

"Lewis wirkt ratlos und verzweifelt", sagt der ehemalige F1-Fahrer und heutige Sky-Experte Ralf Schumacher bei Sport1 dazu: "Sowohl in dem, was er sagt, als auch in seiner Körpersprache." Der 49-Jährige hofft zwar, "dass Lewis noch die Kurve bekommt, aber ich befürchte, er wird den Helm an den Nagel hängen, bevor sein Vertrag endet." Die Vereinbarung mit Ferrari läuft bis zum Ende der kommenden Saison, zu der die Formel 1 sich ein neues Reglement auferlegt hat: Die Autos werden etwas kürzer, schmaler und leichter, dazu steigt der Elektroanteil im Motor deutlich. Der Motor soll außerdem mit nachhaltigen Kraftstoffen betrieben werden.

Falls der Aufwärtstrend in diesem Jahr ausbleibt, müsste Hamilton darauf setzen, dass Ferrari unter den neuen Rahmenbedingungen einen klaren Schritt nach vorn macht. Und darauf, seinen Einfluss auf die Fahrzeugentwicklung so zu nutzen, dass der neue Bolide besser zu seinem Fahrstil passt. Zunächst aber muss er den Ärger und die Enttäuschung über die ersten Ergebnisse als Ferrari-Pilot hinter sich lassen. Sonst könnte es angesichts von noch 20 ausstehenden Rennwochenenden eine sehr, sehr lange Saison für Lewis Hamilton werden.

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