Frank Busemann wusste es sofort. „Wenn du eine Hürde auf der Nebenbahn umschmeißt oder bewegst, dann wirst du disqualifiziert“, sagte der ehemalige Zehnkämpfer und bekannte TV-Experte in der ARD: „Er ist ganz klar in seiner Bahn geblieben, hat seine Hürde umgeworfen. Und seine umgekippte Hürde hat sich verdreht und ist mit dem Fuß vor die Nachbarhürde. Deshalb hat er da nichts mit zu tun.“
Neben dem TV-Mann diskutierten im Nationalstadion von Tokio die amerikanischen Fernsehkollegen, schauten sich aufgeregt die Bilder des Finales über 400 Meter Hürden noch mal an, verschiedene Zeitlupen. Kurzum: Es galt bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaften einiges zu klären.
Was war passiert?
Rai Benjamin aus den USA hatte den Lauf zwar mit deutlichem Vorsprung gewonnen, auf der Zielgeraden aber in seine Hürde getreten, die dann die Hürde seines Konkurrenten auf der Nebenbahn bewegt hatte. Für das Kampfgericht ein klarer Verstoß. Er wurde nach langen Minuten gemäß Regel TR 22.6.3 disqualifiziert.
Benjamin, bereits eine Krone auf dem Kopf tragend und von der Ehrenrunde zurückgekehrt, legte Gegenprotest ein – mit Erfolg. Er hatte die gegnerische Hürde nicht direkt berührt, und seine 46,52 Sekunden tauchten wenig später wieder auf Platz eins in der Siegerliste auf. Silber gewann der Brasilianer Alison dos Santos (46,84 Sekunden) vor Abderrahman Samba aus Katar (47,06 Sekunden).
Agyekum greift Harald Schmids Rekord an
Jubeln konnte auch ein Deutscher: Emil Agyekum erreichte das beste WM-Ergebnis eines deutschen 400-Meter-Hürdenläufers seit 38 Jahren. Der 26-Jährige lief in 47,98 Sekunden auf den sechsten Platz. „Ich habe für mich ein neues Level erreicht. Es ist fantastisch“, sagte Agyekum in der ARD. Wie schon im Halbfinale blieb er unter der 48-Sekunden-Marke.
Weltrekordler Karsten Warholm aus Norwegen ging im Schlussspurt das Tempo aus, er blieb als Fünfter überraschend ohne Medaille. Bei den Frauen gewann Olympiasiegerin Femke Bol aus den Niederlanden Gold und verteidigte ihren Titel erfolgreich.
Besser als Agyekum schnitt bei einer WM zuletzt Harald Schmid ab, der bei den Titelkämpfen in Rom 1987 Bronze gewann. Vier Jahre zuvor in Helsinki hatte er Silber bejubelt.
Schmid hält auch den deutschen Rekord von 47,48 Sekunden. Lange Zeit galt diese Bestmarke als unantastbar. Doch im Halbfinale am Mittwoch lief Agyekum eine persönliche Bestzeit von 47,83 Sekunden und ist damit nun der zweitschnellste Deutsche der Geschichte – und der Schmid-Rekord ist womöglich bald fällig.
„Ich habe hier bei der WM mein Bestes gegeben und bin super stolz auf mich. Und ich kann von mir behaupten, alles gegeben zu haben. Das erfüllt mich. Dass ich gesund bin, so viel Dankbarkeit“, so Agyekum.
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