Sein verschossener Elfmeter ist direkt mit dem Bundesliga-Abstieg von 1860 München im Jahr 2004 verknüpft – und leitete einen der größten Abstürze des deutschen Fußballs ein.

In der ARD-Doku aus der Serie „Rise and Fall“ über die Münchener Löwen (läuft Mittwochabend im Anschluss an die Pokalübertragung im TV und in der ARD-Mediathek) spricht Ex-Stürmer Francis Kioyo (46) ganz offen über seinen Fehlschuss. Und dass er ausgerechnet Trost von zwei Bayern-Legenden bekam.

Rückblick: Es ist 2004, vorletzter Bundesligaspieltag. Die Löwen müssen gewinnen, um ihre Chancen auf den Klassenerhalt zu erhöhen. Es steht 1:1 gegen Hertha BSC, in der 89. Minute gibt es Elfmeter. Keiner nimmt den Ball, nur der kurz zuvor eingewechselte Kioyo greift zu. In der Doku erzählt er: „Ich gucke mich um, keiner will den Ball haben. Wo waren die Spieler, die den Elfmeter schießen sollten? Die sind auf dem Feld nach hinten gerannt. Keiner hat den Mut gehabt, zu schießen.“

Kioyo schießt links am Tor vorbei, 1860 München (aktuell 3. Liga) steigt eine Woche später ab, muss als Zweitligist erst in die Allianz Arena einziehen und stürzt später bis in die Regionalliga ab. „Das hat meine Karriere und mein Leben komplett verändert“, sagt Kioyo. „Ich war alleine am Abend, ganz alleine, da hat sich niemand gemeldet, kein Mitspieler – niemand.“ Da kommt plötzlich eine SMS vom damaligen Bayern-Boss Franz Beckenbauer.

Auch Uli Hoeneß meldet sich

Kioyo verrät, was Beckenbauer schrieb: „Du hast wenigstens Mut gezeigt. Nimm den Kopf hoch, Junge.“ Und noch jemand meldet sich. „Ich weiß nicht, ob ich das sagen darf. Das war der Uli Hoeneß.“

Ausgerechnet die Legenden des Erzfeinds bauten den damals 23-jährigen Kioyo wieder auf. Hoeneß: „Franz und ich waren selbst Spieler und ich habe selbst auch schon Elfmeter verschossen, wie jeder weiß. Das gehört sich auch, dass man demjenigen sagt, wie leid es einem tut – denn das ist ja fast ein Schicksal.“

„Für einen Spieler, der 23 Jahre alt ist, nicht in Deutschland geboren wurde und ohne Familie ist – da fühlt man sich einfach in einem Loch. Mich haben sie zerstört. Was ich alles lesen musste, die rassistischen Anfeindungen und Morddrohungen …“, erzählt Kioyo.

Für den Stürmer war es das letzte Spiel für 1860. Er wurde nach dem Abstieg nach Essen verliehen, machte später noch 40 Bundesligaspiele für Cottbus. Für die Löwen hingegen ging es immer weiter bergab.

Der Artikel wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „BILD“, „SPORT BILD“) erstellt und zuerst in „BILD“ veröffentlicht.

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