Aussortiert, eingewechselt, zum Sieg getroffen – und das auch noch gegen den Ex-Klub. Für Robert Glatzel sind es emotionale Tage. Eine „sehr kuriose Geschichte“ sei das, sagte der Stürmer des Hamburger SV über sein entscheidendes Tor zum Einzug ins DFB-Pokal-Achtelfinale. Die Causa Glatzel – sie bewegt die Hanseaten. Jetzt womöglich sogar noch mehr.

Nach gut einer Stunde war der Angreifer in der umkämpften Partie beim 1. FC Heidenheim am vergangenen Dienstagabend als Joker gekommen, sieben Minuten vor dem Ende verwandelte er einen – allerdings umstrittenen – Foulelfmeter zum 1:0 (0:0). Drei Tage zuvor beim 0:1 in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg hatte Glatzel nicht mal im Kader gestanden („Das war die pure Enttäuschung“). Manchmal sei der Fußball „verrückt“, sagte der 31-Jährige. Diesen Abend in Heidenheim müsse er erst einmal sacken lassen: „Es ist emotional. Ich hätte mir nach der Situation am Wochenende nicht erhofft, heute das Siegtor zu machen.“

Mehr als 80 Pflichtspieltore hat Glatzel für den HSV seit Sommer 2021 bereits erzielt. Der Offensivmann gehört seit Jahren zu den Publikumslieblingen. Zuletzt war er unter Trainer Merlin Polzin aber kaum gefragt gewesen. In Heidenheim half ihm auch der Spielverlauf. Nach der Roten Karte gegen Tim Siersleben (44. Spielminute) zogen sich die Schwaben weiter zurück, da waren Qualitäten eines Strafraumstürmers natürlich gefragt. Wie die eines Glatzel.

Ein „sehr schöner Moment“ sei das gewesen, als die Mitspieler nach dem Siegtreffer reihenweise auf ihn draufsprangen und gratulierten, berichtete der Stürmer. „Ich freue mich extrem für Bobby“, sagte Teamkollege Miro Muheim, „ich weiß, was für ein Topspieler und Top-Mensch er ist. Wir brauchen ihn. Er kann uns noch einige solche Momente in dieser Saison bescheren.“

Auch Nicolai Remberg lobte Glatzels Einstellung: „Er ist nur positiv. Ich kenne es von einem Spieler so nicht. Er ist wirklich ein Vollprofi. Auch als er nicht im Kader war – null Negativität!“, betonte Hamburgs Mittelfeldspieler.

„Bin sehr, sehr froh, dass Robert Glatzel zu uns gehört“

Von den Fans war Glatzel nach der Partie mit Sprechchören gefeiert worden – und auch schon vor dem Spiel. Die Anhänger feierten beim Aufwärmen seinen Treffer ins leere Tor „Unglaublich“ sei die Unterstützung von den Anhängern, sagte er. Das habe er in den Tagen zuvor auch in den sozialen Medien schon gespürt.

Ob Glatzel nun wieder öfter ran darf? Am Sonntag im Auswärtsspiel bei Mitaufsteiger 1. FC Köln zum Beispiel (15.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT)? Trainer Polzin schwebt grundsätzlich ein anderer Spielstil vor.

„Ich weiß, welche Qualitäten Bobby hat. Für mich geht es darum: Was für ein Verhalten zeigen die Jungs täglich im Training? Deswegen weiß ich, dass Bobby zu hundert Prozent den Weg mitgeht. Ich weiß, dass er als Stürmer auf dem Feld stehen will. Dass er helfen will. Dass er Tore schießen will. Wir brauchen alle Spieler aus dem Kader, um unsere Ziele zu erreichen“, sagte Polzin nach dem Pokal-Coup. Er sei „sehr, sehr froh“, sagte Polzin, „dass Bobby zu uns gehört.“

Klartext von Heidenheims Trainer Schmidt wegen Elfmeter

Bei Heidenheim herrschte dagegen nach Glatzels Treffer Frust. Vor allem die Jacke musste dran glauben. Erst riss Frank Schmidt sie sich während der Partie an der Seitenlinie vom Leib, dann pfefferte er sie nach dem Abpfiff in die Ecke am Ausgang des Spielertunnels. Der Trainer des 1. FC Heidenheim war angefressen wie selten. Diese „bittere Niederlage“ dürfe die Schwaben nicht umwerfen, sagte Schmidt. Seinem Team machte er nach der siebten Pleite im zehnten Pflichtspiel der Saison explizit keinen Vorwurf. Aller Heidenheimer Ärger galt an diesem Pokal-Abend dem Schiedsrichter.

„Es gibt nichts zu diskutieren. Es war keiner, ich hab's gesehen“, kommentierte Schmidt den strittigen Foulelfmeter, den Glatzel in der 83. Minute verwandelt hatte. Es war nicht die einzige Szene, über die sich Heidenheims Trainer echauffierte. Für seine Beschwerden hatte der 51.Jährige während des Spiels erst Gelb und in der Schlussphase dann sogar noch Gelb-Rot gesehen.

Auch Verteidiger Marnon Busch war auf den Unparteiischen Benjamin Brand nicht gut zu sprechen. „Ich glaube, ich muss wirklich aufpassen, was ich sage“, meinte er. Nach der Roten Karte gegen Tim Siersleben wegen einer Notbremse (44. Minute) war Busch zur zweiten Halbzeit eingewechselt worden, um die Heidenheimer Defensive zu stärken. Der FCH wehrte sich in Unterzahl tapfer, ließ kaum Großchancen zu - und kassierte schließlich doch den Knockout. Zum Ärger von Schmidt. Und zum Leidwesen seiner Jacke.

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