Joshua Kimmich ahnte, wie sich Nnamdi Collins fühlen musste. Und so nahm der Kapitän den Frankfurter Verteidiger nach dem blamablen 0:2 (0:1) der deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation gegen die Slowakei in Schutz. „Ich glaube, er ist der Letzte, an dem es lag“, sagte Kimmich: „Gerade, wenn man neu dazukommt, ist man ein Stück weit mehr von der Mannschaft abhängig, dass man in eine funktionierende Truppe kommt. Er war nicht schlechter als wir alle.“
Collins muss nach seinem missratenen Debüt auf der rechten Abwehrseite nun hoffen, dass Julian Nagelsmann ihn nicht gleich wieder fallen lässt. Er hatte den Verteidiger bereits zur Pause vom Platz genommen. „Er hatte keinen superguten Tag“, sagte der Bundestrainer gnädig und versicherte: „Ich werde nicht den Spieler, der debütiert hat, verantwortlich machen.“
Vielmehr vermisste Nagelsmann die Hilfestellung für den international noch unreifen Collins. Es habe in der Abwehr schließlich auch Spieler um den Youngster herum gegeben, „die unfassbar viele Länderspiele haben und auf Topniveau Fußball spielen und ihn unterstützen können“.
Angesprochen fühlen durfte sich besonders Abwehrchef Antonio Rüdiger, der rund drei Monate nach einer Knie-OP ein fürchterliches Spiel ablieferte, das nach einer Auswechslung regelrecht schrie. Der 32-Jährige irrlichterte durch die Defensive und sah bei beiden Gegentoren schlecht aus. Vor dem 0:2 ließ er sich vom Torschützen aus der zweiten englischen Liga regelrecht schwindelig spielen.
Rüdiger, der „Schlappwehrchef“
Das slowakische Portal „Sme“ jubelte: „Die Slowaken schafften, was niemand anderem gelang. Real-Verteidiger Rüdiger war auf den Knien und auf dem Hintern.“ Der „Kicker“ urteilte: „Rüdiger war kein Abwehrchef, sondern ein Sicherheitsrisiko. Eines der schlechtesten Länderspiele, wenn nicht sogar sein schwächstes.“
„Bild“ schrieb von einem „Schlappwehrchef“, und selbst die sonst eher nüchterne Deutsche Presse-Agentur sparte nicht mit harscher Kritik. Sie schrieb von einem „Abwehr-Torso“, nannte Rüdiger „indisponiert“ und „überfordert“.
Keine angenehmen Worte für einen, der sich als Anführer der Mannschaft versteht. Sportlich war er es an diesem Tag nicht, zumindest versuchte er es aber, danach in der Kabine zu sein. Wie „Bild“ berichtet, soll außer Nagelsmann vor allem Rüdiger nach dem Spiel das Wort ergriffen haben. Was der gebürtige Berliner gesagt hat, ist nicht überliefert, ein wenig Selbstkritik sei ihm im Nachhinein aber zu wünschen.
Macht Nagelsmann bei Kimmich den Salto rückwärts?
In dieser Verfassung könnte es für Rüdiger bald eng werden, zumal er gerade erst den Eklat aus dem spanischen Pokalfinale hinter sich gebracht hat. Im Mai hatte er den Schiedsrichter wüst beschimpft und mit einem Gegenstand beworfen. Dafür wurde er für sechs Partien gesperrt. Nagelsmann hatte das damals sehr deutlich kommentiert: „Er weiß meine Meinung, dass es nicht gut ist und das Limit auch erreicht ist. Er weiß auch, dass das nicht mehr passieren darf, sonst hat es größere Konsequenzen.“
Rüdiger, der sich für seinen Ausraster jüngst noch einmal entschuldigte, dürfte Sonntag gegen Nordirland (20.45 Uhr/RTL) aber noch einmal von Beginn an spielen. Personell ist die größere Frage, wer rechts neben ihm spielt? Bekommt Collins eine zweite Chance oder nicht? Gegen die Slowaken behalf sich Nagelsmann damit, Linksfuß Maximilian Mittelstädt nach der Pause nach rechts zu verschieben.
In der akuten Drucksituation könnte der Trainer aber auch einen Salto rückwärts vollziehen, Kimmich aus dem zentralen Mittelfeld abziehen und diesen wieder rechts aufbieten. „Das ist immer eine Option, das habe ich die ganze Zeit gesagt“, sagte Nagelsmann vor der Weiterreise nach Köln.
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