Julian Nagelsmann war sichtlich genervt. Nach dem 4:0 gegen Luxemburg in der WM-Qualifikation wurde der Bundestrainer nicht nach der deutlich verbesserten Offensive der Nationalmannschaft oder das anstehende Spiel in Nordirland am Montag (20.45 Uhr, RTL, im WELT-Liveticker) gefragt – wieder einmal geisterte der Name Manuel Neuer durch den Raum. Die Torwart-Debatte um den Weltmeister von 2014 lässt die Nationalmannschaft nicht los.
„50 Prozent meiner Redezeit geht über Torhüter. Ich habe einen absoluten Fachmann an meiner Seite, der auch entscheidet, wer nominiert wird: Andreas Kronenberg“, sagte Nagelsmann mit Blick auf seinen Torwarttrainer: „Ich entscheide, wer bei den Feldspielern nominiert wird, er entscheidet – natürlich in Absprache – bei den Torhütern, wer nominiert wird. Er ist der Fachmann, dem ich vertraue.“
Gegen Luxemburg stand Oliver Baumann zwischen den Pfosten, der Torwart der TSG 1899 Hoffenheim erlebte einen nahezu beschäftigungslosen Abend. Auch in Nordirland wird der 35-Jährige im Tor stehen. Finn Dahmen vom FC Augsburg und der Stuttgarter Alexander Nübel komplettieren das Torwart-Trio der Nationalmannschaft. Seit der Verletzung von Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona hat sich Nagelsmann auf Baumann als Nummer Eins festgelegt.
Ruhe kehrt auf der neuralgischen Position trotzdem nicht ein. Auch, weil von außen immer wieder der Name Neuer ins Spiel gebracht wird. Wie jetzt vom ehemaligen Bundestrainer Joachim Löw. „Wenn Manuel Neuer weiterhin auf diesem allerhöchsten Niveau spielt, wie wir es zuletzt gesehen haben und seit vielen Jahren kennen, bin ich mir sicher, dass Julian Nagelsmann das im Blick hat“, sagte Löw der „Bild am Sonntag“. Es dürfe keine Entscheidung aus Nostalgie sein, sondern rein sportlich entschieden werden: „Da bin ich mir sicher, dass Julian darüber nachdenkt, Manuel zurückzuholen.“
„Julian wird sicher über diese Option nachdenken“
Löw machte Neuer zur WM 2010 in Südafrika zur Nummer eins im deutschen Tor und gewann 2014 mit ihm in Brasilien den WM-Titel. „Manuel hat das Niveau des Torwartspiels auf eine andere Ebene gehoben. Seine Leistungen waren ununterbrochen auf diesem Niveau. Es gab Zeiten, in denen Umfragen gemacht wurden, in denen Manuel nicht immer ganz vorn war. Eine breite Masse der Fans hat sich zeitweise einen anderen Torwart gewünscht, daran kann ich mich erinnern: 2018, 2021“, sagte Löw: „Es gab schon gute Gründe, warum wir uns – auch nach langen Verletzungspausen – immer für Manuel Neuer entschieden haben. Manuel war auch nach schweren Verletzungen immer auf dem allerhöchsten Niveau.“
Der 39-jährige Neuer, der 2024 aus der Nationalmannschaft zurückgetreten ist, ist seit Monaten verletzungsfrei und spielt beim FC Bayern wieder auf höchstem Niveau. „Mit Blick auf die WM 2026 wird Julian Nagelsmann eine Entscheidung treffen, wobei es dabei auch um den Zeitpunkt geht: Sollte es ein Neuer-Comeback geben, ist es sinnvoll, Manuel schon in den letzten Spielen vor der WM dabei zu haben. Julian wird sicher über diese Option nachdenken“, sagte Löw.
Laut Nagelsmann gebe es derzeit aber kein Bedarf, über eine Rückholaktion Neuers nachzudenken. Denn in keinem Spiel seit dem Viertelfinalaus bei der Europameisterschaft 2024 sei ein Torwart schuld an einer Niederlage gewesen.
Nagelsmann stärkte seinen aktuellen Torhütern den Rücken, hält sich aber ein Hintertürchen für eine Rückkehr Neuers in die Nationalmannschaft offen. „Stand jetzt“, so machte Nagelsmann zum wiederholten Male klar, sei ein Comeback Neuers im DFB-Trikot für ihn kein Thema. Gleichwohl habe er auch als Bundestrainer gerade auf der Torwartposition schon „viel erlebt“.
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