Wenn Darja Varfolomeev im Rampenlicht der Wettkampffläche steht, die Musik aus den Lautsprechern tönt und sie mit Keulen, Reifen, Ball oder Band loslegt, verwandelt sie sich. Vier Geräte, vier Rollen. Bei Alex Gaudinos „Destination Calabria“ avanciert sie mit den Keulen zur Partyqueen – im Leben außerhalb der Rhythmischen Sportgymnastik aber hat die 18-Jährige noch nie eine Disco von innen gesehen. Dafür fehlen ihr Zeit und Lust. Bei ihrem Sport aber kann sie alles sein. Und vor allem kann sie eines: verzaubern.
Derzeit zieht sie in Dresden die Blicke auf sich. Bei den deutschen Meisterschaften in der Rhythmischen Sportgymnastik hat sie den Titel im Mehrkampf zurückerobert, zum dritten Mal Gold seit 2022 im Vierkampf aus Reifen, Ball, Band und Keulen. Die Stadt zeigt sich in dieser Woche von ihrer sportlichsten Seite: Unter der gemeinsamen Marke „Finals 2025“ kämpfen bis Sonntag rund 3400 Athleten in 20 Sportarten um 133 deutsche Meistertitel. Und während ARD und ZDF insgesamt 96 Stunden live senden, liegt genau ein Jahr nach Paris ein Hauch von Olympia in der Luft – nicht zuletzt durch den Glanz, den Olympiasiegerin Varfolomeev mitbringt.
Aber auch durch außergewöhnliche Orte. Besonders die Wettkampfstätten an Touristenmagneten sorgen für den speziellen Charakter der „Finals“. Triathlon und Bogenschießen vor der Semperoper, Klettern, Breaking und 3x3-Basketball vor der Frauenkirche, Coastal Rowing auf der Elbe – Dresden wird zur Leinwand für bewegte Bilder, die an das medienwirksame Konzept der Pariser Sommerspiele 2024 erinnern.
Varfolomeev bekommt rund 200 Autogrammwünsche und Fanpost in der Woche
Varfolomeev gewann in Paris als 17-Jährige Gold. Artistisch und anmutig zugleich verzauberte sie die Zuschauer. Ein Jahr später zählt die Schülerin aus Schmiden in Baden-Württemberg, die mit 13 einst für den Sport aus Sibirien nach Deutschland zog, zu den Stars der „Finals“ in Dresden. Deutschlands Sportlerin des Jahres hat es geschafft, binnen kurzer Zeit eine Sportart fast im Alleingang aus der Nische zu holen.
„Es freut mich einfach, dass unser Sport jetzt viel bekannter geworden ist“, erzählt sie WELT AM SONNTAG. „Mittlerweile ist es auch so, dass bei Kontrollen am Flughafen die Leute nicht mehr denken, wir machen Hula-Hoop, wenn sie meinen Reifen sehen. Viele wissen nun direkt, dass es Rhythmische Sportgymnastik ist. Auch auf der Straße werde ich jetzt häufiger erkannt.“
Von Abgehobenheit aber gibt es keine Spur. „Dascha“ bleibt bodenständig – und dass, obwohl sie wöchentlich rund 200 Briefe mit Autogrammwünschen und Fanpost erreichen. Auch drei neue Sponsoren kamen dazu. „Millionärin bin ich deshalb aber auf keinen Fall“, sagt sie lachend. Und ergänzt: „Ich bin zufrieden, wie es läuft, und kann gut von meinem Sport leben.“
Bis zu 36 Stunden Training stehen bei ihr pro Woche auf dem Programm. Dazu waren die vergangenen Monate vor allem durch die Schule geprägt. „Vor Paris hatte ich ein Jahr Pause gemacht. Jetzt habe ich meinen Realschulabschluss nachgeholt“, erzählt sie. „Das gemeinsam mit dem Sport perfekt zu machen, war sehr schwierig. Aber ich habe es am Ende mit einem guten Durchschnitt und einer Belobigung beendet.“ Und es soll weitergehen: Varfolomeev will nach der Mittleren Reife „noch einen besseren Abschluss“, um später studieren zu können.
Zunächst liegt die volle Konzentration aber wieder auf ihrer Leidenschaft. „Ich nehme mir noch mal ein Jahr Pause von der Schule – auch wegen der Weltmeisterschaften im nächsten Jahr in Frankfurt.“ Vor den eigenen Fans will sie dann erneut richtig glänzen.
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