Die umstrittene Dokumentation „Being Jérôme Boateng“ bleibt weiter ein großes Thema. Rund um den dreiteiligen Film über Jérôme Boateng (37) vom Bayerischen Rundfunk (BR) gibt es seit der Erscheinung Ende November große Diskussionen.
Jetzt spricht auch der Anwalt von Boatengs verstorbener Ex-Freundin Kasia Lenhardt und ihrer Familie über die Dokumentation. Dort äußert sich Boateng, Fußball-Weltmeister von 2014 und viele Jahre Abwehrstar des FC Bayern, auch zu dem Tod von Lenhardt, die im Februar 2021 mit 25 Jahren in Berlin Suizid begangen hatte.
Im Interview im „Tagesspiegel“ sagt Markus Hennig, der Anwalt, der erst Lenhardt vertrat und mittlerweile ihre Familie vertritt: „Ich befinde mich im engen Austausch mit der Familie und spreche hier auch in ihrem Namen. Sie ist entsetzt von der Doku – will das Ganze aber nicht adeln, indem sie selbst das Wort ergreift. Die Familie ist von Beginn an dem Rat gefolgt, sich selbst nicht zum Teil der Berichterstattung zu machen. Was würde ihr das nutzen? Es bringt ihre Tochter auch nicht zurück.“
„Wir kritisieren auch die Reaktionen der ARD“
Hennig hat die ARD, zu der der BR gehört, noch nicht mit der Kritik konfrontiert. Er sagt: „Wir arbeiten daran. Wir kritisieren auch die bisherigen Reaktionen der ARD. Der Sender setzt sich mit der Kritik nicht ernsthaft auseinander. Nur zwei Tage vor der Veröffentlichung der Doku wurden die neuen Zahlen zur Gewalt gegen Frauen publik gemacht – und auch von der ,Tagesschau‘ präsentiert. Welches Signal sendet das? Gewalt gegen Frauen ist schlimm, aber nicht, wenn ein Promi sie ausübt? Die ARD sollte die Doku zurückziehen.“
Der Kern der Kritik: Der Geschichte Boatengs, der 2024 wegen vorsätzlicher Körperverletzung an seiner Ex-Freundin, die auch die Mutter seiner Kinder ist, schuldig gesprochen und verwarnt wurde, werde eine zu einseitige Plattform geboten. Hennig: „Man hat am Ende das Gefühl: Das war doch alles gar nicht so schlimm – obwohl Herr Boateng wegen Körperverletzung an der Mutter seiner Kinder verurteilt wurde.“
Der Jurist weiter: „Dass ausgerechnet der Mann, dessen Interview in der ‚Bild' die anschließende Hasswelle überhaupt erst mit ausgelöst hat, noch Krokodilstränen vergießen darf, empfinde ich – gerade mit Blick auf die Familie – nicht nur als völlig inszeniert und geschmacklos, sondern als besonders grausam.“
Kurz nach Ende der Beziehung, die zuvor monatelang in den Medien thematisiert worden war, hatte Boateng ein Interview in „Bild“ gegeben, in dem er seiner Ex-Freundin Vorwürfe machte. Sechs Tage danach nahm sich Lenhardt das Leben.
Der spätere „Bild“-Chefredakteur Johannes Boie hatte sich von der Veröffentlichung distanziert, sagte gegenüber Correctiv und SZ: „Wir würden heute dieses Interview nicht mehr veröffentlichen.“
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in „Bild“ veröffentlicht.
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