Der Titelverteidiger aus Madrid steht nach der klaren Pleite im Viertelfinal-Hinspiel bei Arsenal London mit dem Rücken zur Wand. Im heimischen Stadion soll nun ein Wunder her. Und welche Mannschaft auf der Welt ist mehr dazu in der Lage als Real?
Die "Marca" war fassungslos. Ihr genügten nur drei Worte, um den Zustand von Real Madrid an diesem späten Dienstagabend zu beschreiben. "Herido de muerte" stand auf der Homepage der Zeitung ganz oben, "tödlich verwundet" bedeutet das. Beim FC Arsenal war der Titelverteidiger im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League auseinandergenommen worden. Mit 3:0 hatten sich die Londoner die Königlichen zur Beute gemacht. Die Titelverteidigung ist für die Superstar-Truppe um Kylian Mbappé und Jude Bellingham nun ganz weit weg.
Ob Real Madrid damit aber wirklich schon verdaut ist, wer weiß das schon? Auch wenn nichts für die Mannschaft von Carlo Ancelotti spricht. Aber wie oft sprach schon nichts für Real Madrid? Und wie oft waren sie danach aus den unmöglichsten Momenten auferstanden? So wie etwa vor knapp drei Jahren, als Rodrygo in der 90. und 91. Minute zweimal traf und Madrid gegen Manchester in die Verlängerung rettete.
"Heute Abend scheint ein Weiterkommen unmöglich"
Wenn eine Mannschaft immer in der Lage ist, alles zu schaffen, dann Real Madrid. Niemand tanzt so elegant am Abgrund, um dann kurz vor dem Absturz doch noch auf dem Absatz die Pirouette ins Glück zu vollführen. Und so beschwört Trainer-Legende Ancelotti bereits jetzt das nächste Wunder von Bernabéu. "Heute Abend scheint ein Weiterkommen unmöglich", sagte der Altmeister auf der Pressekonferenz nach der völlig verdienten Klatsche im Norden Londons. "Aber wir müssen an uns glauben. Denn im Fußball kann alles passieren - und im Bernabéu ist schon sehr viel passiert."
Mehr als irgendwie an ein Wunder glauben, bleibt Real auch nicht übrig. Zu chancenlos war Madrid, zu stark der FC Arsenal und vor allem Declan Rice. Den Mittelfeldmann wollte Thomas Tuchel in seiner großen Sehnsucht nach einer "Holding Six" zum FC Bayern holen, er saß schon im Wohnzimmer des Engländers. Doch der Transfer kam im Sommer 2023 nicht zustande. Neben Harry Kane war ein zweiter Gigantentransfer nicht zu stemmen.
"Ich weiß nicht, ob ich das jemals begreifen werde"
Zwei sensationelle Freistöße hatte Rice den Königlichen reingedrückt. Nach 58 Minuten vollführte der Ball eine Flugkurve wie einst beim viel beachteten Freistoß der (ausgerechnet) Real-Legende Roberto Carlos und drehte sich außen an der Mauer vorbei. Zwölf Minuten später knallte der 26-Jährige den Ball aus ähnlicher Distanz so passgenau in den Winkel, dass Thibaut Courtois trotz zwei Metern Körpergröße chancenlos war. In England verglichen sie Rice direkt mit dem ikonischen Freistoß-Genie David Beckham. "Ich weiß nicht, ob ich das jemals begreifen werde. Ich habe gerade mein Handy eingeschaltet, und es ist total verrückt. Ich bin ein bisschen sprachlos und einfach so glücklich", sagte der Kunstschütze zu seinen Meisterwerken.
Sonst seien viele seiner Freistöße "zu oft gegen die Mauer oder über die Latte gegangen", sagte der Mann, über den nun alle reden, dem als erstem Spieler der Königsklassen-Geschichte zwei direkte Freistoßtreffer in einer K.o.-Partie gelangen. "Ich habe die Mauer und die Position des Torwarts gesehen, also habe ich es einfach versucht. Beim zweiten Freistoß hatte ich dann einfach das nötige Selbstvertrauen. Man kann es nicht beschreiben, es ist das beste Gefühl der Welt." Mikel Merino besorgte eine Viertelstunde vor Schluss den Endstand. Es war ebenfalls ein schönes Tor.
"Werden etwas unglaublich Besonderes, ja Verrücktes brauchen"
"Die Message vom Trainer war, dass wir komplett von uns überzeugt sein müssen, um Real zu schlagen", sagte Rice, der in den letzten drei Heimspielen in der Königsklasse vier Treffer erzielt hat. Das gelang dem Team von Mikel Arteta in herausragender Manier. Der Trainer erfreute sich an einer "kompletten" und "großartigen" Leistung. Überhaupt läuft es für Arsenal vor allem gegen die iberischen Vertreter ganz vorzüglich. Sechs der letzten acht Begegnungen mit einer spanischen Mannschaft haben die Londoner gewonnen. Ein siebtes sollte nun unbedingt dazukommen, um nicht plötzlich in Tränen zu liegen. Nebenbei sicherte der Sieg der Premier League einen fünften Startplatz in der kommenden Champions-League-Saison über die Koeffizienten-Tabelle der UEFA.
Die Aussichten für ein Wunder in Madrid sind derweil nicht nur wegen der Hinspiel-Hypothek eher eine dornige, denn eine realistische Chance. Mit dem Franzosen Eduardo Camavinga wird ein wichtiger Mann im Defensiv-Verbund um den deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger fehlen. Der Sechser hatte sich in der Nachspielzeit die Gelb-Rote Karte abgeholt. Eine ziemlich sinnlose Aktion. Und noch eine weitere Statistik spricht gegen Real: Nie zuvor hat die Mannschaft ein Pflichtspiel gegen Arsenal gewonnen.
Jude Bellingham pfeift drauf: "Wir werden etwas unglaublich Besonderes, ja Verrücktes brauchen", sagte der Engländer: "Und es gibt genau einen Ort, an dem verrückte Dinge passieren können: bei uns zu Hause."
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