Jetzt heißt es „Ja“ oder „Nein“. Am Sonntag können rund 1,1 Millionen Münchner mit ihrer Stimme über Olympische Spiele in ihrer Stadt entscheiden. Scheitert das Großprojekt der Befürworter schon an der ersten Hürde? Oder gibt es mit einem positiven Votum den nötigen Rückwind für zweite Sommerspiele nach 1972 in der bayerischen Landeshauptstadt? Bis zuletzt versuchen Befürworter und Gegner die Unentschlossenen zu mobilisieren – und von ja oder nein zu überzeugen.
Ob es bei einem positiven Votum anschließend auch zu den Spielen 2036, 2040 oder 2044 kommt, das ist wie viele weitere Anschlussfragen völlig offen. Denn am Sonntag (bis 18.00 Uhr) wird nur die grundsätzliche Bereitschaft abgefragt.
Während die Kritiker im intensiven Wahlkampf die hohen Kosten – sowohl der Bewerbung als dann auch des Events – anprangern, werben die Befürworter mit einem Großereignis, dass der drittgrößten deutschen Stadt wie vor 53 Jahren einen Schub geben soll, wirtschaftlichen Aufschwung inklusive.
Bürgerbefragung ist die erste von mehreren Hürden
„München ist weltweit bekannt und beliebt. Deshalb haben wir die größten Chancen, am Ende die Bewerbung für Deutschland beim IOC zu gewinnen“, prahlte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vorab. Er stellte sogar die These auf: „Wenn es hier nicht klappt, dann wohl auch woanders nicht.“
Denn die Bürgerbefragung ist ja nur eine erste Hürde für alle die, die von dem Olympia-Event mit zig tausenden Sportlern und Gästen im Herzen Bayerns träumen. Erst im Herbst 2026 will sich der Deutsche Olympische Sportbund festlegen, ob er sich mit Berlin, Hamburg, München oder der Region Rhein-Ruhr bewirbt. Wann das Internationale Olympische Komitee (IOC) über die Olympia-Orte nach den übernächsten Spielen 2032 in Brisbane entscheidet, ist noch offen. Der Weg zu Olympia in Deutschland ist also noch sehr weit.
Als großes Plus der Münchner Kampagne wird angeführt, dass fast alle Wettkampfstätten vorhanden sind und höchstens modernisiert oder renoviert werden müssen: Vom Olympiastadion über diverse Hallen bis zum Eiskanal in Augsburg; auch wenn es bei der Kanu-Anlage zuletzt öfter Probleme mit dem Wasser gab. Die Sanierung etlicher Sportstätten könnte gerade – oder nur – bei einem Olympia-Zuschlag klappen, heißt es darüber hinaus.
Pro und Contra am Beispiel Wohnungsbau
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) glaubt, dass bei einem Zuschlag für München „viele für unsere Stadt wichtige Projekte Rückenwind bekommen“. Zum Beispiel der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs oder der Bau dringend benötigter Wohnungen. „Diese Chance sollten wir nutzen!“
Im Nordosten der Stadt ist der Bau des olympischen Dorfes geplant, aus dem nach Olympia und den Paralympics Wohnungen für mehr als 10.000 Menschen werden sollen. Genau da aber haken die Kritiker ein. Es geht vor allem um Geld.
Der Grünen-Politiker Ludwig Hartmann etwa kritisiert, dass Steuergelder in Millionenhöhe für eine Bewerbung und dann in Milliardenhöhe für die Spiele ausgegeben würden, wenn man diese doch gleich in Stadtentwicklung und Wohnungsbau stecken könnte. „Ich warte doch nicht bis 2044 für eine Lösung“, sagt der prominenteste Olympia-Gegner. „Die Lösung muss jetzt kommen!“
Olympische Spiele der Vergangenheit stets teurer als geplant
München hat nach eigenen Angaben bislang rund acht Millionen Euro für die Olympia-Bewerbung inklusive der anstehenden Bürgerbefragung ausgegeben. Sollte München sich zunächst im deutschen Vierkampf durchsetzen und dann vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) auch den Zuschlag für die Durchführung der Spiele erhalten, dann kommen erst die ganz großen Gelder aufs Tableau. Und da fehlen bislang konkrete Finanzprognosen.
Bei den Kosten für Olympische Spiele wird in der Regel zwischen Eventkosten – also den Kosten für die konkrete Durchführung der Spiele – und anderen Kosten entschieden. Darunter sind zumeist langwierigere, umfangreichere und teurere Vorhaben wie Investitionen in die Infrastruktur. Die kämen der Stadt auch nach den Spielen weiter zugute.
Weil die Spiele – vor allem jene von 2040 und 2044 – in ungewöhnlich ferner Zukunft liegen, sind seriöse Finanzprognosen kaum möglich. Einen Trend aber gibt es bei Olympia seit Jahrzehnten: Die Spiele werden am Ende fast immer teurer als zu Beginn veranschlagt. Das ergab eine Studie der Universität Oxford. Olympische Spiele sind aber auch ein emotionales (Sport-)Ereignis, das sich nicht nur rational bewerten lässt.
Als es vor 13 Jahren bei einem Bürgerentscheid um mögliche Winterspiele 2022 in München ging, stimmten die Menschen in der Landeshauptstadt sowie den Partnern in Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgadener Land und im Landkreis Traunstein mehrheitlich mit Nein. Damals wurde die Stimmung unterschätzt, ein „Ja“ für zu selbstverständlich genommen – mobilisiert hatten vor allem die Gegner. Diesmal geht es aber um Sommerspiele, die Befürworter haben gelernt – und abgestimmt wird nur in München.
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