Das Trainer-Ende von Erik ten Hag kam mit Ansage - denn Bayer hat einen typischen Fehler der Branche begangen. Nun darf man gespannt sein, wen Simon Rolfes und Fernando Carro für den Niederländer verpflichten. Am besten jemanden, der dem Klub den Glauben an den Erfolg wieder zurückgibt.
Als man den legendären deutschen Nationalstürmer Klaus Fischer einmal fragte, welcher seiner vielen Trainer denn der beste gewesen sei, überraschte er mit dem Namen des Coaches, den er nannte, sogar einige Experten. "Ivica Horvat", sagte der Schütze des "Tor des Jahrhunderts" und schob hinterher: "Der war, als er damals zu uns nach Schalke kam, als Spieler schon mehrfacher Meister und Pokalsieger in Jugoslawien gewesen. Der wusste also, wie man Titel gewinnt. Und deshalb haben wir auf ihn vertraut!"
Meister ist der FC Schalke 04 Anfang der 70er-Jahre bekannterweise auch mit Ivica Horvat nicht geworden, da kam den Königsblauen der Bundesliga-Skandal dazwischen, aber immerhin holte die junge und talentierte Truppe zusammen mit ihrem jugoslawischen Trainer 1972 den DFB-Pokal und wurde Vizemeister. Die Idee der Schalker Führung, jemanden zu holen, der der Mannschaft den Glauben an den Erfolg aufgrund seiner eigenen Vita als Spieler vermitteln kann, hätte fast funktioniert.
Negatives Grundrauschen bereits zum Start
Die Entlassung von Erik ten Hag bei Bayer Leverkusen hat viele Fußballfans überrascht. Schließlich gab es in der Geschichte der Bundesliga noch nie einen so frühen Rauswurf von einem Coach, der erst seit Saisonbeginn bei seinem Klub an der Seitenlinie steht. Dass das Trainer-Desaster von Leverkusen allerdings mindestens absehbar war, darin sind sich alle Experten einig.
Denn anders als damals bei Klaus Fischer auf Schalke konnte die Bayer-Führung zu keinem Zeitpunkt glaubhaft vermitteln, was - nach der sportlich zweifelhaften Zeit von ten Hag bei Manchester United - die besonderen Vorzüge des neuen Trainers hätten sein können. Schlimmer noch, sie verkauften den Coach sogar noch über ein negatives Grundrauschen, als Bayer in der offiziellen Verkündung der Verpflichtung schrieb: "Und auch durch die anschließenden Erfolge mit Manchester United unter teils schwierigen Bedingungen hat Erik seine Klasse als Trainer bewiesen." Dass diese "schwierigen Bedingungen" allerdings auch mit ten Hag selbst zu tun hatten, weiß eigentlich jeder Fußballfan.
Der Irrglaube der Funktionäre
Und so wog die (öffentliche) Last, die ten Hag aus England mitbrachte, am Ende zu schwer. Denn im besten Fall sprachen Beobachter von einer "glücklosen" Zeit des Niederländers in Manchester. Andere Umschreibungen waren weniger nett. Und das haben selbstverständlich auch die Spieler (aus aller Herren Länder) von Bayer 04 mitbekommen.
In Leverkusen hat die Chemie zwischen Erik ten Hag und dem gesamten Klub (offensichtlich) fast von Tag eins an nie gestimmt. Das hätte man als Bayer-Führung möglicherweise erahnen oder sogar vorher schon wissen können. Doch andererseits ist es Simon Rolfes und Fernando Carro hoch anzurechnen, dass sie sich bereits nach zwei Spieltagen die Blöße geben und die Reißleine ziehen. Das spricht für das Duo. Weniger selbstbewusste Führungskräfte hätten das Eingestehen des eigenen Fehlers sicherlich noch länger ausgesessen. Nun bleibt (hoffentlich) noch genügend Zeit, die sportliche Katastrophe zu verhindern.
Dass Bayer Leverkusen überhaupt in diese Lage kam, hat mit einem Gedankenfehler vieler Fußballoffizieller zu tun. Häufig aus der Not heraus werden Trainer verpflichtet, die zum Zeitpunkt des Beginns des Engagements entweder öffentlich in keinem besonders guten Licht dastehen oder schlicht und ergreifend nicht zum neuen Klub passen. Dass man sie dann dennoch verpflichtet, hat häufig mit dem Irrglauben zu tun, dass man hofft, am Ende werde alles nicht so schlimm sein, wie viele von außen prophezeien.
Leverkusen hätte auf Trainer ohne Titel setzen sollen
In Dortmund beispielsweise können sie seit dem Abgang von Jürgen Klopp ein Lied davon singen. Zwar war damals die Idee, nach Klopp Thomas Tuchel zu verpflichten, sportlich nachvollziehbar, aber auf der menschlichen Ebene ein Ding der Unmöglichkeit. Der Cut war auf allen Ebenen viel zu groß und zu heftig. Das konnte nie im Leben funktionieren. Genauso wenig wie aktuell in Leverkusen. Der Kontrast zu Xabi Alonso war einfach viel zu groß. Das haben sie in Leverkusen aller Voraussicht nach auch gewusst. Denn nicht umsonst hat Bayer ja lange Zeit um Cesc Fàbregas gebuhlt. Er wäre tatsächlich der logische Schritt gewesen.
Doch am Ende, nachdem sie den Spanier nicht bekommen hatten, entschied sich die Leverkusener Führung lieber für den großen Namen, als genau zu schauen, was eine Mannschaft im XXL-Umbruch gerade am nötigsten braucht - und wer für diese Rolle am Markt verfügbar ist. Denn all die Titel, die ten Hag in seiner Trainerkarriere schon gewonnen hat, zählen am Ende nichts mehr, wenn die Mannschaft nicht an ihren Coach glaubt.
Vermutlich wäre man in dieser Situation mit einem Trainer ohne Titel, dafür aber mit viel Empathie, Leidenschaft und dem Vermögen den Klub zu einen, besser gefahren. Doch einen (vermeintlichen) Nobody wie Lukas Kwasniok kann man der Fußball-Öffentlichkeit nicht präsentieren, werden sie in Leverkusen wohl gedacht haben. Ein weiterer Irrglaube. Nun darf man gespannt sein, welcher Typ von Trainer die Aufgabe bei Bayer übernehmen wird. Sicherlich schauen sie dieses Mal etwas genauer hin, wer der Mannschaft und dem Klub den Glauben an den Erfolg - glaubhaft - zurückgeben kann.
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