Mancher Beobachter wird sich verwundert die Augen gerieben haben, als er den Friedensgipfel für Gaza im ägyptischen Scharm el Scheich verfolgte. Da tauchte ein markanter Glatzkopf auf, mit dem man nicht unbedingt gerechnet hatte unter all den Staats- und Regierungschef. Doch der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa höchstselbst war mittendrin auf diesem historischen Gipfel, mit dem US-Präsident Donald Trump seinen Friedensplan für den geschundenen Gazastreifen und die Rückkehr der israelischen Geiseln besiegelte.
Gianni Infantino, 55 Jahre alt, ließ sich mit Trump inklusive Daumen-hoch-Geste ablichten. Der schweizerisch-italienische Fußballfunktionär stand neben dem britischen Premier Keir Starmer, dem kanadischen Premier Mark Carney und Bundeskanzler Friedrich Merz in einer Reihe, als der US-Präsident seine Rede hielt (Trump hatte die Regierungschefs und Vertreter der EU und der UN als Kulisse auf die Bühne beordert, nur Marcon drückte sich erfolgreich). Die ägyptische Zeitung "Al-Masri al-Jum" bezeichnete den Schweizer vollkommen zutreffend als "seltsamsten" Gast des Gipfels.
Gianni Infantino: Nähe zu den Mächtigen als Geschäftsprinzip
Der Hang Infantinos, eine große Nähe zu den Mächtigen der Welt zu pflegen, ist Geschäftsprinzip. Infantino zeigt sich seit Jahren bei wichtigen, weltpolitischen Anlässen. Seine Verbundenheit mit den arabischen Autokraten am Golf ist besonders eng. Infantino hat seit Jahren einen Zweitwohnsitz in der katarischen Hauptstadt Katar, wo 2022 die Weltmeisterschaft stattfand. Im gleichen Maße suchte Infantino die Nähe zu Trump. In den USA, Kanada und Mexiko findet im kommenden Jahr das nächste WM-Turnier statt. Saudi-Arabien hat sich unter tatkräftiger Mithilfe Infantinos die Austragung der WM 2034 gesichert.

Internationale Presseschau "Israel hat den Krieg gewonnen"
Aus dieser Perspektive betrachtet ist ein großer amerikanisch-europäischer Nahost-Friedensgipfel wie in Scharm el Scheich quasi Pflichtprogramm. Sämtliche "guten Freunde" Infantinos waren vor Ort. Der Fifa-Präsident sprach auch schon bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Doch diesmal wirkte sein Erscheinen befremdlich – schließlich ging es nicht um Fußball oder sportpolitische Themen.
Infantinos globales Netzwerk
Kritiker werfen ihm eine zu große Nähe zu den Autokratien wie Saudi-Arabien vor, die westliche Werte nicht teilen, was Infantino wenig schert. Auch Korruptionsvorwürfe wie bei der Vergabe der WM an Katar bringen ihn nicht von seinem Weg ab. Infantino pflegt sein globales Netzwerk, so gut es eben geht. Vermutlich war er auf Einladung Trumps in Scharm el Scheich, der den Gipfel ganz in seinem Sinne als glanzvolles Friedensereignis inszenierte – und da durfte Infantino ebenfalls ein Daumen-hoch zeigen, sozusagen als sportpolitischer Friedensengel, als der er sich gerne sieht.
Mit Material von DPA
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