Sie hatte auf diesen Tag hingefiebert, den Startschuss zu ihrem Marathon-Debüt herbeigesehnt und den Weltenwechsel vom Hindernislauf über 3000 Meter auf der Bahn zu den 42,195 Kilometern auf der Straße lange geplant. Der Start von Gesa Krause beim Marathon in Valencia am Sonntag war wohlüberlegt. Und eine Herzensangelegenheit. Umso größer ist nun ihre Enttäuschung. Denn die 33-Jährige musste das Rennen aufgeben – ihr Premierenstart endete bei Kilometer 34. Dabei lief es lange Zeit sehr gut.
Was genau passiert war, wie es ihr erging – darüber hatte die Lauf-Community bisher gerätselt. Einen Tag später nun meldet sich die zweimalige WM-Dritte und Europameisterin im Hindernislauf ausführlich zu Wort. „Die gestrige Erfahrung schmerzt unheimlich. Ich habe viel investiert und kein Outcome“, schreibt sie in den Sozialen Medien: „Aber das ist Sport. Es ist Teil des Lebens, dass man eben manchmal auch scheitert. Nicht jede Geschichte hat ein Happy End.“
Die Halbmarathon-Marke hatte sie noch mit einer Zeit von 1:13:35 Minuten passiert und war damit genau im Plan, spulte die Kilometer konstant ab – „gleichmäßig in 3:29 Minuten“, wie sie schreibt.
„Bin ich zu ‚schwach‘ für Marathon?“
Etwas später aber streikte der Körper. „Der Ofen war bei Kilometer 26 schlagartig aus. Ich konnte meine Pace nicht mehr halten“, schreibt sie. Auf den folgenden acht Kilometern versuchte Krause dann, sich zu erholen, wieder Kräfte zu mobilisieren. Es wurden lange acht Kilometer – nicht nur für den Körper. Denn wenn der Körper an Grenzen stößt, muss der Kopf das Kommando übernehmen.
Krause sagt ehrlich, dass sie ab diesem Zeitpunkt die große Frage begleitet habe, „warum ich schon so verdammt früh am Leiden bin“. Es sei dazu ein mentaler Kampf gewesen, den Schmerz zu ignorieren und positiv zu bleiben. Dann kam die Einsicht, dass sie ihr Zeitziel wohl verfehlen werde: „Und schließlich die Akzeptanz, dass die Realität anders aussieht und dass ich an diesem Tag nicht meinen ersten Marathon finishen werde.“
Was der Grund war, weiß sie noch nicht. In ihrem Kopf häufen sich die Fragen. „Ich wünschte, ich hätte eine Erklärung, warum mein Körper ab Kilometer 26 plötzlich gestreikt hat. Warum ich so früh nicht mehr auf Kurs bleiben konnte. Bin ich zu „schwach“ für Marathon? Waren elf Wochen zur Vorbereitung einfach zu ambitioniert und schlichtweg zu kurz? Oder war gestern einfach nicht mein Tag?“
„Es tut mir von Herzen leid“
Krause bedankt sich an dieser Stelle ausdrücklich bei ihrer Familie, ihrem Team, ihrem Trainer, den Zuschauern und richtet an Nic Ihlow: „Ein ganz großes Dankeschön an @nic_ihlow, der gestern einen unheimlich tollen Job als Pacemaker und Motivator gemacht hat. Es tut mir von Herzen leid, dass wir dafür nicht mit diesem epischen Zieleinlauf belohnt wurden.“
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Jetzt heißt es für die 33-Jährige erst einmal Analysieren, aber vor allem Abschalten und Erholen. Wie es mit ihren Marathon-Ambitionen weitergeht, verrät sie noch nicht. Aber schon vor dem Start in Valencia hatte sie im WELT-Interview gesagt: „Zu 100 Prozent habe ich mit dem Thema Hindernislauf noch nicht abgeschlossen, weil es einfach meine Leidenschaft ist, ich diese Disziplin liebe und ich auch immer noch das Gefühl habe, dass grundsätzlich noch viel in mir steckt. Eigentlich möchte ich gerne noch mal wirklich zeigen, was ich über 3000 Meter Hindernis noch kann. Aber gleichzeitig möchte ich auch langfristig denken, möchte mir die Möglichkeit geben, neue Herausforderungen zu suchen.“
Und diese neue Herausforderung ist der Marathon. Krause war klar, dass sie nicht einfach an den Start geht und gleich bei ihrem Debüt in die Spitze läuft. Ihr Respekt war groß, Wunder hatte sie nicht erwartet. „Es ist eine Disziplin, die ein paar Jahre Zeit braucht, bis man zu seinem besten Leistungsvermögen kommt. Eine Disziplin, bei der dich auch die Kilometer und die Wettkämpfe prägen und besser machen.“
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