Kirsty Coventry aus Simbabwe ist als erste Frau und erste Afrikanerin an die Spitze des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt worden. Wenige Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina äußert sich die 42-Jährige ausführlich zum derzeitigen Stand der Dinge.
Es war ein volles Programm: Am Morgen wurde sie in Begleitung des Präsidenten des Belgischen Olympischen Komitees Jean-Michel Saive beim belgischen König Philippe empfangen und fuhr anschließend zum Sitz des belgischen Olympischen und Interföderalen Komitees (COIB), wo sie sich mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und den meisten IOC-Präsidenten der insgesamt 27 EU-Mitgliedsstaaten traf.
Am Abend war dann die 7. Ausgabe des „Europäischen Abends des Sports“ an der Reihe. Am Tag darauf ging es von Brüssel weiter nach New York zur UN-Generalversammlung, wo die Resolution zum olympischen Frieden während der Winterspiele von Mailand Cortina im kommenden Februar verabschiedet werden sollte. Es war also nur ein Blitzbesuch in Brüssel für die neue IOC-Präsidentin Kirsty Coventry, gemeinsam mit ihrem ganzen Team. Dennoch nahm sich die frühere Top-Schwimmerin – Coventry gewann 2004 und 2008 Olympiagold – Zeit für ein ausführliches Interview.
WELT: Kirsty Coventry, nach Ihrer Wahl im März sind sie jetzt seit fünf Monaten offiziell Nachfolgerin von Thomas Bach als IOC-Präsidentin. Wie verläuft Ihr neues Leben?
Kirsty Coventry: Sehr gut! Ich bin mit meiner Familie (ihrem Ehemann und zwei kleinen Mädchen von sechs und einem Jahr, Anm. d. Red.) Ende August nach Lausanne gezogen. Alle haben uns ausgesprochen freundlich aufgenommen und waren sehr hilfsbereit. Inzwischen geht meine ältere Tochter auch in die Schule, und sie liebt es. Was mich selbst betrifft, so war die Übergangsphase zwischen meiner Wahl und meiner Amtsübernahme sehr hilfreich. Ich habe sie dafür genutzt, mir mithilfe von Ehrenpräsident Thomas Bach bereits eine gute Basis an Kenntnissen zu verschaffen, um gleich positiv einsteigen zu können, und ich freue mich schon auf die vielversprechende Zukunft, die uns erwartet.
WELT: Ihre neun Vorgänger als IOC-Präsidenten waren alles weiße Männer und meist schon über 50 Jahre alt. Sehen Sie sich selbst als eine Art Revolutionärin innerhalb der olympischen Bewegung?
Coventry: Nein, es handelt sich dabei einfach nur um ein Zeichen für die Richtung, in die sich die olympische Bewegung orientiert. Und diese ist, wie Thomas Bach es ja oft gesagt hat, gerade dank ihrer Diversität so stark, was hier auch ganz eindeutig bewiesen wird.
WELT: Inwiefern beeinflussen Ihre beiden Rollen, als Frau und als Afrikanerin, die ja gleich zwei Premieren auf Ihrem Posten darstellen, Ihre Vision für die olympische Bewegung?
Coventry: Ich glaube, dass meine Vision nichts mit meinem Geschlecht oder meiner Herkunft zu tun hat. Für mich geht es nun darum, die Menschen auch weiterhin zu inspirieren und neue, innovative Wege zu finden, um Menschen – vor allem aber kleine Kinder – für Sport zu begeistern und so auch gesund zu bleiben. Abgesehen davon bin ich natürlich auch sehr stolz darauf, eine Frau zu sein und aus Afrika zu stammen, zwei Eigenschaften, die ich künftig nutzen kann.
WELT: Sie haben Ihr Amt zwar gerade erst angetreten, doch was würden Sie später gerne als Ihr Vermächtnis hinterlassen?
Coventry: Sie denken ja schon an das Ende meiner Amtszeit. Was ich mir wünschen würde, ist, dass die Menschen die olympische Bewegung weiterhin als eine einende Plattform ansehen, die uns das Beste der Menschheit zeigt. Das ist etwas, was wir in unserer heutigen Welt brauchen, einen Bereich, in dem junge Menschen begreifen lernen, dass Unterschiede sich in Stärke verwandeln können. Hinfallen, wieder aufstehen – das sind Lektionen fürs Leben, die der Sport uns lehrt und uns dadurch zu besseren Menschen macht. Und ich würde mir wünschen, dass sich genau das künftig noch etwas weiterentwickelt.
WELT: Wir leben gerade in sehr eigenartigen Zeiten. Wie kann die olympische Bewegung auf die aktuelle geopolitische Situation reagieren?
Coventry: Es ist wirklich traurig, die Welt zu sehen, in der wir heute leben, doch gerade in dieser Hinsicht können der Sport und die Olympischen Spiele eine noch wichtigere Rolle übernehmen. Bei den Spielen leben 206 Nationale Olympische Komitees friedlich miteinander in einem Dorf, und das zeigt doch das Beste des menschlichen Geistes. Gerade darin ist unsere Bewegung mit keiner anderen vergleichbar und somit heute wichtiger denn je. Wir müssen also unbedingt dafür sorgen, dass sie lebendig bleibt.
WELT: Kann man Sport und Politik überhaupt noch voneinander trennen?
Coventry: Es gibt in allen Bereichen auch immer eine Art von Politik. Unser Ziel beim IOC ist es jedoch, zu gewährleisten, dass unsere Bewegung nicht von den verschiedenen geopolitischen Entwicklungen beeinflusst wird.
WELT: Die iranischen Delegierten werden an der Auslosung zur nächsten Fußball-Weltmeisterschaft am 5. Dezember in Washington nicht teilnehmen dürfen. Wie können Sie garantieren, dass das bei den Olympischen Spielen von 2028 in Los Angeles nicht erneut passieren wird?
Coventry: Wir haben beim IOC ein sehr engagiertes Team, das mit Sportlern zusammenarbeitet, die jede Woche Probleme haben, an Wettkämpfen irgendwo auf der Welt teilnehmen zu dürfen. Auch wenn dem nicht so sein sollte, so ist das doch eine Realität, die wir berücksichtigen und gegen die wir angehen müssen, und zwar sowohl in der Öffentlichkeit als auch hinter den Kulissen.
WELT: Haben Sportler das Recht, auf der olympischen Bühner ihre Meinung zu sagen?
Coventry: Als ich selbst noch Präsidentin der IOC-Sportler-Kommission war (von 2018 bis 2021, Anm. d. Red.), haben wir zahlreiche Gesprächsrunden organisiert und uns angehört, was die Athleten uns zu sagen hatten. Sie wollten gewisse Botschaften vermitteln, wenn auch nicht unbedingt auf dem Spielfeld, und wir haben deshalb im olympischen Dorf Diskussionsräume kreiert, die hervorragend funktioniert haben. Die Sportler haben eine gewichtige Stimme, sie sind unsere besten Botschafter; sie müssen die Möglichkeit haben, sich auszudrücken und zu sagen, was sie denken und fühlen.
WELT: Aber nicht auf dem Podium…
Coventry: Nein.
WELT: Sie haben sich während Ihres Aufenthalts in Brüssel mit den europäischen Olympischen Komitees getroffen. Europa ist zwar nach wie vor die historische Heimat der olympischen Bewegung, man spürt jedoch mittlerweile eine gewisse Verlagerung hin zu anderen Kontinenten. Immerhin finden die kommenden Sommerspiele in Los Angeles und Brisbane statt. Hat der alte Kontinent vielleicht Grund zur Sorge?
Coventry: Wir hatten gerade Olympische Spiele in Paris, und auch die nächsten beiden Winterspiele werden hier in Europa ausgetragen. Das IOC hat seinen Sitz in der Schweiz, ebenso wie die meisten internationalen Verbände. Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Grund zur Sorge gibt, Europa könnte innerhalb der olympischen Bewegung an Einfluss verlieren.
WELT: Haben Sie vor, das Wahlsystem für künftige Olympia-Austragungsorte zu verändern? Es schien ja in letzter Zeit eher eine Art simpler Bestätigung durch eine kleine Gruppe zu sein?
Coventry: Unsere Kommission für künftige Organisatoren ist gerade dabei, diese Frage zu erörtern. Ich glaube nicht, dass wir wieder zu der vorherigen Situation zurückkehren werden (bei der die Wahlen noch zu völlig überzogenen Kampagnen führten, die sehr viel Geld gekostet und Korruption begünstigt haben, Anm. d. Red.). Allerdings ging aus dem letzten Präsidentschaftswahlkampf eindeutig hervor, dass die IOC-Mitglieder eine gewichtigere Rolle spielen wollen. Wir müssen allerdings noch klären, wie wir das umsetzen und die Mitglieder in einen formellen Prozess integrieren können.
WELT: Sie haben im Verlauf der Präsidentschafts-Wahlkampagne auch erklärt, dass sie die Sportlerinnen besser schützen wollen. Was genau verstehen Sie darunter?
Coventry: Wir haben eine Arbeitsgruppe gegründet, die aus zahlreichen Experten zum Schutz von Frauen besteht. Sie haben sich mit allen Verbänden in Verbindung gesetzt und werden noch viele weitere Akteure innerhalb der olympischen Bewegung befragen, um so einen Grundkonsens zu finden, wie man am besten vorgehen sollte. Bis jetzt haben die internationalen Verbände das innerhalb der einzelnen Sportarten selbst geregelt, doch jetzt soll das IOC in dieser Frage selbst die Führungsrolle übernehmen. Dabei werden wir uns auf die Meinungen der Experten stützen, die uns verschiedene Vorschläge unterbreiten werden. Erst danach werden wir eine Entscheidung treffen.
WELT: Was ist Ihre persönliche Meinung zu Transgender-Sportlerinnen? Haben Sie einen Platz bei den Frauenwettkämpfen?
Coventry: Ich finde, jeder hat im Sport seinen Platz. Schließlich soll Sport ja verbinden.
WELT: Sollten Transgender-Sportler in einer dritten Kategorie antreten?
Coventry: Auch das ist etwas, worüber wir von unserer Arbeitsgruppe in ihren Kommentaren mehr erfahren werden.
WELT: Wie kann man ein Gleichgewicht zwischen Eingliederung und Gerechtigkeit finden?
Coventry: Das wird immer eine schwierige Frage bleiben, nicht wahr? In welchem Bereich auch immer, muss man sich, wenn es um Frauenrechte geht, mit Gleichheit und Gerechtigkeit befassen. Dabei geht es nicht einfach nur darum, allen den gleichen Zugang zu ermöglichen, sondern auch die gleichen Chancen auf Erfolg.
WELT: Worin besteht Ihrer Meinung nach in naher Zukunft die größte Gefahr für die olympische Bewegung?
Coventry: Die kann aus verschiedenen Richtungen kommen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, wie schnell die Technologie und die Künstliche Intelligenz sich entwickeln, über das, was wir zu der Bewegung beitragen können und was nicht; die Art und Weise, wie wir mit der derzeitigen geopolitischen Situation umgehen sollten und wie wir neue Wege finden können, um auch für junge Leute weiterhin relevant zu bleiben.
WELT: Was die Nachhaltigkeit betrifft, so mussten die Spiele bekanntermaßen erst einmal lernen, ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden. Welche Lehren haben Sie diesbezüglich aus Paris 2024 ziehen können?
Coventry: Paris hatte sich in Bezug auf die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks enorm hohe Ziele gesetzt und fantastische Arbeit geleistet, um diese auch zu erreichen. Das haben die Leute auch wirklich gespürt, sie konnten es klar erkennen und somit auch besser verstehen. Und genau das ist den Menschen im Gedächtnis geblieben. So ist beispielsweise der Badminton-Verband dabei, die Einführung neuer Federbälle zu diskutieren, die keine natürlichen Federn mehr verwenden. Wir müssen weiter nach neuen Wegen suchen, innovativ sein, um auf diese Weise nachhaltiger zu werden.
WELT: Sind Sie sich sicher, dass Los Angeles 2028 denselben Weg gehen wird?
Coventry: In einer so viel größeren und weitläufigen Stadt wird es immer etwas schwieriger sein, doch auch dort werden sie einiges tun, auf jeden Fall. Sie haben bereits sehr positive Strategien eingeführt, die ihnen dabei helfen werden. Die Organisatoren von Los Angeles 2028 sind sich sehr wohl dessen bewusst, wie wichtig ein nachhaltiger Lebensstil für die kalifornische Gesellschaft ist, die ja in dieser Hinsicht stark unter Druck steht.
WELT: In weniger als drei Monaten beginnen die Winterspiele von Mailand Cortina. Was können wir uns davon erwarten?
Coventry: Ich glaube, es werden fantastische Winterspiele werden. Ich war mit dem Exekutiv-Komitee vor ein paar Monaten vor Ort, und wir haben unglaubliche Austragungsorte gesehen, in einer herrlichen Landschaft. Sie kennen ja die Leidenschaft der Italiener für Sport. Die Atmosphäre wird wundervoll sein.
WELT: Wird die Tatsache, dass die Winterspiele erstmals auf ein so großes Gebiet verteilt stattfinden, den Geist der Spiele nicht doch beeinträchtigen?
Coventry: Wir werden mit Sicherheit viel aus diesen Spielen lernen, denn es ist tatsächlich das erste Mal, und zwar auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, dass wir so weit „verstreute“ Wettkämpfe erleben werden, und zwar an Veranstaltungsorten, die zum Großteil bereits vorhanden waren. Wir werden also objektive Daten erhalten, die wir überprüfen können, um zu sehen, welche Richtung wir dann für die nächsten Spiele einschlagen sollten.
WELT: Wie steht es mit der Situation der russischen und weißrussischen Sportler bei diesen Spielen?
Coventry: Sie werden dasselbe Protokoll wie in Paris befolgen und unter der Flagge der neutralen, unabhängigen Athleten starten.
WELT: Der internationale Skiverband Fis lässt sie allerdings nicht an den Qualifikations-Wettkämpfen für die Spiele teilnehmen …
Coventry: Ich weiß. Wir können zwar gewisse Empfehlungen aussprechen, doch die internationalen Verbände verfügen in dieser Angelegenheit über eine Autonomie, gegen die wir nicht viel tun können.
WELT: Wie sieht es mit den israelischen Sportlern aus? Im Fußball wollten einige den Ausschluss der israelischen Vereine von den Europacups erreichen, aufgrund der Situation in Gaza …
Coventry: Ich wiederhole es noch einmal, dass wir immer dafür eintreten werden, dass jeder diesbezüglich qualifizierte Sportler uneingeschränkten Zugang zu den Wettkämpfen und zu den Olympischen Spielen hat.
WELT: Diese Spiele werden für Sie die ersten als neue IOC-Präsidentin sein. Was ist das für ein Gefühl?
Coventry: Der Gedanke daran begeistert mich, doch ich bin mir auch der großen Ehre bewusst, diese Organisation leiten zu dürfen, die mein Leben aus so vielen Gründen verändert hat. Es wird sicherlich auch so manches Hindernis auf dem Weg geben, doch ich habe ein unglaublich gutes Team an meiner Seite, Vizepräsidenten, ein Exekutiv-Komitee und zahlreiche Mitglieder, auf die ich mich stützen kann, um die Stürme zu überstehen, die auf uns zukommen könnten.
WELT: Sie haben kürzlich einen Aufruf nach dem Motto „Fit for the future“ an alle Athleten geschickt. Was erwarten Sie sich davon?
Coventry: Während der Zeit, in der ich in der Kommission war und die Interessen der Sportler vertrat, wollte ich immer erreichen, dass unsere Stimme gehört wird. Jetzt bitte ich sie hier und heute, ebenso wie alle anderen, die an der olympischen Bewegung Anteil haben, wie die internationalen Verbände und unsere Partner, um ihre Standpunkte und Ansichten. Nicht nur, um die Herausforderungen besser erkennen zu können, die vor uns liegen, sondern auch um ihre Ideen und Gedanken, wie wir ihnen begegnen können. Und ich vertraue darauf, dass sie sich die Zeit nehmen und mir ihre Kommentare zuschicken werden, ihre Gedanken und Ideen, die ich so bald wie möglich zusammenstellen, sortieren und lesen möchte.
WELT: Wie kann man für die jungen Leute attraktiv bleiben?
Coventry: Das ist ein durchaus besorgniserregender Punkt, mit dem sich wohl jede Organisation auseinandersetzen muss. Wir sind davon nicht weniger betroffen, nur, weil wir uns mit Sport beschäftigen. Wir müssen in der Lage sein, mit der Jugend zu kommunizieren, unsere Werte mit ihnen zu teilen und immer wieder neue Möglichkeiten dazu finden, vor allem mithilfe der Technologie. Sie wollen eine authentische Kommunikation, und ich denke, es gibt Möglichkeiten, ihnen das zu bieten.
WELT: Beunruhigt es Sie, dass nun neue, private Akteure die „Enhanced Games“ organisieren, bei denen Doping erlaubt ist, oder dass beispielsweise ein Land wie Russland sogenannte „Freundschafts-Spiele“ planen könnte? Ist all das eine Bedrohung für die olympische Bewegung?
Coventry: Als ich selbst noch Schwimmerin war und vor einem Wettkampf nervös wurde, nahm mich mein Trainer jedes Mal beiseite und sagte zu mir: ‚Das Einzige, was du kontrollieren kannst, ist das, was auf deiner eigenen Bahn passiert. Konzentriere dich darauf und lass dich von anderen nicht ablenken“. Dieser Ratschlag hat mir bis heute viel geholfen, und ich werde ihn auch weiterhin befolgen.
WELT: Sollte das aktuelle olympische Programm noch weiterentwickelt werden?
Coventry: Auch zu diesem Thema habe ich eine eigene Arbeitsgruppe zusammengestellt. Mir ist klar, dass es zu den Spielen von Los Angeles 2028 und dem dort geplanten großen Programm viele Fragen gibt. Es wird bei den Spielen in Brisbane 2032 zweifellos wieder sehr viel kleiner ausfallen. Es ist also eine gute Gelegenheit, eine Pause einzulegen und die Frage bezüglich der Komplexität des Programms zu studieren, denn 400 Sportwettkämpfe innerhalb von zwei Wochen zu organisieren, das ist alles andere als einfach. Wir können nicht immer weiterwachsen. Wir werden uns genau anschauen und analysieren müssen, welcher Sport gut und welcher etwas weniger gut läuft, denn das kann uns dabei helfen, uns zu regenerieren und neu zu beleben. Wir müssen sehen, was und wie wir uns noch verbessern können.
WELT: Wird es bei den Winterspielen weiterhin nur bei Wettkämpfen auf Eis und Schnee bleiben? Es gibt ja Vorschläge, gewisse Sommersportarten für die Winterspiele in die Halle zu verlegen?
Coventry: Ich habe allen, die sich um das olympische Programm kümmern, gesagt, dass derzeit alle Möglichkeiten offen sind und wir „out of the box“ denken und praktisch wieder von null anfangen sollten, denn wenn wir alles ablehnen, wird uns auch nichts Neues einfallen. Dass wir aber auch Zahlen brauchen, ebenso wie umfangreiche Studien, bevor wir weitermachen; und das ist eine Arbeit, die wir nicht allein durchführen können. Wir werden uns mit den Verbänden der Wintersportarten in Verbindung setzen, mit den Fernsehsendern, die alles übertragen und noch vielen anderen. Es ist also noch zu früh, um zu sagen, welche Richtung wir einschlagen werden. Wir befinden uns erst am Anfang und noch ist nichts entschieden. Natürlich werden nicht alle Ideen, die man uns vorschlägt, dann auch umgesetzt werden. Ich habe den internationalen Verbänden, die sich kürzlich darüber aufgeregt haben, nur gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen müssen.
WELT: In Belgien gab es im Sommer einen offenen Streit zwischen einer der bekanntesten Sportlerinnen, Nafi Thiam, und dem Leichtathletikverband. Es ging um einen Verhaltenskodex und zwar die Regel 40 (die die Verwendung von Bildern eines Athleten und seiner Sponsoren während der Olympischen Spiele oder, in diesem Fall, eines großen Wettbewerbs wie den Weltmeisterschaften einschränkt, Anm. d. Red.). Werden Sie diese Regel ändern?
Coventry: Wir werden uns das genau ansehen. Ich habe vor Kurzem am Forum der internationalen Verbände teilgenommen, bei dem wir während eines Workshops auch dieses Thema besprochen haben. Es ging darum, wie wir diese Dinge vielleicht öffnen können. Was wären dann die Konsequenzen? Wir müssen vor jeder Entscheidung, die wir treffen, erst die Vor- und Nachteile abwägen. Ich glaube allerdings, dass wir in der Welt von heute nicht einfach kategorisch Nein sagen können.
Dieser Artikel erschien zuerst in der belgischen Tageszeitung „Le Soir“, wie WELT Mitglied der „Leading European Newspaper Alliance“ (LENA).
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