Achterbahn der Gefühle: Der Cottbuser Torhüter Alexander Sebald ist der Pokalheld von Energie. Er hält den Sieg gegen Hannover 96 fest. Dabei hätte er eigentlich gar nicht spielen sollen. Und ohnehin hat er eine "richtig schwere Woche" hinter sich.
Gerade noch stand Alexander Sebald mit dem Mikrofon in der Hand auf dem Zaun zwischen Spielfeld und Tribüne und heizte die eh schon ekstatischen Fans von Energie Cottbus weiter an. Ihr Team hatte gerade mit 1:0 den aufstiegsambitionierten Zweitligisten Hannover 96 in der ersten Runde des DFB-Pokals bezwungen.
Minuten später - die Fangesänge hallten bis in die Katakomben des Stadions - stand der 29-Jährige ausgelaugt vor den Journalisten. "Ich bin gerade absolut am Ende", sagte der Torhüter, der zum Pokalhelden geworden war. "Ich hatte eine richtig schwere Woche mit einem Todesfall in der Familie. Deswegen freut es mich heute umso mehr, dass ich der Mannschaft mit meiner Leistung helfen konnte."
Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt - es war eine Achterbahnfahrt der Emotionen, die Sebald durchlebt. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass er im Spiel mehr als einen Platz auf der Bank bekommen würde. Denn Sebald ist nur Cottbus' Nummer zwei hinter Stammtorhüter Elias Bethke. Nur drei Spiele hatte er in der vergangenen Saison absolviert - im Landespokal.
"Genau die Momente"
Bethke wärmte sich auch ganz normal auf - bis er auf einmal mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen lag. Eine halbe Stunde vor Anpfiff war klar: Bethke wird nicht spielen können, er hatte sich am Oberschenkel verletzt, konnte nicht einmal ohne Hilfe in die Kabine gehen.
Plötzlich war Sebald gefragt. "Das sind genau die Momente, auf die du als zweiter Torwart hinarbeitest", sagte er laut RBB nach dem Spiel. Er musste einen "Kaltstart" meistern, wie er es nannte - schwang sich dann aber zu Hannovers Spielverderber auf. Eine erste starke Parade in der Anfangsphase und dann sah er von hinten das Traumtor von Tolcay Cigerci, der Cottbus in Führung brachte. Aus spitzem Winkel war Cigerci nach einer Umschaltaktion an den Ball gekommen, setzte ihn an die Latte, von da prallte er ins Tor.
Sebalds Aufgabe war fortan eine andere: Nicht mehr den frühen Rückstand verhindern, sondern vielmehr die Führung verteidigen. Und der Keeper war da, wenn man ihn brauchte. Nicht nur aus dem Spiel heraus, sondern in der 41. Minute sogar bei einem Strafstoß, den sein Teamkollege Dominik Pelivan verursacht hatte. Doch Hannovers Boris Tomiak lief mit seiner Taktik ins Leere: Er wartete lange, verzögerte den Anlauf, wollte den Torhüter ausgucken. Sebald aber sagte später: "Wir haben gestern noch darüber gesprochen, wie Tomiak seine Elfmeter schießt." Tomiak also konnte Sebald nicht verunsichern, sondern musste irgendwann schießen, der Torhüter war zur Stelle, schnell links unten.
Ein Fehler bleibt unbestraft
Und so ging es mit der Cottbuser Führung in die Halbzeit. Hannover versuchte nach Wiederanpfiff alles gegen sich weit zurückziehende Gegner, der Ausgleich wäre verdient gewesen. Doch immer waren Sebald oder seine Verteidiger zur Stelle und ließ die 96er frustrierter und frustrierter werden. Bis in die Nachspielzeit. Ein einziger Fehler von Sebald war geschehen. Der Ball kullerte unter seinem fallenden Körper hindurch ins Tor und Hannover jubelte (90.+2) - allerdings nur kurz. Dann ging die Fahne hoch, Abseits, das Tor zählte nicht.
Trainer Claus-Dieter Wollitz sagte: "Da brauchst du das nötige Glück, das Publikum, diese Einstellung, diese Leidenschaft, dass du aus so einem Spiel mal als Sieger herausgehst." Erstmals seit 2013 schaffte Cottbus den Einzug in die zweite Pokalrunde.
Und der Coach hatte ein Extralob für Sebald parat: "Er ist ein unfassbarer Typ, der hat eine tolle Einstellung im Training, der pusht die Mannschaft. Der hat sich heute für diese Menschlichkeit, die er vor einigen Jahren in den Klub gebracht hat, belohnt. Er hat es heute verdient."
Das habe ihm auch der so unglücklich verletzte Bethke gesagt, so der Pokalheld: "Eli und ich, das ist eine besondere Verbindung. Ich würde schon fast sagen, dass wir wie Brüder sind." Die Brüder werden sicher den Sieg noch feiern, auch wenn sich Sebald das noch nicht so recht vorstellen konnte: "Ich muss erstmal runterkommen und dann kommt das mit Sicherheit."
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