Einmal fuhr Sandro Wagner bei seinem Debüt als Bundesliga-Chefcoach so richtig aus der Haut. In der Nachspielzeit wollte er eine Gelbe Karte für seinen Schützling Elvis Rexhbecaj nicht akzeptieren, fuchtelte wild an der Seitenlinie herum. Zu viel für das Schiedsrichtergespann. Wagner sah direkt in seinem ersten Spiel die Gelbe Karte. Es war der einzige Mini-Makel auf der Premiere des 37-Jährigen an der Seitenlinie. Ansonsten wurde das 3:1 in Freiburg zum perfekten Einstand.
„Was soll ich sagen? Es ist ein Traum“, sagte Wagner im Anschluss am Mikro bei DAZN. Für den Streaming-Dienst hatte er von 2020 bis 2023 als Experte gearbeitet. Jetzt kehrte er in anderer Rolle zurück. „Ich habe in der Halbzeit kurz einen Spruch gebracht, dass ich das Ergebnis vorher wahrscheinlich unterschrieben hätte. Aber nur zu meinen Co-Trainern. Es ist wunderschön“, führte Wagner weiter aus. Zur Pause hatte sein Team schon 3:0 geführt, Marius Wolf nach einem Traum-Solo über 60 Meter gerade das Ergebnis nach oben geschraubt.
Wagner, so scheint es, bringt nicht nur lange vergeblich gesuchtes Flair ins Augsburger Umfeld. In Freiburg wurde deutlich, dass der Verein unter ihm ein gänzlich neues Gesicht bekommen soll. In den letzten Jahren vor allem als Tretertruppe aufgefallen, soll es unter Wagner der spielerische Ansatz sein. „Ich bin dankbar, dass die Jungs die Reise mitgehen. Die letzten fünf, sechs, sieben Jahre hat der FCA eine andere Spielweise gehabt. Die Jungs sind total offen dafür, das zu ändern“, sagte Wagner.
Dass diese Änderung mit einem gewissen Risiko verbunden ist, wurde in Freiburg schon nach 16 Minuten deutlich. Da wäre der flache Spielaufbau vom eigenen Keeper – zentrales Element in Wagners Philosophie – beinahe im Super-GAU geendet. Abwehrspieler Han-Noah Massengo hatte einen Pass von Torwart Finn Dahmen katastrophal in die Füße eines Freiburgers geleitet. Weil der Ball von dort aber zum im Abseits stehenden Lucas Höler prallte, zählte das Tor nicht.
„Da bin ich dem Fußballgott dankbar“
Es sind Situationen, die Wagner offenbar einpreist. „Ich habe von Tag eins gesagt, dass es auch mal in die Hose gehen kann, wenn du mit Eiern hinten raus spielen willst, gerne den Ball am Fuß hast. Ich habe mir gedacht, das passt jetzt. Du möchtest etwas umstellen, spielst den Torwart-Aufbau flach raus und kriegst gefühlt nach zehn Sekunden ein Gegentor“, sagte Wagner. „Da bin ich dem Fußballgott, dem VAR, dankbar, dass er das Tor zurückgenommen hat.“
Ansonsten brauchte Wagner den Fußballgott nicht. Seine Mannschaft funktionierte. Das habe Wagner auch seinem Vorgänger Jess Thorup zu verdanken. Oder wie Wagner ihn nennt: „Herrn Thorup“. Auch ihm sei der ehemalige Stürmer „dankbar“ – so etwas wie Wagners Lieblingswort an diesem Samstagnachmittag – „dass er eine super funktionierende Mannschaft übergibt“.
Er finde die richtige Mischung im Kader. „Wir haben ein paar Abgerockte, die schon viel gesehen haben – und ein paar Junge. Die Jungs haben sich gefunden“, sagte Wagner. Vielleicht reicht das ja auch schon, um die Mannschaft zu ärgern, die sich am ersten Spieltag als Überflieger präsentierte. Nächste Woche ist der FC Bayern beim ersten Heimspiel des Trainers (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) zu Gast. Typisch Wagner hat dieser schon eine klare Ansage parat: „Wir werden gegen Bayern auch wieder einen raushauen.“
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