Das erste Spiel-Wochenende der neuen Saison verlief für den FC Bayern erfolgreich. Nicht einmal hundert Stunden nach dem ersten Training der Vorbereitung auf die Spielzeit 2025/2026 absolvierte der deutsche Fußball-Rekordmeister Samstagnachmittag seine erste Testpartie – und gewann im Münchner Stadion 2:1 (0:0) gegen Olympique Lyon.
„Es ist immer schön, das erste Spiel zu gewinnen“, sagte Serge Gnabry. Sportdirektor Christoph Freund war ebenfalls zufrieden: „Wir haben erst zweimal richtig trainiert, von dem her war es schon gut. Es waren gute Szenen dabei.“
Der neue Stürmerstar Luis Díaz feierte seinen Einstand. Vier Tage nach seiner Ankunft in München leitete der Kolumbianer den Führungstreffer ein: Michael Olise verwandelte nach einem Foul an dem zur zweiten Halbzeit eingewechselten Díaz im Strafraum den fälligen Elfmeter (53. Spielminute) und legte das 2:0 nach (62.). In der 83. Spielminute verkürzte Alejandro Gomes Rodriguez für den einstigen französischen Serienmeister.
„Der hat wirklich Spaß am Fußball, und das ist es, was wir brauchen“, sagte Joshua Kimmich über Díaz. „Heute hätte er vielleicht noch ein Tor machen können, aber das hat er sich aufgehoben für andere Spiele“, so der Nationalspieler lächelnd.
Spannend wird es in den kommenden Wochen im zentralen Mittelfeld der Bayern. Kimmich spielt dort – mit wem, wird sich bis zum Auftakt in der Bundesliga gegen RB Leipzig am 22. August zeigen. Die Personalplanungen der Münchner sind in vollem Gange, ihr Kader ist noch nicht fertig, es wird wohl noch Zu- und Abgänge geben. Nach dem Abgang von Vereinsikone Thomas Müller ist Kimmich eines der Gesichter des Klubs.
Er sieht seine Versetzung ins defensive Mittelfeld der Nationalmannschaft pragmatisch. „Julian weiß, wenn er mich als Rechtsverteidiger braucht, dann spiele ich rechts. Wenn er mich im Mittelfeld haben will, dann im Mittelfeld. Das ist seine Entscheidung“, sagte der Kapitän der Auswahl nach dem Sieg der Münchner zur geplanten Umstellung von Bundestrainer Julian Nagelsmann. „Ich spiele da, wo er es mir sagt.“
Nagelsmann hatte zuletzt auf einem Trainerkongress in Leipzig verkündet, dass er Kimmich künftig auf der „Sechser-Position“ statt als Rechtsverteidiger einplane. „Auf der anderen Seite ist es spannend, wenn man mehrere Positionen spielen kann“, sagte Kimmich. „Ich habe das schon seit Beginn meiner Karriere als Stärke gesehen, was mir viele Türen geöffnet hat, dass ich flexibel auf mehreren Positionen spielen konnte. Ich finde es gar nicht schlecht, wenn man das nicht verliert, sondern flexibel einsetzbar bleibt.“
Der Bayern-Routinier berichtete Samstag im Münchner Stadion, dass Nagelsmann ihn jüngst über die taktische Umstellung informiert habe, ehe der Bundestrainer dies auch öffentlich machte. Vor einigen Jahren hatte Kimmich – auch bei Bayern – noch deutlicher die Position als „Sechser“ bevorzugt.
Nagelsmann glaubt, mit Kimmich vor der Abwehrreihe bessere Chancen auf eine erfolgreiche WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada zu haben. Weil der Bayern-Star „einer von zwei, drei Spielern ist, der in seinem Klub da immer spielen wird“, sagte der Bundestrainer. Andere Kandidaten im „Herzstück einer jeden Mannschaft“ hätten nicht Kimmichs Klasse.
Der FC Bayern sortiert João Palhinha aus
„Wir haben uns jetzt ausgemalt, wie es funktioniert“, sagte Nagelsmann. Sollten die angedachten Rechtsverteidiger-Kandidaten „auf ganzer Linie versagen“, könne es aber noch mal anders kommen.
Die nächsten Länderspiele stehen für die Nationalmannschaft im September an. In der WM-Qualifikation geht es am 4. September in Bratislava gegen die Slowakei, drei Tage später kommt es in Köln zur Partie gegen Nordirland.
Mit João Palhinha wird Kimmich bei den Bayern wohl nicht mehr oft oder gar nicht mehr spielen. Der FC Bayern geht von einem baldigen Weggang des defensiven Mittelfeldspielers aus. Palhinha gehörte gegen Lyon schon gar nicht mehr zum Kader. Er führte Verhandlungen mit einem neuen Verein. „Es wird sich, wenn alles glattläuft, nicht mehr endlos ziehen“, sagte Sportdirektor Freund und kündigte einen „zeitnahen“ Vollzug an.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge wird Palhinha, den die Bayern zur vorigen Saison vom FC Fulham geholt hatten und der sich in München nicht durchsetzen konnte, an Tottenham Hotspur verliehen. Freund erwähnte „Medical Checks, Vertragsgeschichten“, die vor einem fixen Deal noch anstehen. Dann aber werde der Weggang Palhinhas, der in München noch einen Vertrag bis 2028 besitzt, bald offiziell werden.
2023 noch Wunschspieler – dann ein Flop
Palhinha war im Sommer 2023 der Wunschspieler des damaligen Bayern-Trainers Thomas Tuchel. Ein Wechsel zu dem Zeitpunkt aber zerschlug sich am letzten Tag der Transferperiode. Ein Jahr später verpflichteten die Münchner den Profi für kolportierte 51 Millionen Euro. Unter dem neuen Trainer Vincent Kompany aber war der 30-jährige Portugiese nur Ergänzungsspieler und kam in den wichtigen Partien der Champions League kaum zum Einsatz.
Statt auf Palhinha baut Kompany auf Aleksandar Pavlović. Der Nationalspieler bleibt weiterhin vom Verletzungspech verfolgt, erlitt am vergangenen Freitag im Training eine Fraktur der Augenhöhle. Nach einer Operation aber soll er schon „in drei, vier Wochen“ wieder voll trainieren können, so Freund.
Bereits Donnerstag (18.30 Uhr, Magenta TV) steht der nächste Test für die Bayern an – ausgerechnet gegen Tottenham Hotspur.
Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen.
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