Es war eine herbe Packung, die Martin Schindler einstecken musste. Die deutsche Nummer eins muss weiter auf das erstes Achtelfinale bei einer Darts-WM warten. Gegen Ryan Searle verlor Schindler in der dritten Runde glatt mit 0:4.
Das Aufeinandertreffen der Nummer 13 gegen die Nummer 20 der Welt war als echtes Topspiel deklariert worden. Nach den Averages im bisherigen Turnierverlauf vor dem Start der dritten Runde traf die Nummer sieben auf die Nummer acht. Doch nur Searle konnte an die Zahlen anknüpfen.
Schindler hingegen bekam die Probleme seiner diesjährigen Saison wie einen Spiegel vorgehalten. Der Deutsche traf immer wieder das große Fünfer-Segment, ein Ausreißer, der ihm in der Vergangenheit immer wieder bessere Ergebnisse kostete. Dazu verfehlte Schindler nahezu alle Versuche auf die Doppelfelder.
Dabei sei er eigentlich fleißig gewesen, auch an den Weihnachtstagen, die er mit Frau und Tochter Hailey (2) in Deutschland verbracht hatte, habe er oft am Board gestanden, sagte der 29-Jährige vor dem Spiel. Noch am Vortag seines Spiels habe er eine Drei-Stunden-Session eingelegt, vor allem die Doppel trainiert.
Nur zwei Treffer bei 15 Versuchen auf Doppel
In den Quoten spiegelte sich das überhaupt nicht wider. Nach dem dritten Satz standen nur zwei Treffer bei 15 Versuchen zu Buche. Umgerechnet ist das eine Trefferquote von 13 Prozent, für einen Profi miserabel. Zu diesem Zeitpunkt hatte sein Gegner bereits neun Legs für sich entschieden. „Es wird ein ganz anderes Spiel, wenn ich im ersten oder zweiten Satz meine Chancen auf Doppel nutze. Das habe ich nicht. Er ist im Endeffekt über mich drübergelaufen“, sagte Schindler nach dem Spiel bei DAZN: „Man kann dieses Spiel Darts nicht programmieren, ich wünschte man könnte das.“
Die Hoffnungen auf einen tiefen deutschen Run bei dieser WM lagen eigentlich auf Schindler. Er hatte bisher zwei überzeugende Siege gefeiert. Gegen Stephen Burton 3:1 (99er-Average), gegen Keane Barry 3:0 (96er-Average). Gegen den Iren war Schindler in der zweiten Runde das Kunststück gelungen, alle drei Sätze im Decider mit 3:2 für sich entschieden zu haben. Es schien, als habe Schindler dieses Mal auch die mentale Stärke, um enge Matches auf seine Seite zu ziehen. Das Spiel gegen Searle aber konnte er gar nicht erst eng gestalten. Während der Engländer spätestens ab dem zweiten Satz auf der Erfolgswelle surfte, rutsche Schindlers Spiel immer weiter ab.
Als Searle auch den entscheidenden vierten Satz locker mit 3:0 für sich entschied und den zweiten Matchdart auf der Doppel-12 verwandelte, stand bei Schindler ein Average von unter 90 Punkten zu Buche. Einen weiteren Versuch auf Doppel hatte er gar nicht mehr bekommen. 23 Minuten und 52 Sekunden stand Schindler da gerade einmal auf der Bühne. Es war eine Deklassierung.
Schindler zeigte sich dennoch aufgeräumt. „Er hat mich für alles bestraft, für jeden kleinsten Fehler. Ich habe verdient verloren“, sagte er bei DAZN – und zog dennoch ein positives WM-Fazit. „Es war trotzdem eine gute WM, aber keine Sensations-WM.“ Searle hatte noch ein paar warme Worte für den Deutschen übrig. „Es passiert, ich war schon in dieser Situation, dass ich mich gut gefühlt und es dann auf der Bühne nicht hinbekommen habe. Er ist ein netter Typ und ich wünsche ihm das Beste.“
Searle ist mit dem Erfolg auch die Revanche für eine bittere Niederlage geglückt. Schindler hatte den Engländer beim bislang letzten Aufeinandertreffen beim European-Tour-Turnier in Basel 2024 im Finale mit 8:7 geschlagen. Searle hatte damals mehrere Matchdarts vergeben und nach der Niederlage mit den Tränen gekämpft. Es war damals der Zweite von bislang vier Triumphen Schindlers auf dem PDC-Circuit. Nächster Gegner für Searle ist James Hurrell, der am Samstag sensationell die Nummer vier der Welt, Stephen Bunting, geschlagen hatte.
Es ist ein enttäuschender Start in den deutschen Supertag. Am Abend haben noch zwei weitere Deutsche die Chance auf das Weiterkommen. Der „German Giant“ Gabriel Clemens ist gegen den Weltranglistenzweiten Luke Humphries aber genauso Außenseiter wie WM-Debütant Arno Merk, der auf Michael van Gerwen trifft. Am Samstagabend war Ricardo Pietreczko als erster von vier Deutschen in Runde drei mit 2:4 gegen den schwedischen Außenseiter Andreas Harrysson verloren.
Darts-WM 2026, Ergebnisse 3. Runde
Martin Schindler (D/13) – Ryan Searle (ENG/20) 0:4
Damon Heta (AUS/16) – Rob Cross (ENG/17)
Gary Anderson (SCO/14) – Jermaine Wattimena (NED/19)
ab 20.15 Uhr:
Gian van Veen (NED/10) – Madars Razma (LAT)
Luke Humphries (ENG/2) – Gabriel Clemens (D)
Michael van Gerwen (NED/3) – Arno Merk (D)
Luca Wiecek ist Sportredakteur für WELT. Er berichtet bis Silvester in London aus dem Alexandra Palace.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke