Der VfL Bochum ist Meister, Eintracht Frankfurt schmiert historisch ab. Die Fußball-Bundesliga spielt verrückt, was die Terminierung der vor allem bei Stadiongängern beliebten Samstagnachmittags-Spiele anbetrifft.
Herzlichen Glückwunsch nach Bochum! Der VfL gewinnt die Meisterschaft in der Bundesliga-Saison 2024/25 und löst damit den amtierenden Titelverteidiger aus Wolfsburg ab. Was klingt wie ein Fiebertraum, ist aber Realität, wenn man die Bundesliga-Vereine nach der Anzahl ihrer Samstagnachmittags-Spiele sortiert. Wenn die Bundesliga-Saison auch sportlich am 17. Mai endet, wird der VfL Bochum an 24 der 34 Spieltage zur fanfreundlichsten aller Anstoßzeiten auf dem Platz gestanden haben.
Weniger gesegnet mit Bundesliga-Fußball am Samstag um 15.30 Uhr ist dagegen vor allem Eintracht Frankfurt. Der Europa-League-Sieger aus 2022 durfte gerade mal an acht Spieltagen samstagnachmittags auflaufen. Das geht aus der Anstoßzeiten-Auswertung von ntv.de hervor.
Europa League + Reichweite = kaum 15.30-Uhr-Spiele
Aber wie kommt es zu einer derart großen Diskrepanz in den Ansetzungen? Der Grund ist die Europa-League-Teilnahme der Frankfurter. Im zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb wird donnerstags gespielt, sodass die jeweils folgende Bundesliga-Partie der Eintracht wegen der erforderlichen Regenerationszeit konsequent auf Sonntag gelegt wird. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat der Vierte der Fußball-Bundesliga sichere zwölf Europa-League-Spiele. Im Falle eines Halbfinal-Einzugs kommen zwei weitere dazu. Hätte die SGE im Februar in die Playoffs gemusst, was zum Zeitpunkt der Terminierung der Februar-Spieltage der Bundesliga noch möglich war, hätte Frankfurt theoretisch auf 16 Donnerstags-Ansetzungen in der Europa League kommen können.
Heißt im Klartext: Wegen der Europa-League muss die Eintracht zwingend 16-mal sonntags ran. Bleiben 18 Spieltage, an denen theoretisch keine Europapokal-Duelle im Weg gestanden hätten. Aber auch hier gibt es Gründe, warum die Eintracht dem beliebten Samstag-15.30-Uhr-Termin fast immer fernbleiben musste.
In acht Fällen wurde Frankfurt von Sky für das Samstagabend-Topspiel um 18.30 Uhr ausgewählt. Damit hat der Pay-TV-Sender das Maximum ausgeschöpft. Bislang durfte kein Verein häufiger als achtmal pro Saison für das Topspiel ausgewählt werden. Ab der nächsten Saison beträgt das Maximum zehn Partien pro Saison.
Kein Wunder, dass Frankfurt häufig im Topspiel zum Einsatz kommt. Sky wählt fast ausschließlich die reichweitenstarken Großklubs der Liga für seinen wichtigsten Slot, bevorzugt Bayern München, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach oder eben Eintracht Frankfurt. Zum Vergleich: Der FC Augsburg ist seit sage und schreibe zehn Jahren (!) ohne Topspiel-Nominierung, dabei spielen die Fuggerstädter ununterbrochen in der Beletage.
Kernanstoßzeit seit 1967
Ein Bundesliga-Spieltag (Ende Januar) wurde zudem unter der Woche ausgetragen. Bleiben also nur noch neun Spieltage mit der Möglichkeit für einen Samstag-15.30-Uhr-Einsatz. Da die Eintracht an acht Spieltagen tatsächlich den Slot am Samstagnachmittag bekam, ergibt sich somit lediglich ein einziges Spiel, das aus SGE-Sicht "unnötigerweise" nicht an einem Samstagnachmittag ausgetragen wurde: der 2:0-Heimsieg am 18. Spieltag gegen Borussia Dortmund.
Hier hat Dazn, der andere Bundesliga-Rechte-Inhaber, seinen Einfluss geltend gemacht. Der Streamingsender hat nach Sky den sogenannten "Second Pick" und darf sich pro Spieltag ein Freitagsspiel aussuchen (sofern keine terminlichen oder behördlichen Gründe dagegen sprechen). Zum Rückrunden-Auftakt wählte Sky für den Samstagabend das Duell zwischen Meister Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Frankfurt gegen Dortmund war somit die logische Wahl für den Freitag, zumal der BVB am darauffolgenden Dienstag bereits wieder in der Champions League in Bologna spielen musste.
In der Samstag-15.30-Uhr-Tabelle ist Eintracht Frankfurt mit acht Einsätzen abgeschlagener Tabellenletzter. Borussia Dortmund folgt mit 14 Spielen zur Kernanstoßzeit auf dem vorletzten Platz, der FC Bayern ist mit 15 Einsätzen Drittletzter. Es ergibt sich bis zur Tabellenspitze (VfL Bochum) ein letztlich einigermaßen homogenes Bild, nur die Eintracht fällt komplett ab. Acht Spiele am Samstagnachmittag sind sogar ein historischer Negativ-Rekord. Seit Einführung der Kernanstoßzeit Ende 1967 hat kein Verein in einer Bundesliga-Saison seltener samstags ab 15.30 Uhr gegen den Ball getreten.
Ewige 15.30-Uhr-Tabelle: Schalke Letzter
Im Schnitt absolviert jeder Bundesligist 17,6 Spiele pro Saison - also ziemlich genau die Hälfte - zur Kernanstoßzeit. In der ewigen Samstag-15.30-Uhr-Tabelle von ntv.de - seit Beginn des aktuellen Anstoßzeiten-Schemas 2009/10 - kommt Borussia Mönchengladbach im Saisonschnitt auf 14,9 Partien zur Kernanstoßzeit. Nur der FC Schalke kann diesen Wert noch unterbieten. Die Königsblauen stehen bei 14,5 Samstagnachmittags-Spielen pro Bundesliga-Saison.
Während Schalke als Zweitligist derzeit ohnehin nur träumen kann von 15.30-Uhr-Spielen, sollten sich die besonders beliebten Bundesliga-Klubs wie Bayern, Dortmund, Gladbach und Frankfurt darauf einstellen, dass sie ab der kommenden Saison nicht unbedingt häufiger am Samstagnachmittag spielen dürfen. Der Grund: Jeder Verein darf künftig bis zu zehnmal im Samstagabend-Topspiel eingesetzt werden. Immerhin: Eintracht Frankfurt ist derzeit auf Champions-League-Kurs. Das würde weniger Sonntagsspiele erforderlich machen.
Bisheriger Negativ-Rekordhalter für die wenigsten 15.30-Uhr-Spiele in einer Saison war bislang Borussia Mönchengladbach. In der Saison 2022/23 wurden die Fohlen nur neunmal am Samstagnachmittag angesetzt (ntv.de berichtete). Besonders bemerkenswert: Gladbach war in besagter Saison nicht im Europapokal im Einsatz, ergo war die Flut an Freitags-, Samstagabend- und Sonntagsspielen durch nichts gerechtfertigt. Seitdem hat sich die Ansetzungspolitik in Bezug auf die Borussen allerdings stark verändert. In den vergangenen zwei Spielzeiten bekam das Team von Trainer Gerardo Seoane so häufig wie seit 2011/12 nicht mehr den 15.30-Uhr-Slot zugewiesen (20-mal 2023/24, 17-mal 2024/25).
Während Gladbach den Negativ-Rekord an Frankfurt abgibt, schreibt der VfL Bochum an der Tabellenspitze des 15.30-Uhr-Rankings keine Geschichte. Den historischen Rekord für die meisten 15.30-Uhr-Spiele in einer Saison - gemessen seit 2009/10 - hält Hannover 96 mit 28 Partien in der Saison 2009/10. Den höchsten Durchschnittswert hält der FC Ingolstadt, der bei seinem zweijährigen Bundesliga-Intermezzo im Saisonschnitt 26-mal am Samstagnachmittag spielen durfte.
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