Die Leistung, die der FC Augsburg gegen Borussia Dortmund abliefert, ist ordentlich. Etwas Zählbares springt aber erneut nicht heraus. Auf den Tribünen machen einige Fans mit Bannern ihrem Unmut Luft. Trainer Sandro Wagner sieht sich nicht angesprochen.

Keven Schlotterbeck war stolz auf seine Augsburger Mannschaft. Die hatte am Freitagabend gegen Borussia Dortmund gekämpft, sie hatte sich gewehrt und manchmal auch ordentlich Fußball gespielt. Vergeblich alles allerdings. Ein ganz unglücklicher Abwehrmoment schenkte dem BVB die Möglichkeit zum Sieg, die der zuletzt kriselnde Stürmer Serhou Guirassy eiskalt nutzte. Nach 37 Minuten traf er zum 1:0. Das war auch der Endstand.

Für die Augsburger war es im Ergebnis das furchtbare Ende einer furchtbaren Woche. Erst war die Mannschaft von Sandro Wagner vor eigenem Publikum von RB Leipzig vermöbelt worden (0:6), dann flog der FCA ebenfalls daheim gegen VfL Bochum aus dem DFB-Pokal (0:1). Und nun eben die nächste Pleite und wieder kein Tor. Und so greifen die marktüblichen Mechanismen. Es wird über den Trainer diskutiert, der im Sommer die ganz heiße Personalie war. Als Co-Trainer sagte er sich von Julian Nagelsmann bei der Nationalmannschaft los und wollte als Chef glänzen. Viele Optionen wurden diskutiert, es wurde Augsburg. Und nun wird wieder diskutiert.

"Das ist gerade ein blödes Momentum bei uns"

Diskutiert wird offenbar jedoch nicht innerhalb der Mannschaft. Von den Fußballern erhält der selbstbewusste Trainer Rückendeckung. Elvis Rexhbecaj sieht Wagner und Team weiter "als Einheit", das habe man gesehen. "Natürlich heißt es immer: die Wagner-Elf. Das ist einfach wegen der Person. Der Trainer stellt sich schützend vor uns, ist auch überzeugt von uns", sagte Rexhbecaj: "Er versucht, uns wirklich jeden Tag sehr, sehr akribisch einzustellen und nimmt uns natürlich mit rein." Mit dem schillernden Wagner hat sich der Verein einen Mann an die Seitenlinie geholt, der den FCA wegen seiner Aura auf die große Bühne zieht. Dort kennt sich der Verein nicht aus und fremdelt offenbar damit, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Zumal die im Moment negativ ist.

Und so erlebt die Mannschaft gerade, was so viele Krisenteams vor ihr erlebt haben. Wenn man kein Glück hat, dann kommt auch noch Pech hinzu. Richtig ärgerlich für die Augsburger dann die spielentscheidende Szene kurz vor der Pause. Einen hohen Ball von BVB-Verteidiger Waldemar Anton wollte Chrislain Matsima mit dem Kopf nach vorne klären. Er köpfte jedoch Teamkollege Han-Boah Massengo an. Von dessen Körper flog der Ball zu Guirassy, der sich bedankte. Augsburgs Torwart Finn Dahmen konnte den Schuss des Stürmers nicht abwehren. "Wenn ich Experte wäre, würde ich von Pech sprechen", befand Wagner. "Waldi ist ein geiler Innenverteidiger, aber den Ball ballert er mit 600 km/h irgendwo hin. Dann köpfen wir unseren Sechser an und haben dann noch Pech, sind mit der Tatze von Finn dran. Das ist gerade ein blödes Momentum bei uns."

Dem BVB war das Pech der Augsburger wurscht, sie spürten eine ganz große Erlösung. Guirassy hatte in diesem Momente seine 438 Minuten andauernde Torflaute beendet. "Je öfter er trifft, desto leichter wird es für uns, Spiele zu gewinnen", sagte Trainer Niko Kovac bei Sky: "In den letzten Wochen hat er nicht getroffen, deswegen war es für uns auch schwieriger. Heute hat er den entscheidenden Treffer gesetzt." Das freue ihn "ungemein", so Kovac, "wir brauchen Serhou, er ist derjenige, der uns die Punkte garantieren kann."

"Personenkult und Marketingwahn"

Und so kippt auch die Stimmung bei den Fans. Sie entrollten während der Partie Banner, auf denen Kritik an der Klubführung und indirekt auch an Wagner formuliert war. "Große Worte, keine Taten - wie lange wollt ihr noch warten?", hieß es, auf einem weiteren stand: "Personenkult und Marketingwahn - das sind nicht unsere Werte." Wagner zeigte Verständnis. "Dass es Unmut gibt als Zuschauer, wenn die Ergebnisse nicht da sind, das ist doch ganz normal, und das müssen wir akzeptieren. Punkt", sagte Wagner, dennoch sei es "schade". Er selbst fühlte sich nicht angesprochen, der Punkt "Personenkult" lässt indes keine Zweifel zu, um wen es geht. Um Wagner.

Auch die Spieler wurden übrigens nicht verschont: "Sollen wir euch das Kämpfen beibringen? Niemand ist größer als der Verein." Gegen den BVB konnte keiner unter den 30.660 Zuschauern den Kampfgeist bemängeln.

Die sportliche Führung stellte sich indes abermals vor den neuen Trainer und bemühte sich damit, die Debatten um ihn zu ersticken oder zumindest kleinzuhalten. Sportchef Benjamin Weber sagte: "Es braucht Zeit. Deswegen verstehe ich auch komplett die Unzufriedenheit." Er hob nun die "sehr gute" Zusammenarbeit mit dem früheren Assistenten von Bundestrainer Julian Nagelsmann hervor. Schon am Tag vor der Niederlage hatte sich Wagner über das Vertrauen im Verein gefreut. "Heute ist der CEO zu mir gekommen und hat gesagt: Wir haben total Bock, diesen Weg zu gehen, mit dir als Trainer, und einfach Lust auf die Sache." Aus der sportlichen Leitung "gibt mir jeder was, ich bin ja nicht alleine, das ist saugeil", ergänzte Wagner.

Auch er selbst sei "immer noch überzeugt und habe Bock auf die Geschichte. Wenn wir da rauskommen, ist das geil für meine Persönlichkeit." Nach vielen positiven Jahren "tut mir das vielleicht auch mal gut jetzt, der raue Wind. Ist okay." Und so bemühte er sich nach dem Spiel, die Stimmung der Fans anders einzuordnen, nachdem diese das Team trotz der dritten Niederlage ohne eigenes Tor mit Applaus aufgemuntert hatten. Er selbst ging dabei in die Kurve. "Ich wollte mich stellen und wollte mich natürlich auch bedanken. Die Zuschauer haben schon ein gutes Gespür in Augsburg. Ich finde, dass sie schon gesehen haben, dass die Mannschaft Bock hat, dass sie füreinander kämpft." Es sei ein "krasser" Zuspruch. Aber Fußball ist vor allem ein Ergebnis- und kein Kampfsport. Und so liest sich die Bilanz fürchterlich: Aus neun Spielen holte der FCA unter Wagner nur sieben Punkte.

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