Im Februar 2024 scheiterte der geplante Investoren-Deal der DFL an den Tennisball-Protesten der Ultras. Eine Milliarde Euro hätte eine achtprozentige, über 20 Jahre laufende Beteiligung von CVC aus Luxemburg an den TV-Einnahmen der Bundesliga der DFL und den 36 Klubs einbringen sollen. Seitdem fehlt eine dreistellige Millionen-Summe, die in Zukunftsprojekte wie Digitalisierung, Internationalisierung und eine bessere Übertragungstechnik der Spiele gesteckt werden soll.

Nun ist eine Lösung nahe, nach Informationen von „Sport Bild“ ist ein ein 100-Millionen-Euro-Deal mit dem deutschen Welt-Unternehmen Adidas im Gespräch.

Wichtigste Aufgabe der DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel sowie des Präsidiums unter Boss Hans-Joachim Watzke (BVB) war in den vergangenen Monaten die Suche nach einer Alternative zum DFL-Investor. Konkret: ein Mix aus Binnen- und Fremdfinanzierung. Aber: Einen Bankkredit lehnt wie Watzke auch Bayern-CEO Jan-Christian Dreesen strikt ab. Weil sie – Stichwort Komplementärhaftung – nicht für die Schulden anderer Klubs mithaften wollen, wenn diese ihre Tilgungsrate nicht aufbringen können.

Deshalb hoffte die DFL auf einen Partner, der die 100 Millionen Euro im Rahmen einer strategischen Zusammenarbeit zur Verfügung stellt – und ist nun fündig geworden: Die Verhandlungen mit Adidas befinden sich bereits im fortgeschrittenen Stadium.

Adidas stellt nun wieder den Spielball

Die DFL hat vor drei Wochen bekannt gegeben, dass der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach ab der Saison 2026/27 den offiziellen Spielball in der Bundesliga und 2. Liga stellt (bis 2029/30). Merkels Aussage, Adidas sei „ein Unternehmen, das in Deutschland tief verwurzelt ist und zugleich über eine große weltweite Strahlkraft verfügt, dies wollen wir ab der übernächsten Spielzeit gemeinsam nutzen“, bekommt rückblickend eine viel größere Bedeutung.

Vorteil für die Liga: Die finanziellen Rahmenbedingungen, was Kreditzinssatz – dem Vernehmen nach unter zwei Prozent – und Rückzahlung betrifft, können mit Adidas ganz anders gestaltet werden als mit einem Investor. Eine Variante ist die teilweise Verrechnung des Darlehens mit DFL-Vermarktungsrechten, angefangen beim Adidas-Spielball, der insgesamt 20 Millionen Euro für vier Jahre wert ist. Bedeutet: Die Liga muss nur 80 der 100 Millionen Euro plus Zinsen an Adidas zurückzahlen. Auf Anfrage äußerte sich Adidas nicht zu den laufenden Verhandlungen.

Der ganz große Wurf wäre theoretisch, wenn Adidas nach Beispiel anderer Ligen in Deutschland (Basketball/Easycredit, Handball/Daikin, Eishockey/Penny) und im Ausland (LaLiga/EA Sports, Serie A/Enilive, Ligue 1/McDonald’s) sogar Namenssponsor der Bundesliga wird. Aktuell ist das im DFL-Präsidium zwar kein Thema, da mit starkem Gegenwind von Vereinen zu rechnen wäre, die einen anderen Ausrüster als Adidas haben.

Aber: Eine Alternative wird von DFL und Adidas diskutiert: Programmsponsoring. Dann würde es in TV- und Radiosendungen heißen: „Die Bundesliga wird präsentiert von Adidas“.

Adidas verliert das DFB-Team, angelt sich aber Liverpool

Für Adidas unter Vorstandschef Bjørn Gulden wäre die Partnerschaft mit der Bundesliga der nächste Image-Coup. Nachdem sich der DFB nach mehr als 70 Jahren gegen Adidas und ab 2027 für Nike als Ausrüster seiner Nationalmannschaften entschieden hat (bis 2034), hat sich Adidas ab 2025 schon den FC Liverpool und Eintracht Frankfurt (beide bisher Nike) geangelt.

Neben den avisierten 100 Millionen Euro von Adidas stehen der DFL weitere 50 Millionen aus der Binnenfinanzierung durch den Neuverkauf der TV-Rechte ab 2025/26 zur Verfügung: Im Schnitt 1,121 Milliarden Euro zahlen die Sender pro Saison bis 2028/29. Davon schüttet die DFL nur in der Saison 2025/26 die gesamte Summe an die 36 Vereine aus. Danach werden drei Tranchen einbehalten: 2026/27: zehn Millionen Euro, 2027/28 und 2028/29: je 20 Millionen.

Das Geld dient zur Finanzierung nationaler Zukunftsprojekte, dazu gehören eine Verbesserung des Medienprodukts mit Blick auf neue Formate für junge Zielgruppen und ein besserer Schutz gegen digitale Piraterie.

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.

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