An sich sah alles recht vielversprechend aus. Eintracht Frankfurt war gegen den FC Liverpool in Führung gegangen, der englische Meister kam, wie in den vergangenen Wochen häufig zu beobachten war, nicht gut ins Spiel. Doch die Chance für Frankfurt an diesem Champions-League-Abend blieb ungenutzt. Es reichte, dass Liverpool sich ein wenig zusammenraufte, um das Spiel zu drehen und es in einer Schmach für die Eintracht enden zu lassen. Insbesondere nach der Pause spielte das Team mit den Frankfurtern Katz und Maus.

Deswegen konnte Frankfurts Sportboss nicht mehr an sich halten. 35 Minuten die Stirn bieten, dann aber komplett auseinanderzubrechen und schlussendlich noch 1:5 (1:3) unterzugehen – zu viel für Markus Krösche. Die Flut an Gegentoren, sie ist zum großen Problem für den Tabellensiebten der Bundesliga geworden: 23 kassierte Frankfurt in den vergangenen sieben Spielen, alleine elf davon in der Königsklasse. Für Krösche inakzeptabel, er sprach Klartext.

„Am Ende geht es darum, dass wir einfach eine ganz andere Aggressivität in den Zweikämpfen an den Tag legen müssen. Die Grundtugenden sind im Fußball nun mal Zweikampfführung. Wir müssen Zweikämpfe annehmen. Wir müssen diese versuchen, für uns zu entscheiden. Und das mit einer ganz anderen Konsequenz“, sagte der 45-Jährige. Natürlich sei Liverpool eine gute Mannschaft, „aber wir machen es dann auch zu einfach. Wir lassen die Gegentore zu einfach zu. Das ist das, was bei uns gerade das größte Manko ist“.

Eintracht Frankfurt ließ Liverpools Van Dijk und Konaté unbedrängt einköpfen

Für die Eintracht war es das erste Pflichtspiel-Duell mit den Reds seit 53 Jahren. Anders als in den beiden Begegnungen im September 1972 gelang der Elf von Dino Toppmöller zwar diesmal ein Torerfolg – doch die erneut anfällige und fehlerhafte Defensive machte alle Hoffnungen auf einen Überraschungscoup gegen die selbst schwächelnden Engländer zunichte.

Zur Stabilität beitragen konnte zwar Michael Zetterer, den Toppmöller anstelle des zuletzt fehlerhaften Kauã Santos zwischen die Pfosten stellte. Doch Zetterers Paraden genügten in der Folge auch nicht, um auch nur ansatzweise mit den Liverpoolern Schritt halten zu können.

Besonders hart: Nach toller 1:0-Führung kassiert Eintracht noch in der Schlussphase der ersten Hälfte drei Gegentore. Zwei davon nach Ecken. Zweimal durften die Liverpooler Virgil van Dijk und Ibrahima Konaté unbedrängt einköpfen. Vorher konnte der Ex-Frankfurter Ekitiké zum Ausgleich durchlaufen. Nach dem Wechsel trafen Cody Gakpo (66.) und Dominik Szoboszlai (70.) jeweils nach Zuspiel des deutschen Nationalspielers Florian Wirtz.

Krösche wollte das nicht mehr durchgehen lassen. „Es hat mit Eigenverantwortung zu tun. Auch eine Verantwortung zu übernehmen, meine Zweikämpfe zu gewinnen, zu bestreiten“, sagte er: „Und dabei geht es um jeden Einzelnen, egal wer beginnt oder reinkommt, das muss die Grundbasis sein. Da haben wir momentan einfach nicht diese Konsequenz. Deswegen kriegen wir so einfache und viele Gegentore. Das müssen wir einfach abstellen.“

Auffällig: Sonst ist der Sport-Vorstand – zumindest nach außen – oft milde in seiner Kritik. Auch bei krachenden Pleiten. Doch davon war nach dem Liverpool-Spiel nichts zu spüren. Wahrscheinlich auch, weil Eintracht so selbst vor dem Duell gegen St. Pauli am Samstag (15.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) fürchten muss, auch diese Pflichtaufgabe nicht wie gewünscht lösen zu können.

Am Ende sei das „gegnerunabhängig“, stellte Krösche klar: „Dass wir Fußball spielen können, haben wir auch gezeigt. Aber im Großen und Ganzen fängt das Verteidigen mal im Eins-gegen-eins an und in der Aggressivität. Das ist letztlich das, was ich erwarte für Samstag. Am Ende geht es auch gegen St. Pauli um Zweikämpfe, um Aggressivität. Das müssen unsere Grundtugenden sein“. Das müsse auch der Fokus in den nächsten Wochen sein, verdeutlichte er: „Auch mal ein Foul ziehen, auch mal ein taktisches Foul machen. Wir müssen in diesen Bereichen einfach erwachsen werden. Nur Fußballspielen wird nicht funktionieren. Das geht bei keinem Wettbewerb. Das geht auch in der Bundesliga nicht – und schon gar nicht beim Pauli-Spiel.“

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