Der VfL Bochum erlebt ein desolates Comeback in der 2. Fußball-Bundesliga. Beim SV Darmstadt 98 kommt der Absteiger gehörig unter die Räder. Besonders ein Spieler der Gastgeber ist nie zu kontrollieren. Die Stimmung beim VfL? Angepisst.
Die gute Nachricht für den VfL Bochum kam spät, aber sie kam. Am Samstagabend, um 22.31 Uhr stand fest: Der Absteiger aus der Fußball-Bundesliga beendet den ersten Spieltag nicht auf dem letzten Tabellenplatz! Das klingt verrückt. Mit 1:4 war die Mannschaft "vonne Castroper" vom SV Darmstadt 98 vermöbelt, phasenweise blamiert worden. Und dennoch gab es einen, dem es noch schlechter erging. Fortuna Düsseldorf nämlich. Der Verein, der endlich so gerne aufsteigen möchte, erlebte einen "Alm"-Traum. Bei Arminia Bielefeld folgte eine To(h)rfeige der nächsten. Mit 1:5 wurde Düsseldorf paniert. Letzter. Bochum sendet dankbare Grüße. Seit der epischen Fußball-Relegation im Sommer 2024 blickt zumindest der VfL mit großer Dankbarkeit auf den Rhein-Rivalen.
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Und fragt sich: Was war da eigentlich los? Sollte irgendjemand in der Stadt auch nur den Hauch von Vorfreude auf die 2. Bundesliga gespürt haben, dieser Hauch von Vorfreude wurde am Böllenfalltor in Fetzen gerissen. Von der Darmstädter Mannschaft natürlich, aber besonders von einem Mann, der seine Klasse womöglich schon sehr bald nicht mehr zeigen wird. Nicht im deutschen Fußball-Unterhaus. Isac Lidberg hinterlegte einmal mehr, dass er ein Topstürmer ist, fast eine Nummer zu groß für diese Liga. Aber ganz bestimmt für den VfL Bochum.
Lidberg macht Darmstadt happy, aber wie lange noch?
Lidberg traf dreimal. Es sah so einfach aus. Als hätte ein Vater mit seinem kleinen Sohn Fußball auf dem Schulhof gespielt und wollte dem Nachwuchs nochmal kurz zeigen, wie es um die Hierarchie im eigenen Haus bestellt ist. Wie viele Gegner noch von Lidberg in den Staub geworfen werden, ist unklar. Ein Klub aus Ägypten soll heiß sein. Der 26-jährige Schwede ist umworben, mit einem Marktwert von vier Millionen Euro und Leistungen wie jenen vom Samstag, könnte er den "Lilien" eine satte Ablöse einspielen. Aber sportlich auch ein großes Loch reißen. Mit Lidberg scheint einiges möglich, ob das ohne auch gilt? An diese Frage darf man viele Fragezeichen heften.
Wie auch an die Leistung des VfL. Die ersten 15 Minuten waren schlimm, dann wurde es besser. Der von vielen Fans oft kritisierte Moritz Broschinski glich nach einem robusten Ballgewinn abgezockt aus. Bochum hatte sich für ein paar Momente in die Liga reinkämpft, der sie vier Jahre die kalte Schulter gezeigt hatte. Und dann ging's weiter mit dem Debakel. Fehler reihte sich an Fehler. Vorne, hinten. Gegen die Wucht der Darmstädter stellte Bochum nur ein kleines Wüchtchen. Unmittelbar vor der Pause fiel das 1:2. Unmittelbar nach der Pause das 1:3. Und beim 1:4 sah die Mannschaft so richtig unglücklich aus. Denn es war eine Kopie des vorangegangenen Treffers. Ecke, Kopfball, drin. Keeper Timo Horn machte das alles fassungslos, vor allem aber das Gegentor-Deja-vu: "Identisch" sei das gewesen. "Das ist natürlich einfach zu leicht. Da müssen wir uns ganz schnell straffen."
Knallharte Blitzanalyse von Hecking
Normalerweise werden solche Spiele aufgearbeitet. Viel zu tun hat der VfL aber damit nicht, wie Trainer Dieter Hecking eiskalt blitzanalysierte: "Die Ursache" für diese Niederlage könne man schnell finden, "und zwar, dass unser Defensivverhalten nicht gut war". Manch eine Analyse von Trainern ist schwer zu greifen, wenn es um zu ferne ballferne Sechser geht, um falsch abkippende Achter, oder linksverdrehte Zehner. Aber wenn eine Abwehr dauerhaft überrannt oder einfach fix und fertig gespielt wird, dann klingt in der Hecking'schen Analyse sehr viel Nachvollziehbares mit.
Was sich für den VfL als Problem herausstellen könnte: Die Defensive wurde nahezu runderneuert. Und mit den Transfers fühlte man sich eigentlich wohl. Vor allem die Rückkehr von Vogt wurde als Königstransfer betrachtet. Der 33-Jährige, international erfahren, soll der Anführer der deutlich verjüngten Mannschaft werden. Er deutete zumindest ein ganz bisschen davon an, grätschte einige gefährliche Momente weg und spielte mutige Pässe im Aufbau. Aber sein Tempodefizit war gegen Lidberg und Co. nicht zu übersetzen. Auch seine Nebenleute wirkten bisweilen, als hätte man sie in die Waschmaschine gesteckt und den schlimmsten Schleudergang eingestellt.
So geht Zweitliga-Fußball
Eine kollektive Vernichtung der Mannschaft wollten die Bochumer nicht zulassen, die auch offensiv nicht über nur wenige Mut machende Ansätze hinaus kam. Aber sie erkannten immerhin Dinge, die nun einen Großeinsatz auslösen müssten: "Wir müssen viele Dinge besser machen, um in der zweiten Liga zu bestehen. Das haben wir gesehen. Was Dinge, wie Körperlichkeit oder Zweikampfführung angeht, haben es uns die Darmstädter in vielen Situationen von Minute eins an vorgemacht", sagte Torwart Horn. Auch Stürmer Philipp Hofmann redete seinen Teamkollegen ins Gewissen. "Das ist Zweitliga-Fußball pur. Wir müssen schnell lernen und es nächste Woche besser machen. Ich hoffe, jeder hat gesehen, worauf es ankommt und hoffe, dass es nur ein Ausrutscher war."
Gegner der Mission Wiedergutmachung ist Elversberg. Im Ruhrstadion wird dann schon tüchtig Druck auf dem Kessel sein, auch wenn man Dinge, wie jene vom Samstag, kennt. Denn ein Saisonstart gelingt dem VfL ja eigentlich nie. Vogt wollte daraus aber nichts Gutes ableiten, er befand: "Natürlich war das ein Scheiß-Auftakt."
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