Der FC Bayern tritt im Topspiel der Fußball-Bundesliga gegen Bayer Leverkusen. Doch aus einem Duell der Giganten wird nichts, die Münchner machen ihren überforderten Gegner fix und fertig. Und das trotz einer überraschenden Aufstellung.

War das wirklich sein Ernst??? Der gnadenlose FC Bayern empfängt in der Fußball-Bundesliga Bayer Leverkusen zum (vermeintlichen) Topspiel, und Vincent Kompany, der Trainer der Münchner, rotiert sein Spitzenpersonal auf die Bank. Wie ein verrückt gewordenen Dirigent zog er seine Super-Solisten aus dem Orchester ab. Harry Kane spielte nicht mit. Michael Olise nicht. Luis Diaz auch nicht. War das Arroganzanfall? Wollte der Belgier die Liga am Nasenring durch die Arena führen? Weder das eine, noch das andere. Kompany hatte bereits vor sechs Wochen, so sagte er, ausgemacht, dass er an diesem Samstagabend rotieren würde. Die Sache ging gut, die Bayern spielten die Werkself in Grund und Boden, gewannen 3:0 (3:0) und das war noch die beste Nachricht für Bayer.

Natürlich ging die Sache gut. Was Kompany derzeit anfasst, das wird zu Gold. Er ist der neue Supertrainer in der internationalen Fußballwelt. In 15 Saisonspielen hat er seine Rekordmeister-Auswahl zu 15 Siegen gecoacht. Und kein einziger war bislang wirklich in Gefahr. Unter der Woche, beim 1. FC Köln, da war es nach dem Rückstand ein paar Minuten knifflig. Mehr Probleme hatten die Münchner in dieser Saison noch nicht aus dem Weg zu räumen. Und die Leverkusener waren nicht in der Lage, ein neues Problem zu werden. Kapitän Robert Andrich kritisierte, dass sein Team gar nicht erst den Glauben hatte, etwas holen zu können. Vor allem in der ersten Halbzeit habe man "in keiner Phase irgendwo Paroli geboten". Trainer Kasper Hjulmand gab zu: "Das ist natürlich ein Schlag."

Kompany hatte ihn präzise vorbereitet. Wie so oft in dieser Saison. Es klappt einfach alles derzeit in München. Weil die Abläufe, die er trainieren lässt, laut Kapitän Manuel Neuer weiterentwickelt wurden und sie "jeder verinnerlicht" hat - auch die Nummer zwölf bis 23 im Münchner Luxuskader. So stark ausgeprägt, befand Joshua Kimmich, sei dies in seiner Zeit (seit 2015) kaum jemals gewesen. "Die Art und Weise, wie wir die Prinzipien auf den Platz bringen, wie der eine für den anderen läuft, das ist schon sehr besonders. Das war nicht so oft da."

"Schönes Zeichen" des Trainers

Die Jahrhundertelf vom Rhein, in der Spielzeit 2023/24 ungeschlagen in der Liga, ist im Sommer kollabiert. Star-Trainer Xabi Alonso lebt seinen Traum bei Real Madrid und eine Horde an Spitzenspielern türmte in alle Richtungen. Ein Coach, Erik ten Hag, wurde schon aufgefressen. Der zweite Nachfolger des Spaniers, Kasper Hjulmand, ringt noch nach Stabilität für sein junges Team. Beim FC Bayern fand er sie nicht. Er fand nur die Erkenntnis, wie weit der Tabellenführer der Konkurrenz enteilt ist. Zumindest national. Ob die brutale Dominanz auch auf höchstem Niveau greift, darüber wird am Dienstagabend (21 Uhr bei Prime und im Liveticker bei ntv.de) aufgeklärt, wenn die Kompany-Elf zum amtierenden Champions-League-Sieger Paris St. Germain reist.

Dafür diese Rotation, die die ganze Liga irritierte. Die nichts mit den Bayern machte, sie wieder einmal zuletzt lachen ließ. Die Aufstellung sei ein "schönes Zeichen" des Trainers gewesen, sagte Gnabry, "dass er allen vertraut. Die Jungs haben es zurückgezahlt mit ihrer Leistung. Ich glaube, das macht uns als Mannschaft, als Einheit auch nochmal viel stärker, wenn dann heute bei einem solchen Gegner so ein Resultat rauskommt". Die irritierende Aufstellung ist auch ein Statement an alle Kritiker, die den Kader im Sommer für zu leicht, zu dünn befunden haben. Das Gegenteil ist in diesem Herbst der Fall: Schwerer ist in Europa derzeit niemand. "Es macht einfach Freude, diese Bereitschaft, diese Energie zu sehen", schwärmte Sportvorstand Max Eberl, wenn der Gegner "ständig gepresst wird", nicht mal "eine halbe Sekunde Zeit" habe, "den Ball zu kontrollieren, dann ist es extrem schwer - und dann wirst du als Gegner demoralisiert."

Und bei den Bayern wächst die Überzeugung, dass sie dieses Jahr bereit sind für Großes. Für ganz Großes. Für den Griff nach dem Henkelpott. "Wenn wir unsere Leistung bringen", urteilte Eberl, "ist es schwer, uns zu schlagen." Auch für PSG. In der vergangenen Saison setzten sich die Bayern zu Hause 1:0 durch. Bei der Klub-WM in den USA aber behielt Paris im Viertelfinale nach dem Verletzungsschock um Jamal Musiala die Oberhand (2:0). Schwingt dieses Drama noch mit? "Das war ein Spiel, das wir unnötig verloren haben, unter dramatischen Umständen", sagte Eberl. Dennoch sei es so, dass sich die Bayern "richtig freuen" auf das Déjà-vu.

FC Bayern überragt, ganz egal wer spielt

Warum auch nicht? Sie spielen derzeit Fußball vom anderen Stern. Ganz egal, wer da auf dem Platz steht. Kane spielt nicht, dann trifft eben Neuzugang Nicolas Jackson. Olise zaubert nicht, dann wirbelt eben der junge Hype-Spieler Lennart Karl. Und Diaz darf seine Muskeln ebenfalls schonen, dann rückt eben Serge Gnabry nach rechts und glänzt. Als Torschütze zum 1:0. Tom Bischof hatte den wiedererstarkten Nationalspieler prächtig in die Tiefe geschickt, der flog an seinem Gegenspieler vorbei und traf lässig. 25 Minuten waren gespielt. Und die Partie entschieden. Gegen einen Gegner, der zuvor in 37 Auswärtsspielen ungeschlagen war. In der Liga haben die Bayern offenbar keine Gegner mehr. Bleibt die Königsklasse. Der Sehnsuchtswettbewerb des Klubs. Dort will Kompany die Ausrichtung ändern. Statt der gemütlichen Virtuosität soll's knallen. "Es muss Rock 'n' Roll sein!"

Bis zum Tor-Moment hatte Bayer aus dem Schneckenhaus agiert und es irgendwie geschafft, nicht in Rückstand zu geraten. Ohne Aussicht auf Offensivbemühungen wurden verteidigt. Ohne Alejandro Grimaldo übrigens. Auch Hjulmand hatte die Welt mit seiner Aufstellung vor dem Anpfiff überrascht. Grimaldo war der Spieler, vor dem die Münchner Angst hatten, weil er in Serie Freistöße vom anderen Stern schießt. Aber der Spanier hatte Pause.

Bayer Leverkusen winkt ab

Bayer hatte mit dem Schlusspfiff einen xGoals-Wert von 0,07. Das ist der minimale Nachweis einer offensiven Existenz, aber auch der Ausweis von maximaler Harmlosigkeit. Einmal musste Manuel Neuer in der zweiten Halbzeit die Fäuste gegen einen Schuss von Christian Kofane heben. Mehr nicht. Das Topspiel war verzwergt worden. Durch die Aufstellungen, durch das Ungleichgewicht der Kontrahenten. "Wir waren natürlich nicht der Gegner, der wir sein wollten, auch nicht der, der wir schon hätten sein können", sagte Bayer-Boss Simon Rolfes. "Wir müssen mit mehr Mut spielen, mit mehr Courage. Der Spirit hat insgesamt gefehlt." Aber Bayer steckt eben mitten im Umbruch. Vergleiche mit der Supermannschaft der vergangenen Jahre helfen nicht, nicht in Sachen Erwartungsmanagement, nicht als Benchmark. Die Realität ist eine andere. "Wir bauen eine neue Mannschaft auf. Es ist nicht die Mannschaft der letzten zwei Jahre, die da auf ihrem Höhepunkt angekommen war."

Nach dem 1:0 drehten die Bayern richtig auf. Bayer wurde immer schwindeliger gespielt. Jackson verdrehte sich in eine Flanke von Konrad Laimer und köpfte zum 2:0 ein (31.) und kurz vor der Halbzeit erzielte Loic Badé (44.) noch ein Eigentor. Kompany lachte vergnügt. Nicht über das Pech der Gäste, sondern über die unfassbare Lust, die seine Spieler abermals zeigten. Kein Nachlassen, immer volle Pulle. Egal, wer spielt. Leverkusen drohte nicht nur auf dem Feld unterzugehen, sondern auch im Ergebnis. Aber die Bayern erhöhten nicht mehr, auch nicht nach den Einwechslungen von Kane, Olise und Diaz in der 59. Minute. Egal, alle Augen richten sich jetzt auf PSG.

Kompany erwartet "allerhöchste Intensität" und überhaupt ein Duell der Extraklasse: "Das ist das Höchste, was es gibt in Europa - beide Mannschaften." Umso besser, dass die Top-Stars nach der XXL-Rotation ausgeruht sind. "Wir können frei in dieses Spiel gehen", sagte Kompany zufrieden, "ohne dass wir uns über die Fitness Sorgen machen müssen."

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