Erstmals in dieser Saison gewinnt der FC Bayern München ein Pflichtspiel nicht. Gegen Union droht bis in die Schlusssekunden sogar eine Niederlage, dann schlägt Kane zu. Bayer 04 Leverkusen überrollt den 1. FC Heidenheim historisch, der BVB verpasst einen Auswärtssieg in letzter Sekunde.
1. FC Union Berlin - FC Bayern München 2:2 (1:1)
Ein Last-Minute-Treffer von Harry Kane hat den FC Bayern vor der ersten Niederlage nach 16 Pflichtspielsiegen bewahrt. Der Torgarant rettete den Münchnern in der dritten Minute der Nachspielzeit ein 2:2 (1:1) bei Union Berlin. Vier Tage nach dem beeindruckenden Königsklassen-Coup in Paris musste der Rekordmeister aber im grauen Ligaalltag erstmals Punkte abgeben.
Doppelpacker Danilho Doekhi (27./83.) fügte der zuvor makellosen Münchner Bilanz den ersten Kratzer zu. Luis Díaz (38.) hatte den Bayern mit einem sehenswerten Treffer aus spitzem Winkel zwischenzeitlich den Ausgleich in der ersten Halbzeit beschert. Noch am Dienstag hatten Kompany und Co. ihre derzeitige Dominanz in der Champions League in Unterzahl beim Titelverteidiger Paris Saint-Germain (2:1) unterstrichen.
In Berlin war sogar der Startrekord von zehn Bundesliga-Siegen, der in der Saison 2015/16 unter Startrainer Pep Guardiola aufgestellt worden war, greifbar. Doch die Bayern taten sich schwer gegen die Berliner, mit denen es bereits am 3. Dezember im Achtelfinale des DFB-Pokals zum Wiedersehen im Stadion An der Alten Försterei kommt.
Kompany hatte vor der Rückkehr in den Ligaalltag gewarnt - auch wenn Bayern noch keines der zwölf vorherigen Bundesliga-Duelle mit Union verloren hatte. "Man muss den Knopf total umdrehen, sofort", mahnte er und forderte sein Team dazu auf, "das Konto auf Null" zu stellen. Er habe "unheimlich viel Respekt" vor Spielen wie jenem an der Alten Försterei, betonte Kompany und schickte mit einer Ausnahme die gleiche Startelf wie gegen PSG auf den Rasen: Leon Goretzka ersetzte Aleksandar Pavlovic.
Die Anfangsphase gehörte jedoch den Gastgebern, die sich aufmerksam und griffig in den Zweikämpfen zeigten. Und so ließ Ilyas Ansah an seinem 21. Geburtstag gleich zu Beginn den Unioner Anhang lautstark jubeln, als er per Kopf für die vermeintliche Führung sorgte (9). Doch der VAR schaltete sich ein, der Treffer zählte aufgrund einer Abseitsposition Ansahs nicht - eine Millimeterentscheidung.
Von Bayern war offensiv wenig zu sehen, stattdessen blieb Union im Vorwärtsgang, nach einer Ecke belohnte Doekhi die Berliner Bemühungen - auch wegen eines schweren Patzers von Manuel Neuer, der den Ball durch die Hände rutschen ließ. Erstmals in dieser Bundesliga-Saison lagen die Münchner in Rückstand.
Diesen machte Diaz, der unter der Woche mit einem Doppelpack und Platzverweis gegen PSG im Fokus gestanden hatte, jedoch wenig später sehenswert wieder wett. Der Kolumbianer stoppte den Ball mit vollem Körpereinsatz kurz vor der Torauslinie, tanzte Janik Haberer aus und traf sensationell aus spitzem Winkel.
Bayern wurde nun aktiver. Diaz vergab die nächste große Chance im Straucheln, als er frei auf Torhüter Frederik Rönnow zu eilte (45.). Harry Kane stand bei seinem Treffer kurz darauf im Abseits. Bayern machte zunächst weiter Druck, doch auch Union sorgte immer wieder für Unruhe in den Münchner Reihen. Doekhi traf schließlich nach einer Standardsituation, Kane konterte per Kopf.
Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Heidenheim 6:0 (4:0)
Mit einem famosen Sturmlauf hat sich Bayer Leverkusen auch in der Bundesliga zurückgemeldet. Eine Woche nach der Lehrstunde von München ließ der Vizemeister dem überforderten Tabellen-Schlusslicht 1. FC Heidenheim beim 6:0 (5:0) keine Chance und festigte seinen Platz in der Spitzengruppe. Für die Gäste war es die höchste Niederlage ihrer noch jungen Bundesliga-Geschichte.
Leverkusens Torjäger Patrik Schick (2./22.), Jonas Hofmann (16.), Ernest Poku (27.) und der bärenstarke Ibrahim Maza (45.+1) sorgten schon vor dem Seitenwechsel für klare Verhältnisse. Während sich Maza (53.) belohnte und erhöhte, blieb der FCH den Nachweis seiner Bundesliga-Tauglichkeit schuldig - und ließ jegliche Gegenwehr vermissen.
Drei Tage nach seinem Siegtreffer als Joker bei Benfica Lissabon (1:0) kehrte Schick in die Bayer-Startelf zurück. Dazu durfte Maza, der in der Champions League auf der ungewohnten Sechser-Position überzeugt hatte, erneut von Beginn an ran - und rückte gleich in den Fokus.
Der 19-Jährige eroberte stark den Ball und leitete den Gegenangriff ein, an dessen Ende Schick nach 76 Sekunden die Führung erzielte. Anders als bei der Abwehrschlacht in Portugals Hauptstadt suchte Bayer gegen die völlig chancenlosen Heidenheimer umgehend den Weg nach vorne.
Erst erhöhte Hofmann per Kopf, dann prallten FCH-Torhüter Diant Ramaj und Kapitän Patrick Mainka derart unglücklich zusammen, dass Schick den Ball nur noch dankend über die Linie schieben musste. Den Leverkusener Sturmlauf veredelte Poku, als nicht einmal eine halbe Stunde gespielt war. Nie zuvor hatte Bayer in der Bundesliga so früh mit 4:0 geführt.
Die Rheinländer, die in München (0:3) die Grenzen aufgezeigt bekommen hatten, benötigten jedoch keineswegs ihr Toplevel. Eine Woche nach dem Punktgewinn gegen Eintracht Frankfurt (1:1) enttäuschte das Team von Frank Schmidt auf allen Ebenen. Heidenheim fiel in sich zusammen, offensiv ging nichts. Schon in der 33. Minute nahm der FCH-Coach einen Doppelwechsel vor.
Und dann? Maza drückte dem Spiel weiter seinen Stempel auf: Der Ex-Berliner krönte seinen starken Auftritt mit seinem zweiten Treffer nach einem sehenswerten Solo. Sein drittes Tor verpasste er kurz darauf nur knapp (56.). Schmidt nahm all das an der Seitenlinie nahezu regungslos zur Kenntnis, sein Team bemühte sich immerhin um Schadensbegrenzung.
Hamburger SV - Borussia Dortmund 0:1 (0:0)
Später Ausgleich sorgt für BVB-Frust: Borussia Dortmund hat zum Abschluss intensiver Wochen den angepeilten Auswärtsdreier verpasst. Das Team von Trainer Niko Kovac kam mit letzter Puste beim Aufsteiger Hamburger SV nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus und verpasste es, den Abstand zu Spitzenreiter Bayern München spürbar zu verringern.
Der BVB, der am Mittwoch in der Champions League eine schmerzliche 1:4-Niederlage bei Manchester City kassiert hatte, brachte den greifbaren siebten Saisonsieg nicht über die Zeit und ärgerte sich enorm über die verpasste Chance. Carney Chukwuemeka (64.) hatte die Führung erzielt. Der HSV um Coach Merlin Polzin, dem spät durch Ransford-Yeboah Königsdörffer (90.+7) der Ausgleich gelang, punktete dagegen nach zuvor drei Niederlagen in der Liga wieder und ist auf Kurs.
Kovac wusste bestens, was ihn und sein Team im Volksparkstadion erwartet. Von 1999 bis 2001 spielte der Kroate einst für die "Rothosen" und zählt zu den Helden des legendären 4:4 gegen Juventus Turin in der Champions League. "Der HSV ist in der Liga angekommen", sagte er vor der Partie: "Uns erwartet ein heißer Tanz."
Vor 57.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena ging es - wie von Kovac erwartet - von Beginn an zur Sache. Vor allem dank des BVB, der rund acht Jahre nicht mehr zum HSV gereist war und zunächst dominant aufspielte. Das Auswärtsteam, auf vier Positionen verändert und unter anderem mit Kapitän Emre Can und Youngster Jobe Bellingham in der Startelf, drückte die Gastgeber tief in die eigene Hälfte. Die erste gefährliche Situation bereinigte HSV-Defensivmann Jordan Torunarigha (5.).
Für die Schwarz-Gelben war es der sechste Auswärts-Auftritt binnen 22 Tagen - und nach dem durchaus starken Auftakt in Hamburg verlor das BVB-Spiel im ersten Durchgang spürbar an Tempo. Der HSV schwamm sich mehr und mehr frei, war nun in den Zweikämpfen präsenter und suchte hin und wieder eigene Abschlüsse, zunächst aber noch ohne Gefahr für Gregor Kobel im BVB-Tor. Das sollte sich mit einem Kopfball des emsigen Nicolas Capaldo an die Latte ändern (39.).
Die zweite Hälfte begann schmerzhaft für Nationalspieler Nico Schlotterbeck, der nach einem gelbwürdigen Foul von Torunarigha behandelt werden musste, aber weitermachen konnte. Sein Team suchte dann nach der Lücke und fand sie nach einer Ecke. Mit der Führung versuchten die recht minimalistisch agierenden Dortmunder, die Hanseaten vom eigenen Tor wegzuhalten. Der HSV brachte dagegen unter anderem Torjäger Robert Glatzel und kämpfte unverdrossen um den Ausgleich.
TSG Hoffenheim - RB Leipzig 3:1 (2:1)
Die Erfolgsserie von "Bayern-Jäger" RB Leipzig ist gerissen. Nach zuvor drei Siegen in Folge verloren die Sachsen trotz Führung 1:3 (1:2) bei der TSG Hoffenheim. Für RB war es die erste Niederlage seit der Klatsche zum Start der Spielzeit bei den Münchnern (0:6).
Albian Hajdari (20.), Tim Lemperle (38.) und Grischa Prömel (79.) trafen für die formstarken Hoffenheimer, die im Gegensatz zu RB den vierten Dreier nacheinander holten. Trotz des Erfolgs in dem von der TSG-Medienabteilung im Vorfeld als "Unbeliebtico" beworbenen Spiels müssen sich die Kraichgauer mit anhaltenden Nebengeräuschen beschäftigen. Das Tor von Senkrechtstarter Yan Diomande (9.) war zu wenig für RB.
Die Querelen bei der TSG haben zu einer aufsehenerregenden Protestaktion einiger Fans vor der Partie geführt. Die Anhänger verteilten "Steckbriefe" des umstrittenen Spielberaters Roger Wittmann. In dem "Fahndungsaufruf" wird Wittmann aufgrund seines großen Einflusses auf den mittlerweile 85 Jahre alten Gesellschafter Dietmar Hopp als "Enkeltrickbetrüger" bezeichnet.
Zuletzt mussten Markus Schütz (Vorsitzender der Geschäftsführung) sowie Finanzchef Frank Briel die TSG verlassen. Die Trennung soll das Resultat interner Streitigkeiten wegen der Rolle von Hopps engem Freund Wittmann gewesen sein. Zudem wird über eine mögliche Trennung von Sportchef Andreas Schicker spekuliert. Red Bull soll angeblich mit dem Österreicher über ein Engagement bei einem seiner Vereine verhandeln.
Die 26.251 Zuschauer sahen von Beginn an eine muntere Partie. Der Leipziger Antonio Nusa (4.) und der Hoffenheimer Prömel (7.) vergaben gute Möglichkeiten. Besser machte es der 18 Jahre alte Diomande. Der Ivorer schloss einen schulbuchmäßigen Konter gekonnt ab. Für Diomande war es der dritte Treffer im dritten Spiel in Folge.
Die Gastgeber zeigten sich kaum geschockt und kamen rasch zum Ausgleich. Der 22 Jahre alte Kosovo-Schweizer Hajdari erzielte sein erstes Bundesligator, musste dafür den Ball allerdings nur noch aus kurzer Distanz über die Linie schieben.
Auch im Anschluss blieben die Hoffenheimer um ihren starken Routinier Andrej Kramaric die bessere Mannschaft, Leipzig fehlte die Überzeugung in der Offensive. Der Ex-Kölner Lemperle brachte die TSG nach Flanke von Vladimir Coufal in Führung.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs erhöhten die Leipziger die Schlagzahl. Kapitän David Raum traf aus der Distanz den Pfosten (47.). RB bestimmte in der Folge mehr und mehr das Geschehen, ein Treffer schien eine Frage der Zeit zu sein.
Die Abwehr der Hoffenheimer hielt dem Druck aber stand, eine Viertelstunde vor Schluss hatte die TSG-Führung Bestand. Prömel erhöhte sogar.
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