Die Szene beim Zieleinlauf ließ darauf schließen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein konnte, dass Chaos die Oberhand gewonnen hatte. Wenn ein Sieger verwirrt ist, dass er auf einmal als Sieger dasteht und sich selbst fragt: Wie in Herrgottsnamen ist das nun passiert? Spätestens dann ist etwas suspekt.

Schauplatz: Dubai, das vorletzte Triathlon-Saisonrennen der T100-Serie. Zwei Kilometer Schwimmen, 80 Kilometer Radfahren, 18 Kilometer Laufen. Eigentlich. Der Wolfsburger Mika Noodt biegt als Erster auf die Zielgerade ein. Er schaut sich kurz vor der Ziellinie ungläubig um. An sich war der Amerikaner Morgan Pearson sieben Kilometer vor dem Ziel locker-flockig laufend an ihm vorbeigezogen.

Doch weil das Zielbanner nun mal da hängt, nimmt es Noodt, streckt es mit beiden Händen in die Höhe. Dann lässt er es sinken und gestikuliert fragend zu den Organisatoren: Wieso ich, wie kann das angehen, wieso war ich so schnell? Eine Verkettung von Missgeschicken der Konkurrenten und fehlerhafter Technik machte es möglich – und kostete am Ende Noodt doch noch den Sieg.

Der Reihe nach. Zunächst sah alles noch nach einem ganz normalen Rennen aus. Angeführt von Pearson stieg eine Sechsergruppe als Erstes aus dem Wasser, darin der belgische Mitfavorit Marten van Riel. Auf dem Rad machte dann der fünffache Saisonsieger Hayden Wilde aus Neuseeland einen Schwimmrückstand von rund einer Minute schnell wett und zog gemeinsam mit van Riel sowie dem Franzosen Mathis Margirier auf und davon. Das sollte sich später als erstes Verhängnis erweisen.

Die drei Führenden fuhren einfach weiter

Am Ende der achten Runde bog Wilde jedenfalls nicht wie vorgesehen in die zweite Wechselzone ab, sondern fuhr einfach weiter. Van Riel und Margirier folgten dem Führenden unbeirrt. TV-Bilder legten nahe, dass die Zufahrt zum Wechselbereich vom Rad zum Laufen versperrt war, sodass der Eindruck entstehen konnte, dass es auf dem Rad noch weitergehen müsse. Das Trio ließ sich auch nicht durch das Rufen und Winken von Außenstehenden abhalten, ihr Husarenritt führte sie auf eine weitere Extrarunde. Was fatal war, am Ende verloren sie dadurch elf Minuten.

Plötzlich war also Noodt zusammen mit dem Briten Samuel Dickinson als Erster in der Wechselzone T2. Noodt distanzierte dann auf der Laufstrecke Dickinson, der Deutsche wurde jedoch von dem unerbittlich das Feld aufrollenden Pearson als Führender abgelöst. Alles sah nun nach einer klaren Angelegenheit aus: Pearson distanzierte Noodt mühelos, der Sieg schien ihm sicher. Doch dann wechselte die Kameraeinstellung: zu Noodt, wie er ins Ziel lief. Pearson, wo ist Pearson?

Der war noch auf der Strecke. „What the Fuck, das ist Wahnsinn“, fluchte er, als er schlussendlich ankam und eine Traube an Athleten schon dort stehen sah. Denn nach Noodt waren Luis, Dickinson, Jonas Schomburg aus Hannover und Wilde eingetrudelt. Allerdings waren sie allesamt eine Runde zu wenig gelaufen. GPS-Daten zeigten, dass sie anstatt der zu absolvierenden 18 Kilometer nur 15 gelaufen waren. Der offizielle Rundenzähler funktionierte anfangs wohl nicht, dann doch endlich und zeigte es offenbar eben so an, dass der Eindruck entstehen musste, dass sich das Rennen dem Ende zuneige.

In dieses ganze Tohuwabohu musste nun Ordnung gebracht werden, doch das dauerte. Pearson und der auf dem Rad noch Führende Wilde („Das soll ein professionelles Rennen sein? Dann sollte es richtig gehende Rundenzähler geben“) legten Protest ein. Erst rund drei Stunden nach dem Zieleinlauf gab die Professional Triathletes Organisation als Veranstalter bekannt: Pearson ist der Sieger, Wilde jedoch ging leer aus.

„Das war das kurioseste Rennen, das ich jemals bestritten habe und die verrücktesten Stunden nach einem Wettbewerb“, sagte Noodt im Nachgang: „Das Wichtigste zuerst: Ich bin Zweiter geworden. Sie haben nun die Zeit genommen, die Morgan ins Ziel gebraucht hätte, wenn er nicht abgebogen wäre.“

Ihm tue es sehr leid für „Hayden, Marten und Mathis. Sie waren ehrlicherweise stärker als ich, haben aber leider eine Runde zu viel beim Radfahren absolviert. Ich habe etwas gemischte Gefühle: Ich bin einerseits happy mit dem Ergebnis, andererseits finde ich es für die anderen Jungs schade“. Auch Noodt bestätigte, dass die Anzeige des Rundenzählers zeitweise nicht funktioniert habe.

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