Formal greift der VAR beim vermeintlichen Gegentor des FC Bayern nicht ein. Praktisch hilft der Videoassistent aber schon mit, dass der Treffer nicht zählt. Denn zunächst bemerken nur Joshua Kimmich und seine Münchner Teamkollegen, dass es einen gravierenden Regelverstoß gegeben hat.
Joshua Kimmich war in der 66. Minute außer sich. Er redete auf Schiedsrichter Florian Badstübner ein. Gerade hatte RB Leipzig beim Auftaktspiel der Bundesliga (Highlights auf RTL+) das vermeintliche 1:4 erzielt. Doch so sollte es nicht stehen bleiben. Immerhin hatte kurz vorher der Leipziger Verteidiger Castello Lukeba einen Freistoß angedribbelt.
Der beim 0:6 (0:3) seiner Bullen indisponierte 22-jährige Franzose hatte den Ball mehrfach berührt und nach vorne gespielt. Kimmich protestierte, kassierte Gelb und nach einer Auswechselorgie nahm der Schiedsrichter den Treffer zurück. Das Spiel ging mit einer Wiederholung des Freistoßes tief in der Leipziger Hälfte weiter. Die Zuschauer im Stadion staunten. Sie wussten nicht, was passiert war. Eigentlich hätten sie es wissen sollen.
Seit dieser Saison sollen die Schiedsrichter in den Stadien nach Eingriffen des Video Assistant Referee (VAR) mit einer Durchsage auch das Stadionpublikum mitnehmen. Was war der Verdacht und was ist aus ihm geworden? Der kuriose Treffer der Gäste in der Allianz Arena erschien dafür der perfekte Auftakt, doch nichts passierte.
"Dass Lukeba, statt den Freistoß korrekt auszuführen, einfach mit dem Ball losgedribbelt ist, hat leider keiner der Unparteiischen auf dem Feld wahrgenommen", erklärt DFB-Schiedsrichtersprecher Alex Feuerherdt auf Nachfrage von ntv.de. "Die anschließende Torerzielung ist vom VAR gecheckt worden, aber die Art der Ausführung eines Freistoßes im Vorfeld eines Tores zu überprüfen, gehört streng genommen nicht zu seinen Aufgaben."
Keine Durchsage im Stadion, weil ...
Doch dann passierte das, was Badstübner später bei Sky als "Demonstrationen" der Bayern-Spieler beschrieb. Und so fragte er noch einmal beim VAR nach. "Der VAR hat sich daraufhin im Sinne des Fußballs ausnahmsweise zu einem kurzen Hinweis auf die irreguläre Freistoßausführung entschlossen, weil es niemand verstanden hätte, wenn dieses Tor gezählt hätte. Mit seinem Assistenten hat der Schiedsrichter schließlich die Spielfortsetzung besprochen." Mit dem bekannten Ergebnis. Die Schiedsrichter auf dem Platz kommen auch zum einzig logischen Ergebnis: "Dieses Tor darf auf keinen Fall zählen", so Badstübner bei Sky. Es zählt nicht. Obwohl niemand ursprünglich den Regelbruch gesehen hatte.
Vor dem Spiel hatte Badstübner mit Sky noch ein Kabinen-Interview geführt. Ein weiterer Baustein, um die Liga näher an den Zuschauer zu bringen. Da stand nun also der Schiedsrichter und lachte mit Frank Buschmann und Florian Schmidt-Sommerfeldt um die Ecke. Es war ein Gespräch, das so kurz vor Auftakt der Saison niemandem weh tun sollte, aber spielerisch noch einmal für die Belange der Spielleiter sensibilisieren sollte. Natürlich wurde auch das Thema Ansage touchiert. Das hatte bereits in der ARD-Dokumentation "Unparteiisch 2" eine Rolle gespielt.
In der Dokumentation sah man die Schiedsrichter im Trainingslager vor der Saison 2024/2025. Sie rannten zum Monitor am Spielfeldrand, trafen eine Entscheidung, rannten zurück aufs Feld, erspähten eine Kamera und machten ihre Ansage. Man könne das nicht erst in einer Match-Situation zum ersten Mal überhaupt machen, hieß es und die Beobachter im Trainingslager waren voll des Lobes. Die Schiedsrichter-Durchsagen wurden dann in der Rückrunde der Spielzeit als Testphase in fünf Spielen eingeführt. In der neuen Saison gibt es sie nun eben flächendeckend.
Er habe, sagte Badstübner vor dem Spiel zwischen Bayern und Leipzig, noch nie eine Durchsage machen müssen. Was nicht schlecht sei, denn damit sei es in den entsprechenden Spielen der vergangenen Saison nicht zu einem VAR-Eingriff gekommen. Dabei blieb es nun auch in München. "Da es sich formal nicht um einen VAR-Eingriff gehandelt hat, gab es auch keine Stadiondurchsage durch den Unparteiischen", erklärt Schiedsrichter-Sprecher Feuerherdt: "Am Ende stand die richtige Entscheidung, das Tor nicht zu geben, aber der Anspruch muss es sein, eine solche Situation - so kurios und selten sie auch ist - auf dem Feld korrekt zu lösen."
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