Sébastien Chabal ist Zeit seiner großen Rugby-Karriere für sein Auftreten und seine brutale Spielweise gefürchtet - doch er kann sich an "keine einzige Sekunde" seiner Laufbahn erinnern. Erstmals spricht der Franzose über seinen dramatischen Gedächtnisverlust.

In seiner aktiven Karriere war Sébastien Chabal bekannt für seine Härte, seine Brutalität, seinen furchteinflößenden Auftritt. Ohne Rücksicht auf seine Gegner und sich selbst ging der muskelbepackte Franzose - Markenzeichen: lange schwarze Haare, Rauschebart, unbändige Entschlossenheit - in seine Zweikämpfe. Nicht selten verlor ein Gegner bei einem Zusammenstoß das Bewusstsein, häufig bekam auch Chabal selbst Wirkungstreffer gegen den Kopf. Der Schmerz verging rasch, die Spätfolgen für die "französische Bestie" aber sind dramatisch.

"Ich erinnere mich an keine einzige Sekunde eines Rugbyspiels, das ich gespielt habe", gestand der 47-Jährige in einem bei YouTube veröffentlichten Interview. Chabal scheint elf Jahre nach dem Karriereende den Preis für seine Zähigkeit auf dem Feld zu zahlen.

Einen Neurologen will der Ex-Nationalspieler nicht aufsuchen. "Was soll man machen, mein Gedächtnis kehrt nicht zurück", sagte Chabal lapidar. Und das, obwohl selbst einschneidende, persönliche Erlebnisse aus seiner Erinnerung gelöscht sind - wie etwa die Geburt seiner Tochter. Im Rugby ist das Problem der Hirnschäden schon lange bekannt - wie auch im American Football, Kampfsport oder Fußball.

2020 konnte sich der Engländer Steve Thompson, Rugby-Weltmeister von 2003, in einer TV-Dokumentation nicht an die Namen seiner drei Kinder erinnern. Auch ihm fehlt jede Erinnerung an seine Karriere. Im selben Jahr erhob er mit über 300 weiteren ehemaligen Rugby-Spielern Klage gegen den englischen und walisischen Rugby-Verband sowie den Weltverband World Rugby. Der Vorwurf: Die Spieler seien nicht ausreichend vor den Risiken von Gehirnerschütterungen geschützt worden. Ein Urteil wird in diesem Jahr erwartet.

Fall von Sébastien Chabal soll sich nicht wiederholen

Doch seit den 2000er-Jahren hat sich im Rugby einiges getan: Spieler, bei denen Verdacht auf Gehirnerschütterung besteht, werden sofort aus dem Spiel genommen und von einem unabhängigen Neurologen untersucht. Sollte sich der Verdacht bestätigen, müssen die Spieler eine Ruhephase von mindestens 21 Tagen einhalten.

Seit 2024 verpflichtet World Rugby die Akteure zusätzlich zu einem "smarten" Zahnschutz, der automatisch einen Aufprall erkennt und einen entsprechenden Alarm auslöst, wenn die Härte des Zusammenstoßes einen bestimmten Wert übersteigt. Verhindern können diese Maßnahmen die Zusammenstöße zwar nicht, allerdings bleiben keine Gehirnerschütterungen unentdeckt und die betroffenen Spieler können entsprechend behandelt werden.

Darüber hinaus steht eine Senkung der Tackling-Grenze im Raum. Aktuell sind Tacklings nur unterhalb der Schultern erlaubt, zur Diskussion steht eine Verschiebung dieser Linie nach unten. Laut einer Studie der Universität Edinburgh könnten damit die Kopf-an-Kopf-Kontakte, die Hauptursache der Gehirnerschütterungen, um 45 Prozent verringert werden. Alles, damit sich Fälle wie der von Sébastien Chabal nicht wiederholen.

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