Das besondere Andenken verstaute der Superstar in einem Rucksack. Kurz vor Mitternacht kam Harry Kane Freitag damit aus der Kabine des FC Bayern. Wieder mal den Ball mitgenommen, wieder mal Tore geschossen (diesmal drei), wieder mal gewonnen. Zum Auftakt in die neue Bundesliga-Saison läuft es bei den Bayern in diesem Wettbewerb wie so oft in der Vorsaison.
6:0 (3:0) gegen ein desolates RB Leipzig. Der deutsche Fußball-Rekordmeister blieb im 14. Jahr in Folge am ersten Spieltag unbesiegt – Rekord. „Super Bayern, super Bayern“, sangen die Fans. Die Offensive der Münchner war der Erfolgsfaktor. Obwohl über diese so viel diskutiert wird, nach den Abgängen von Thomas Müller, Leroy Sané, Kingsley Coman, Mathys Tel und Bryan Zaragoza. Der Kader sei offensiv zu dünn, heißt es.
Kane (64./74./78. Minute), Michael Olise (27./42.), Luis Díaz (32.) und Serge Gnabry verzückten die 75.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena. „Wir wollten mit einem Statement starten, und das haben wir geschafft“, sagte Kane und schwärmte über das Zusammenspiel mit seinen offensiven Kollegen: „Es ist großartig, mit ihnen zu spielen.“ Für den Engländer war es der dritte lupenreinen Hattrick in der Bundesliga, zum 16. Mal erzielte er mindestens zwei Tore in einer Partie.
Und für seinen neuen Mitspieler Díaz war es ein traumhaftes Debüt in der Liga. Im Franz-Beckenbauer-Supercup gegen den VfB Stuttgart (2:1) hatte der Zugang vom FC Liverpool am vergangenen Wochenende sein erstes Pflichtspieltor für die Bayern erzielt. Nun landete sein erster Torschuss in der Liga direkt im Netz. Díaz hat sich sehr schnell integriert.
Vincent Kompany lobt Serge Gnabry
Einer der besten Bayern war Gnabry. Er galt immer wieder als Verkaufskandidat, blieb mitunter hinter den Erwartungen und war von vielen schon abgeschrieben. Gegen Leipzig ersetzte er den verletzten Jamal Musiala auf der „zehn“, bereitete er zwei Tore vor und leitete zwei ein. „Serge ist ein sehr unterschätzter Spieler“, sagte sein Trainer Kompany. „Er ist immer wieder wichtig und war auch immer wichtig in großen Spielen für den FC Bayern.“
Führungsspieler Joshua Kimmich sagte über die gute Energie in die Mannschaft und die Spielfreude: „Man hat nicht das Gefühl, dass wir in dieser Saison von null starten. Es war in den vergangenen Jahren oft so, dass es den einen oder anderen Trainerwechsel gab. Das ist jetzt anders. Man hat das Gefühl, dass wir uns eine gewisse Basis erarbeitet haben in der vergangenen Saison. Jeder weiß, was der Trainer erwartet.“
Der Trainer und der Sportvorstand Max Eberl sehen trotz des Kantersieges und der starken Frühform von Gnabry, Díaz, Kane und Olise noch dringenden Handlungsbedarf im Angriff. Die Vorgabe des Aufsichtsrates um Uli Hoeneß – leihen statt kaufen – erschwert die Aufgabe.
Eine Szene auf der Tribüne sorgte daher für Gesprächsstoff: Ein Handschlag zwischen Hoeneß und Eberl, der auch live im Fernsehen zu beobachten war. „Der Handschlag von München“, schreibt die Deutsche Presse-Agentur. Ein Handschlag mit Symbolkraft.
„Er reicht mir die Hand rüber, und ich habe sie gern genommen“, sagte Eberl nach dem Spiel, „weil das 3:0 war auch ein schönes Tor. Ich weiß nicht, was er signalisieren wollte. Wir waren froh. Es war einfach die Zufriedenheit.“ Die Offensive habe geliefert. „Wir haben eine Duftmarke gesetzt.“
Ein gutes Leihgeschäft hinzukriegen, auch daran wird Eberl gemessen. Die Transferperiode endet Anfang September. „Wir haben noch zehn Tage Zeit, Dinge zu realisieren, die wir im Kopf haben. Darum geht es gerade“, sagte der 51-Jährige.
Etliche Spieler würden seinem Klub angeboten. „Aber wir entscheiden aktiv, was wir umsetzen wollen. Das ist nicht so einfach. Jetzt ist noch die Phase, wo viele, die abgeben wollen, eher auf einen Transfer schielen, um Geld zu verdienen.“ Wenn die Transferperiode jedoch zeitlich knapper werde, „dann wird vielleicht etwas passieren.“
Man wolle aber möglichst nicht bis zum letzten Tag warten, betonte Eberl. Der Leihspieler müsse schon ein Gewinn für den Kader sein. „Wenn wir etwas machen, dann sollte das schon Sinn und Verstand haben.“
Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF und Sky) steht die nächste Aufgabe für die Bayern an – im DFB-Pokal spielen sie bei SV Wehen Wiesbaden. Donnerstag reist eine Delegation des Klubs zur Auslosung der Champions League nach Monaco (18 Uhr). Dazu die letzten Tage der Transferperiode – es wird eine spannende Woche beim FC Bayern.
Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke