Seit 60 Jahren träumt England von einem Titel bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft. Es ist eine lange Geschichte des Scheiterns. Nationaltrainer Thomas Tuchel beraubt die Three Lions nun ihrer talentiertesten Spieler und setzt auf einen neuen Geist. Kurzfristig muss er auf Harry Kane verzichten.

Englands Nationalmannschaftskapitän Harry Kane fehlt im Länderspiel gegen Wales am heutigen Donnerstag (20.45 Uhr). "Harry wird das nächste Spiel verpassen, er hat einen Schlag bekommen im letzten Spiel und es ist zu schmerzhaft, den Ball zu schießen und zu riskant für ihn", sagte Nationaltrainer Thomas Tuchel. Am Mittwoch hatte der Torjäger des FC Bayern wegen der Probleme am Knöchel ein individuelles Programm absolviert.

Kane hatte beim 3:0 am vergangenen Samstag in Frankfurt kurz vor Schluss einen Schlag auf den Knöchel bekommen, als er von Eintracht-Torwart Kaua Santos unsanft abgeräumt worden war. Nach dem Spiel hatte der Stürmer zunächst Entwarnung gegeben.

Da das Spiel gegen Wales kein WM-Qualifikationsspiel ist, wiegt der Ausfall für Tuchel nicht ganz so schwer. Am 14. Oktober geht es für England dann in Lettland wieder um Punkte für die WM-Teilnahme. "Wir geben ihm die Chance, dass es sich beruhigt und wir sind überzeugt davon, dass er für Lettland bereit sein wird", sagte Tuchel.

Tuchel: England fährt als Außenseiter zur WM

Gegen Lettland könnten die mit fünf Siegen aus fünf Spielen in die Qualifikation gestarteten Three Lions bei einer vorherigen Punkteteilung zwischen Albanien und Serbien am Samstag bereits das Ticket für die WM 2026 in Kanada, Mexiko und den Vereinigten Staaten buchen.

Dort aber würde England nicht als Favorit ins Rennen gehen, betonte Tuchel, der erste und daher durchaus misstrauisch beäugte deutsche Trainer der englischen Auswahl überhaupt. Dazu benutzte er in klassischer Tuchel-Manier ausufernde Worte. "Wenn du noch nie Wimbledon gewonnen hast, bist du vielleicht unter den Favoriten, aber du bist nicht der Top-Favorit", sagte der ehemalige Bayern-Trainer über die Chancen seines Teams.

England hat zuletzt zweimal das Finale einer Europameisterschaft erreicht. Doch aus den in 1996 von Baddiel und Skinner besungenen "30 years of hurt", den 30 Jahren ohne Titel, werden im kommenden Jahr 60 Jahre geworden sein.

"Wir haben Brasilien, wir haben Argentinien, Spanien, Frankreich und die haben gezeigt, dass sie es können. Es heißt nicht, dass wir keine Chance haben.", sagte Tuchel. "Wir sollten uns nicht die Rolle des Top-Favoriten aufhalsen. Wann haben wir zuletzt gewonnen? Wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen. Wir haben eine Mannschaft, die bereit ist, das zu tun."

Nächste Warnung an Jude Bellingham

In dieser Mannschaft fehlt aktuell der ehemalige Dortmunder Jude Bellingham. Der Mittelfeldspieler hat in seinem dritten Jahr bei Real Madrid mit Verletzungsproblemen und wohl auch Anpassungsproblemen an den neuen Trainer Xabi Alonso zu kämpfen. Erstmals in seiner Karriere läuft es bei dem 22-Jährigen nicht wie gewohnt.

Auch bei Tuchel hat Bellingham aktuell einen schweren Stand. Der von der englischen Presse aufgrund der Nicht-Nominierung des Starspielers als "Axtmann" bezeichnete Nationaltrainer betonte erneut, dass er auch beim finalen WM-Kader nicht auf große Namen Rücksicht nehmen wird. Das Kollektiv steht über allem. "Wir sammeln nicht die talentiertesten Spieler, wir bauen eine Mannschaft auf", sagt er. "Mannschaften gewinnen Titel, niemand sonst."

Mitten hinein in eine in England aufgekommene Diskussion über Egoismus als möglichen Grund für das Scheitern der sogenannten Golden Generation in den 2000er-Jahren um Stars wie David Beckham, Steven Gerrard, Rio Ferdinand, Wayne Rooney und Frank Lampard, machte Tuchel klar, dass dies 2026 nicht passieren soll. "Wir bauen eine Mannschaft auf, die sich gegenseitig beschützt und unterstützte. Eine Mannschaft, in der Hierarchien akzeptiert werden. Das wird uns weit bringen", sagte Tuchel. Es ist momentan eine Mannschaft ohne Bellingham und ohne Phil Foden von Manchester City, zwei der wohl größten Stars der Nation.

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