Der Fußball-Experte Dietmar Hamann hat sich die Bayern vorgeknöpft. Die Bilanz der Münchener gibt es ja her: jüngst das Aus schon im Viertelfinale der Champions-League, der Traum vom Finale dahoam am 31. Mai bleibt also unerfüllt. Im DFB-Pokal steht der VfB Stuttgart im Endspiel gegen Arminia Bielefeld, für den Rekord-Pokalsieger (20 Siege bei 24 Finalteilnahmen) war bereits im Achtelfinale Schluss (0:1 gegen Bayer Leverkusen), der Traum vom Triple war damit schon im Dezember geplatzt. Und die Meisterschaft?
Sechs Punkte Vorsprung sind es zwar fünf Spieltage vor dem Saisonende. Doch die Tabellenführung ist nicht nur Ausweis der Stärke des FC Bayern in dieser Saison, sondern mehr oder minder auch das Resultat der Schwäche der Konkurrenten, die in dieser Spielzeit immer dann patzten, wenn sie auf die Münchener Boden hätten gut machen können – allen voran Titelverteidiger Bayer Leverkusen.
Hamann sieht deswegen unterm Strich sogar den Münchener Trainer Vincent Kompany wackeln. „Nichts ist da ausgeschlossen, glaube ich“, sagte der Sky-Experte, „man muss gut schauen, was in den nächsten Wochen passiert.“ Die Bayern, skizzierte er, werden sich jetzt zusammensetzen „und schauen, was man macht, wie man analysiert. Man wird schauen, was das Beste ist. Da wird jede Position überdacht. Und wenn man sich dafür entscheidet, mit dem Trainer als Beispiel nicht weiterzumachen, dann muss man auch schauen, wer überhaupt auf dem Markt ist“.
Die Kimmich-Kritik traf den wunden Punkt der Münchener
Nach dem Aus in der Champions League bei Inter Mailand hatte ja schon der Münchener Anführer Joshua Kimmich den Finger in die Wunde gelegt. Nach dem zweiten von drei verpassten Saison-Titeln sprach der Mittelfeldstratege eine Gewinnwarnung mit Blick auf die Bundesliga aus.
„Wenn wir nicht die Meisterschaft holen, ist es wieder eine schlechte Saison“, sagte der Nationalmannschafts-Kapitän. In der vergangenen Spielzeit war der deutsche Rekordchampion erstmals seit 2012 ohne Titelgewinn geblieben. Kimmich hatte die Münchener Champions-League-Saison nach acht Siegen, zwei Unentschieden und vier Niederlagen als nicht ausreichend für ein Spitzenteam und die Ansprüche auf das Finale im eigenen Stadion eingeordnet.
„Wir haben nicht viele europäische Topteams geschlagen“, sagte er und unabhängig vom Wettbewerb sei es so, dass es „zu oft der Fall ist, dass wir nicht als Sieger vom Platz gehen, obwohl wir das Gefühl haben, dass wir die bessere Mannschaft sind.“ Vom Team, dem Weg und dem Trainer sei er aber nach wie vor überzeugt, bekräftigte Kimmich – im Gegensatz zu Hamann.
Insgesamt spiele die Mannschaft unter ihren Möglichkeiten, befand der 51 Jahre alte Ex-Spieler des FC Bayern: „Man hat jetzt teure Verträge verlängert (Davies, Musiala, Kimmich, Neuer – d. R.) für teilweise Unsummen. Und wenn man schaut, wie Bayern in dieser Saison insgesamt spielt, dann ist das einfach auch zu wenig, finde ich.“
Gegen Heidenheim ist der FC Bayern zum Siegen verdammt
Am Wochenende kann der Eindruck etwas korrigiert werden, die Münchener müssen am Samstag beim abstiegsbedrohten 1. FC Heidenheim antreten (15.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT). „Sie nehmen ein gewisses Risiko, um Ergebnisse zu holen“, sagte Kompany am Freitag, „wir haben auch Bock auf Kämpfen. Wir haben auch unsere Gründe, um motiviert zu sein.“ In der vergangenen Saison hatte der deutsche Rekordmeister nach einer 2:0-Pausenführung sogar mit 2:3 in Heidenheim verloren.
Mit Blick auf die Statistik kann Kompany zwar einigermaßen beruhigt sein. Angesichts der klar besseren Tordifferenz im Vergleich zum ärgsten Verfolger Leverkusen benötigen die Münchener aus den letzten fünf Spielen noch drei Siege, um sich den Titel wieder zurückzuholen. Noch nie in der Bundesliga-Historie wurde ein Sechs-Punkte-Vorsprung im Meisterrennen an den letzten fünf Spieltagen verspielt. Doch darin liegt natürlich auch eine Gefahr.
Sollte Bayern auch noch den Meisterschafts-Endspurt vermasseln, würde viel infrage gestellt werden. Wahrscheinlich auch Kompany.
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