Etwas mehr als sechs Jahre ist es her, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft letztmals in Belfast spielte. Der Bundestrainer hieß damals noch Joachim Löw – und in der Startelf standen in Joshua Kimmich und Serge Gnabry zwei Spieler, die am Montagabend, wenn die DFB-Auswahl in der Qualifikation zur WM 2026 im Belfaster Windsor Park auf Nordirland auftritt (20.45 Uhr, im Sport-Ticker der WELT), wohl auch von Beginn auflaufen werden.
Gnabry, der bei der Partie am 9. September 2019 nach der Führung von Marcel Halstenberg den 2:0-Endstand besorgte, zählt sechs Jahre später zu den Nationalspielern, die eine der wenigen Stützen in einer Mannschaft sind, die auf der Suche nach ihrer alten Stärke ist. Beim 4:0 gegen Luxemburg überzeugte die deutsche Elf zwar mit Leidenschaft und Gier, aber sie wirkt im Vergleich zu den Top-Nationen derzeit in sich nicht gefestigt und spielerisch nicht stark genug.
Auch Jürgen Klopp ist das natürlich nicht entgangen. Trotz der zuletzt holprigen Auftritte ist er aber sowohl von der Mannschaft als auch von Bundestrainer Julian Nagelsmann, der den Posten seit Herbst 2023 innehat, überzeugt. „Ich weiß, dass alles gut wird. Julian ist ein außergewöhnlicher Trainer, wir haben außergewöhnliche Spieler“, sagte der frühere Erfolgscoach am Rande eines Padel-Turniers auf Mallorca in einem Interview von RTL.
„Florian Wirtz ist ein Jahrhunderttalent“, sagt Klopp
Es sei noch nie jemand Weltmeister geworden, der zuvor durch die Qualifikation geflogen ist, so Klopp: „Vor der WM 1990 hat Icke Häßler ein sehr spätes Tor schießen müssen, damit wir überhaupt dabei waren. Die Qualifikation muss überstanden werden. Eine Mannschaft muss sich finden, eine Mannschaft muss lernen, gemeinsam zu kämpfen. Da sind sie gerade dabei. Und dann werden wir eine tolle WM mit der deutschen Mannschaft sehen.“
Auch mit Blick auf den in Liverpool schwächelnden Florian Wirtz macht sich Klopp keine Sorgen, weil seine Qualität einfach so herausragend sei. „Florian Wirtz ist ein Jahrhunderttalent und irgendwann wird er das in jedem Spiel wieder zeigen, wie er es auch bei Leverkusen getan hat“, meinte Klopp, der von 2015 bis 2024 Trainer des FC Liverpool war. Seit dem 1. Januar ist Klopp „Head of Global Soccer“ bei Red Bull.
Aus der Ferne wird Klopp am Montag beobachten, wie sich die deutsche Mannschaft in Belfast schlägt. Vor der Abreise, die am Sonntag mit einem Charter-Flieger von Nürnberg aus gemeinsam mit der deutschen U21-Auswahl erfolgte, die am Dienstag gegen Nordirland spielt, sendete Bundestrainer Nagelsmann zur Sicherheit noch einmal ein paar klärende Worte Richtung Belfast. Niemals habe er sich despektierlich über den Fußball des Kontrahenten in der WM-Qualifikation äußern wollen.
„Da wurde mir ein bisschen nachgesagt, ich hätte den nordirischen Fußball schlechtgeredet, das habe ich nicht. Ich habe deutlich gesagt, dass diese langen Bälle, die sie spielen, super eklig zu verteidigen sind“, erklärte der Bundestrainer. „Stress“ hätte das Team von Trainer Michael O'Neill mit seiner Spielweise beim mühevollen deutschen 3:1 im September in Köln erzeugt. 20 Standardsituationen habe man verteidigen müssen, erinnerte sich Nagelsmann vor der Partie am Montag.
Die Botschaft, die Nagelsmann noch vor der Landung in der nordirischen Hauptstadt entgegenschallte, war klar: Leichter machen wir es euch diesmal auch nicht. Nach dem 2:0 gegen die Slowakei fühlen sich die Nordiren so selbstbewusst wie schon lange nicht mehr. „Man kann sagen, dass das eine unsere besten Leistungen war, aber ich glaube, da ist noch mehr möglich“, sagte O'Neill, der gegen Deutschland zum 100. Mal für sein Land an der Seitenlinie steht.
Die Nordiren spüren die WM-Chance in Belfast. Mit sechs Punkten ist das Team in der Gruppe A gleichauf nach Zählern mit Deutschland und der Slowakei. Nur der Gruppenerste qualifiziert sich direkt für die WM im nächsten Jahr in den USA, Kanada und Mexiko. Und im unglaublich stimmungsvollen Windsor Park sind die Nordiren seit sieben Spielen ungeschlagen, seit 2023 gab es dort fünf Pflichtspielsiege mit 13:0-Toren in Serie.
Deutschland kann kommen, so ist die allgemeine Stimmung. „Das ist schon eine Mannschaft, die gallig ist. Dann in Belfast mit den Fans, die sehr emotional sind. Das wird noch mal eine andere Hausnummer als heute“, warnte Nagelsmann nach dem 4:0 gegen Luxemburg.
Erstmals seit 1986 könnte Nordirland sich für eine WM qualifizieren, erstmals seit der EM 2016 wieder bei einem großen Turnier dabei sein. Sollte am Ende doch nur Platz drei in der Gruppe herauskommen, haben die Nordiren gute Chancen, sich als einer von vier Nations-League-Gruppensiegern für die Play-offs der WM im März zu qualifizieren.
„Sie stehen noch am Anfang ihrer internationalen Karriere. Aber sie haben sich der Herausforderung gestellt und wir können im Spiel gegen Deutschland am Montag nur gewinnen“, sagte O'Neill über sein junges Team. Ein Makel ist aber: Kapitän und Führungskraft Conor Bradley vom FC Liverpool fehlt wegen einer Gelbsperre.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke