Mitte Mai reiste Michael Edwards, Sport-Geschäftsführer des FC Liverpool, nach Boston. Das Ziel: Der Sitz der Fenway Sports Group (FSG), Eigentümer des Klubs. Beim Treffen mit dem milliardenschweren Firmenchef Milliardär John W. Henry (75) ging es um viel Geld für die 140-Millionen-Verpflichtung von Leverkusens Superstar Florian Wirtz. Und darüber hinaus für einen bisher 324 Millionen Euro schweren Transfer-Angriff.
Henry gab die riesige Summe frei. Wenige Tage zuvor hatte er an der Anfield Road live miterlebt, wie sein Klub nach 2020 wieder englischer Meister wurde. Zur offiziellen Titel-Parade durch Liverpool reiste er Ende Mai wieder nach England, saß während des Umzugs mit seiner Frau auf einem der Busse. Der US-Besitzer sah die Früchte seiner Investitionen aus der ersten Reihe – und will nun mehr.
Weltweit gab kein Klub mehr Geld für Zugänge aus. Neben Wirtz kam Stürmer Hugo Ekitiké für 95 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt, Linksverteidiger Milos Kerkez für 47 Millionen von Bournemouth und Rechtsverteidiger Jeremie Frimpong für 40 Millionen aus Leverkusen.
„Die Transfer-Offensive ist ein Statement“, sagt der Ex-Liverpooler Dietmar Hamann (191 Einsätze zwischen 1999 und 2006) gegenüber „Sport Bild“: „Die Klubführung sieht eine Möglichkeit, in England eine Dominanz zu schaffen. Gerade, weil andere Topklubs Probleme haben oder noch nicht beweisen konnten, dass sie Titel gewinnen können.“ Gemeint sind vor allem Erzrivale Manchester United, aber auch Man City oder Arsenal.
Rekord-Einnahmen in allen Bereichen
Mit den Neuen soll bei den „Reds“ gefestigt werden, was Trainer Arne Slot als Nachfolger von Klub-Legende Jürgen Klopp gleich in seiner ersten Saison aufbaute. Da wurde er mit zehn Punkten Vorsprung Meister. „Wenn Slot mit seiner Arbeit nur annähernd das aus der Vorsaison wiederholen kann, gehe ich davon aus, dass sie wieder Meister werden“, sagt Hamann.
Hinter der Finanzoffensive stecken Rekord-Einnahmen in allen Bereichen. Das auf 61.000 Zuschauer ausgebaute Stadion ist stets ausverkauft, selbst zu einem Show-Training in Hongkong kamen zuletzt 25.000 Fans. Weil im Vorjahr verhältnismäßig schmale 42 Millionen Euro für Zugänge flossen, ist dieses Jahr besonders viel Geld verfügbar.
So wird der Klub auch in der Champions League zum Favoriten. Bereits im Vorjahr hielten viele das Achtelfinal-Duell mit dem späteren Sieger Paris für das vorgezogene Finale. Eine Perspektive, die auch für Königstransfer Wirtz eine Rolle spielt. „Florian Wirtz geht zu einem absoluten Weltverein“, sagt Hamann über den Rechtsfuß, an dem auch die Bayern dran waren: „Ich will nicht urteilen, wie gut es in München gepasst hätte. Aber: Er will die Champions League gewinnen, und da hat er in Liverpool die größere Chance als bei den Bayern.“
Der Deutsche wird wohl als Spielmacher gesetzt sein. Auch Kerkez und Ekitiké haben auf ihren Positionen die Nase vorn vor den bisherigen Lösungen Darwin Núñez im Sturm und Routinier Andy Robertson links hinten. Frimpong muss mit Eigengewächs Conor Bradley um einen Platz kämpfen, ist aber auch als Flügel-Ersatz eingeplant, wenn der ägyptische Topscorer Mo Salah ab Dezember beim Afrika-Cup ist.
Ersatz für Luis Díaz wird gesucht
Die Herausforderung ist jetzt die Suche nach einer Hierarchie. Durch den Abgang von Trent Alexander-Arnold zu Real Madrid ist ein Vize-Kapitän-Posten offen. Immerhin: Salah und Abwehrchef Virgil van Dijk haben noch bis 2027 einen Vertrag. Hamann: „Sie haben jetzt zwei Jahre Zeit, um den Markt weiter zu sondieren und den Umbruch abzuschließen.“
Neben den erfahrenen Alexis Mac Allister und Dominik Szoboszlai (Nationalelf-Kapitän Ungarns) wird auch Kerkez perspektivisch eine Führungsrolle zugetraut. Mit Giorgi Mamardashvili ist bereits ein möglicher Nachfolger für den langjährigen Torwart Alisson Becker gefunden. Der Georgier wurde schon 2024 für 30 Millionen Euro aus Valencia verpflichtet, blieb aber noch ein Jahr leihweise beim spanischen Traditionsklub.
Diesen Sommer ist die Shoppingtour noch nicht vorbei. Ein Innenverteidiger soll auf jeden Fall her. Als Ersatz für Luis Díaz, der zum FC Bayern ging, müsste ein neuer Linksaußen kommen. Und auch der Traum von Newcastle-Stürmer Alexander Isak lebt. Er würde wohl noch einmal mehr als 150 Millionen Euro kosten.
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