Die deutschen Skispringer schnuppern im Team-Wettbewerb nach dem ersten Durchgang an einer WM-Medaille, dann lässt Karl Geiger alle Träume platzen: Der mehrmalige Weltmeister patzt schwer.
Andreas Wellinger lächelte nach dem bitteren Doppel-Blech gequält, der zerknirschte Karl Geiger suchte Trost bei den Teamkollegen: Am Orkan-Tag von Trondheim haben die deutschen Skispringer im Medaillenkampf die nächste WM-Flaute erlebt. Wie schon 24 Stunden zuvor im Mixed reichte es für Vizeweltmeister Wellinger mit dem Männer-Quartett nur zum vierten Platz. Dem unerwarteten Hoch auf der Normalschanze ist ein Tief auf der Großschanze gefolgt.
"Schade, aber mein zweiter Sprung war echt nicht gut genug", sagte der sonst so verlässliche Routinier Geiger ratlos. Ihm, Wellinger, Philipp Raimund und Stephan Leyhe fehlten beim Sieg des Titelverteidigers Slowenien satte 33 Meter zu Bronze. Wie schon vor zwei Jahren in Planica reichte es für das einstige deutsche Flaggschiff nicht zum Podest - und zwar erneut sehr deutlich.
"Einfach Attacke" funktioniert nicht
Slowenien siegte wieder in einem Krimi mit 1080,8 Punkten vor Österreich (1067,4) und Norwegen (1065,3) - Deutschland (1005,8), Weltmeister von 2019 und 2021, konnte im Konzert der Topteams nicht mithalten. Die guten Sprünge von Wellinger (132,0+133,5 Meter) und Raimund (135,5+135,0) waren nicht genug, weil Geiger (127,0+119,0) und Leyhe (122,5+127,0), der sich im Rennen um den vierten Startplatz gegen den fünfmaligen Saisonsieger Pius Paschke durchgesetzt hatte, abfielen.
Seit der Nacht hatte es über Trondheim gestürmt, der Wind erreichte Orkanstärke, deckte Dächer in der Nähe des Skistadions ab. Der Team-Wettkampf der Kombinierer war am Mittag abgesagt und auf Freitag verlegt worden. Bis zum späten Nachmittag hatte sich das Wetter beruhigt. Die Winde waren zum Start des Spezialspringens anspruchsvoll, aber beherrschbar.
"Einfach Attacke", hatte Wellinger als Taktik für den Showdown der besten Skisprung-Nationen vorgegeben, in den das deutsche Team nach den Vorleistungen nur als Außenseiter gegangen war. Doch von Beginn war der DSV-Vierer in der Defensive. Mit Geigers schwachem zweiten Sprung auf nur 119,0 Meter - 18,5 Meter kürzer als der Norweger Johann Andre Forfang nach ihm - war der Traum von der Medaille fast schon ausgeträumt. "Schade, jetzt wird es echt eng", sagte Zuschauer Paschke. Doch eng war es am Ende nicht.
Nach dem rauschenden WM-Auftakt mit Silber für Wellinger und Platz vier für Geiger auf der Normalschanze fielen die deutschen Springer auf dem großen Granasen-Bakken teilweise wieder in den Wankelmut der vergangenen schwachen Monate seit dem Jahreswechsel zurück.
Paschke sprang aus dem Team
"Auf der kleinen Schanze sind wir gut reingekommen, die Umstellung auf die große ist nicht so gelungen. Es ist nicht so einfach hier, die Schanze ist sehr eigen", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Im Einzel sind seine Springer am Samstag Außenseiter, auch wenn gerade Wellinger immer ein Coup zuzutrauen ist - schon 2017 in Lahti holte er auf beiden Schanzen WM-Silber. "Ich habe hier immer besser reingefunden", sagte er.
Rausgeflogen statt reingefunden galt hingegen für Paschke, dessen einstige Traumsaison immer mehr zum Albtraum wird. "Ich habe es sportlich aufgenommen, hatte nach dem Training damit gerechnet", sagte der 34-Jährige. Mit fünf Siegen in den ersten acht Weltcupspringen bis Mitte Dezember war Paschke in die Saison gestartet - gefühlt liegt das eine Ewigkeit zurück. Seit der Vierschanzentournee geht gar nichts mehr, auch in Trondheim ist Paschke ein Schatten seiner selbst.
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