Der langjährige Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff sieht das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der WM im kommenden Jahr nicht im Kreis der Titelkandidaten. „Man hat noch keine Identität. Man könnte jetzt nicht sagen: Was ist die deutsche Nationalmannschaft aktuell von der sportlichen Linie her? Wo du sagst: Ich weiß, ich schalte ein, das bekomme ich. Das ist noch ein bisschen eine Wundertüte“, sagte Bierhoff in der Fußball-Talksendung von Sky.
Andere Länder seien noch besser besetzt, meinte Bierhoff. Es gebe zwar mit Jamal Musiala und Florian Wirtz „zwei absolute Ausnahmespieler“ und dazu einen Kai Havertz, Joshua Kimmich, Serge Gnabry und einen Leon Goretzka, aber hintendran seien es unerfahrene Spieler. Beim WM-Titel 2014 sei es eine Mannschaft mit „einer Siegermentalität“ gewesen, die schon zuvor einiges gewonnen habe. Die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr wird in den USA, Kanada und Mexiko ausgetragen, sie beginnt am 11. Juni.
Kahn fehlt die Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft
Ähnlich sieht es auch Oliver Kahn, der die EM 2024 im eigenen Land mit dem unglücklichen Viertelfinal-K.o. gegen Spanien nicht als Maßstab gelten lässt. „Wenn ich da nicht funktioniere als Spieler, wenn ich da nicht über mich hinauswachse, dann weiß ich auch nicht, wo das noch der Fall sein soll“, sagte der frühere Vize-Weltmeister. Seit diesem Zeitpunkt sei aber nicht die Entwicklung eingetreten, die man sich eigentlich wünsche.
„Da bin ich noch unsicher, was wir eigentlich wollen“, sagte Kahn. Es werde viel verändert. „Im Moment zu sagen: Wir fahren jetzt dahin, wir haben die Qualität, wir haben das System. Alles passt. Da sind wir, glaube ich, weit davon entfernt“, meinte der frühere Vorstandschef der Bayern.
Bierhoff schätzt es genau so ein. Er hatte schon vor dem WM-Qualifikationsreigen der deutschen Nationalmannschaft gegen Luxemburg (4:0) und Nordirland (1:0) Anfang Oktober skizziert, dass es aus seiner Sicht nicht sonderlich rosig um das DFB-Team bestellt ist. Insgesamt müsse festgehalten werden, hatte der 57-Jährige im Gespräch mit WELT gesagt, „dass weniger Qualität vorhanden ist, als wir glauben zu haben“.
Um das zu erkennen, müsse „man kein Experte sein. Man muss einfach sehen, in welchen Vereinen die Spieler unter Vertrag stehen und wie viele internationale Spiele jeder von ihnen schon absolviert hat. Es ist ein Unterschied, ob du mal sechs Monate gut in der Bundesliga performst, was kein Kriterium für internationale Klasse ist, oder ob du regelmäßig auf dem internationalen Parkett gefordert bist“.
Unter der Woche hatte deswegen auch Jürgen Klopp dem Bundestrainer ans Herz gelegt, keine allzu großen Ziele zu formulieren. „Wir sollten uns von dem Gedanken verabschieden, dass wir, wenn wir am Turnier teilnehmen, das Ding auch gewinnen müssen“, sagte Klopp dem „Kicker“. Nagelsmann hatte mehrfach verkündet, dass er bei der WM den Titelgewinn anstrebe.
Für Klopp ist die Fixierung auf den Finalerfolg nicht nachvollziehbar. „Die genauen Gründe, warum dies so sein sollte und wir bei einem Aus im Halb- oder Viertelfinale alles neu überdenken müssen, kenne und verstehe ich nicht“, sagte der aktuelle Fußballchef von Red Bull: „Dafür sind andere Länder einfach zu gut, ob das nun Frankreich ist oder Spanien. Oder England, das in den letzten Jahren schon mehr hätte gewinnen können, mit dem, was sie da zur Verfügung haben.“
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