Die Wochen seit Saisonstart wirken, als hätten Julian Nagelsmann & Co. verstanden, wie ernst die Lage ist. War der Bundestrainer zuvor eher ein Freund der Spiel-Beobachtung in den eigenen vier Wänden, zeigen er und sein Trainerteam sich nun vermehrt in den Stadien. 21 Mal waren Nagelsmann, seine Assistenten Benjamin Hübner und Benjamin Glück sowie Sportdirektor Rudi Völler unterwegs und vor Ort.

Die WM-Saison begann für die deutsche Nationalmannschaft denkbar schlecht, das 0:2 in der Slowakei wirkt noch immer nach. Gegen Luxemburg in Sinsheim am Freitag (20.45 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) und gegen Nordirland in Belfast am Montag (20.45 Uhr, ebenfalls im Sport-Ticker der WELT) sind Siege Pflicht – um die Qualifikation zu schaffen, eventuell Plätze in der Weltrangliste gutzumachen und an Kredit zurückzugewinnen.

„Die Zeit der Experimente muss endlich vorbei sein“, forderte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus mit Blick auf die Länderspiele, „sowohl in Sachen Taktik wie auch beim Personal.“ Im Gespräch mit der „Sport Bild“ verdeutlichte der 64-Jährige, warum das aus seiner Sicht wichtig sei: „Die Mannschaft muss sich einspielen. Selbst das Spiel gegen Luxemburg muss dazu genutzt werden – denn auch gegen schwächere Gegner können Abläufe einstudiert werden.“

Matthäus empfiehlt das 3-4-2-1-System

In den vergangenen beiden Partien hatte Nagelsmann erneut experimentiert: Das ging in der Slowakei total schief, die DFB-Elf fand im 4-2-3-1 und mit vielen neuen Rollen für die Spieler nie in die Partie.

Beim 3:1-Heimsieg gegen Nordirland in Köln wählte der Bundestrainer eine Formation, die Matthäus bevorzugen würde: Das 3-4-2-1-System, bei dem drei Innenverteidiger für Sicherheit sorgen, zwei Schienenspieler über außen sowohl absichern als auch Druck nach vorn machen können. Matthäus sagt: „Ich empfehle das 3-4-2-1-System mit zwei Schienenspielern, ähnlich der erfolgreichen Formation von Bayer Leverkusen unter Xabi Alonso.“

Er untermauert, warum er Abstand nehmen würde von einem System mit klassischen Flügelstürmern. „Leroy Sané und Chris Führich, die dort spielen können, kommen zurzeit selten zum Einsatz. Und Serge Gnabry entwickelte sich zuletzt mehr zum zentralen Spieler, fühlt sich dort oder auf den Halbpositionen wohler“, sagte Matthäus.

Im Tor gibt es aktuell beim DFB keine Diskussionen. Oliver Baumann ist in Abwesenheit von Marc-André ter Stegen die Nummer 1. Zwar gibt es weiter Gerüchte um eine Rückkehr des 39 Jahre alten Manuel Neuer, allerdings würde sich dieses Thema erst im April, Mai 2026 stellen. Baumann träumt vom Turnier in den USA, Mexiko und Kanada. „Ich habe natürlich großen Gefallen daran gefunden, für die DFB-Elf im Tor zu stehen“, sagte er.

Wichtig wird es für Deutschland, das Abwehrzentrum dicht zu bekommen. „Die Dreierkette könnten aktuell Tah, Anton und Schlotterbeck bilden“, meint Matthäus. Jonathan Tah überzeugt nach seinem Wechsel bei Bayern, Waldemar Anton und Nico Schlotterbeck sind in Dortmund gesetzt. Speziell Schlotterbeck wird nach seiner Verletzung (Meniskusriss) benötigt, er kann das Spiel stark eröffnen. Von großer Bedeutung sind für Nagelsmann die Außenspieler, welche er als „Joker“ bezeichnet.

„Als Schienenspieler sehe ich links David Raum und rechts Jamie Leweling, der es nicht nur beim DFB zuletzt, sondern auch in Stuttgart mehrfach sehr gut gemacht hat“, erklärte Matthäus und blickt auf die Besetzung im zentralen Mittelfeld. Dort gibt es verschiedene Optionen neben dem gesetzten Kapitän Joshua Kimmich. Dessen Bayern-Kollegen Leon Goretzka und Aleksandar Pavlovic genauso wie Stuttgarts Angelo Stiller. Matthäus würde aber gern einen anderen Mann in dieser Rolle sehen – einen Spieler, der im bisherigen Saisonverlauf bei Borussia Dortmund voll überzeugt hat: Felix Nmecha.

„In der Zentrale gibt es viele Möglichkeiten. Mir gefällt die Spielweise von Felix Nmecha, er hat auch beim BVB seine Qualitäten gezeigt und Pascal Groß verdrängt“, sagte Sky-Experte Matthäus, der glaubt, dass sich Kimmich und der zweikampfstarke Nmecha gut ergänzen könnten: „Wichtig wäre, dass sich Joshua einmal an einen Nebenmann gewöhnen und mit ihm einspielen kann. Wenn sich Nmecha wie in den letzten Wochen entwickelt, dann traue ich ihm auch zu, diese Rolle bei der WM einzunehmen.“

Im Angriff würde er auf ein Kreativ-Dreieck bauen. „Florian Wirtz und der formstarke Serge Gnabry auf den offensiven Halb-Positionen, davor Nick Woltemade, der hoffentlich bald gesund wird, als Angreifer. Das verspricht Torgefahr und Kreativität“, meint Matthäus. Im Sturm gäbe es dann je nach Fitness und Form Richtung Turnier mit Kai Havertz, Niclas Füllkrug und Tim Kleindienst noch andere Optionen.

Bei der WM, die vom 11. Juni bis 19. Juli 2026 stattfindet, bräuchte es in der Topelf von Matthäus nicht mehr viele personelle Wechsel. „In der Abwehr kann Antonio Rüdiger den Platz von Waldemar Anton einnehmen, im Angriff der dann hoffentlich in Topform spielende Jamal Musiala seinen Kollegen Serge Gnabry ablösen. Das Gerüst würde aber stehen und könnte sich einspielen“, sagte er.

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