Jessica von Bredow-Werndl ist bestens ausgelastet. Die Dressur-Olympiasiegerin von Tokio und Paris wird von ihren beiden Kindern (drei und acht Jahre alt) auf Trab gehalten, führt gemeinsam mit ihrem Bruder Benjamin Werndl einen Ausbildungs- und Dressurstall, dazu kommt natürlich ihre Karriere als Profi-Reiterin.
Dass sie ihr Leben neben der Familie dem Reitsport verschrieben hat, war in der Vergangenheit aber alles andere als klar. Es habe früh in der Karriere eine Phase gegeben, in der von Bredow-Werndl den Sport an den Nagel hängen wollte, wie sie jetzt in einem Interview mit „Sports Illustrated“ gestand. Im Übergang zwischen den Junioren und Erwachsenen habe ihre Karriere stagniert.
„Ich hatte eine Phase von etwa sechs Jahren, in der ich extrem erfolglos war und keine Pferde hatte, mit denen ich an meine Erfolge aus jungen Jahren anknüpfen konnte“, sagte von Bredow-Werndl. Sie und Bruder Benjamin, ebenfalls Profireiter, hatten „beide kein Selbstwertgefühl mehr, haben alles infrage gestellt und erwogen, mit dem Reitsport aufzuhören“.
Dann aber habe es zwei Schlüsselerlebnisse gegeben. Zum einen hätte sie ihren Mentalcoach Holger Fischer kennengelernt. Und dann sei da noch „die Nahtoderfahrung bei meinem Badeunfall auf Sardinien“ gewesen. Im Oktober 2010 wurde sie von der Strömung aufs offene Meer gezogen. Ihr Ehemann Max von Bredow rettete sie.
„Ich hatte in jenen Minuten damals schon abgeschlossen mit meinem Leben und dachte mir: Das war’s jetzt“, berichtete von Bredow-Werndl: „Das überlebt zu haben, war sicher der größte Gamechanger in meinem Leben.“ Die Erfahrung hätte Grundlegendes an ihrer Einstellung geändert. „Ich war eine Grenzgängerin, immer am Limit, ohne Rücksicht auf mich selbst. Ab diesem Tag habe ich mehr und mehr gelernt, loslassen zu können“, erzählte sie.
Eine weitere Lehre: „Je ehrlicher ich zu mir selbst bin, je weniger ich auch irgendwelche negativen Gefühle und Ängste wegdrücke und je mehr ich mich darauf einlasse und lerne, mit ihnen umzugehen, umso besser geht es mir.“ Speziell in Paris – von Bredlow-Werndl wurde dort auch Olympiasiegerin mit der Mannschaft – habe ihr ihre gewonnene mentale Stärke enorm weitergeholfen.
Vor dem Einzelfinale in Paris im vergangenen Jahr habe sie großen Druck verspürt. „Ich wollte am Morgen der Einzelentscheidung nicht unbedingt in Paris sein. Gar kein so schönes Gefühl. Am liebsten wäre ich mit Dalera irgendwohin in den Wald geritten, nur wir beide“, sagte von Bredlow-Werndl.
Geholfen habe ihr dann aber ihr hohes Ausmaß an mentalem Coaching, mit dem sie nach dem Badeunfall angefangen hatte. „Auch dank der vielen anderen Tools, die ich über die Jahre erlernt hatte, und meiner Erfahrung gelang es mir, meine Angst nicht zu leugnen und sie zu verdrängen, sondern sie anzunehmen und zu einem positiven Grundgefühl zu verarbeiten“, sagte von Bredlow-Werndl. Sie wurde mit Gold belohnt.
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