Vier Goldmedaillen hat Florian Wellbrock in Singapur schon gewonnen. Jetzt will er nach dem historischen Triumph zeigen, dass er auch im Becken noch zur Weltklasse gehört. Die Rückschläge in den vergangenen Jahren hat Wellbrock aufgearbeitet.

Nach seinem historischen Vierfach-Triumph im Meer hatte Florian Wellbrock zwölf Tage WM-Pause. Eine lange Zeit, um sich von den Strapazen in der "Waschmaschine" zu erholen, aber keine, um sich Gedanken über die Enttäuschungen der Vergangenheit zu machen. "Ich bin jetzt erstmal mit dem Kopf nur im Vorlauf", sagte der Tokio-Olympiasieger, der am Wochenende im WM-Becken von Singapur über 1500 Meter Freistil an den Start geht - und beweisen will, dass er auch dort noch Weltklasse ist.

Bei Olympia in Paris verpasste der Magdeburger ebenso das Finale auf seiner einstigen Paradestrecke wie schon bei den Weltmeisterschaften 2023 in Japan. Auch damals hatte er mit einem Doppelsieg im Freiwasser einen furiosen WM-Start hingelegt. "Ich denke nicht über Medaillen nach", sagte Wellbrock vor seinem Pool-Auftakt am Samstag, "ich möchte einfach schauen, wer am schnellsten schwimmen kann, dann sehen wir weiter."

Direkt mal alle Titel abgeräumt

Die Rückschläge in den vergangenen Jahren hat Wellbrock aufgearbeitet, nach einer längeren Auszeit mit Gedanken ans Aufhören hat er wieder Spaß an seinem Sport gefunden. "Ich bin die letzten Monate, fast Jahre auf den Block gegangen, um einen Job zu erledigen, weil ich's machen musste", erklärte der 27-Jährige: "Jetzt stehe ich wieder am Start und auf dem Block, weil ich gucken will, was mein Körper imstande ist zu leisten."

Das klappte im warmen Meer vor der Insel Sentosa, das sich anfühlte "wie in einer Waschmaschine bei 40 Grad", so hervorragend, dass er gleich alle Titel gewann: über zehn und fünf Kilometer, im neuen Knock-out-Sprint und mit der gemischten Staffel. Zehn WM-Goldmedaillen hat der gebürtige Bremer inzwischen gewonnen, davon aber nur eine im Becken - 2019 in Südkorea über 1500 Meter.

"Der Mann kann immer noch Becken schwimmen"

Stellt sich da nicht die Frage, ob Wellbrock sich ganz auf das Open-water-Schwimmen konzentrieren sollte? "Er ist noch nicht fertig. Der Mann kann immer noch Becken schwimmen, er ist immer noch Weltspitze", antwortete Bundestrainer Bernd Berkhahn darauf und verwies auf die starke Vorleistung seines Schützlings. In 14:36,25 Minuten ist Wellbrock bei der DM in Berlin die beste Zeit des Jahres geschwommen.

Olympiasieger Bobby Finke aus den USA machte ebenso wie der irische Titelverteidiger Daniel Wiffen am Mittwoch über 800 Meter nicht den stärksten Eindruck. Eher schon sein deutscher Konkurrent Sven Schwarz, der Wellbrock auf der kürzeren Langstrecke erst mit seinem Europarekord das WM-Ticket weggeschnappt hatte und dann hinter dem Tunesier Ahmed Jaouadi Silber gewann. Auf den 1500 m sind womöglich diese beiden die stärksten Gegner.

Wellbrock will bis Los Angeles 2028 weiterschwimmen. Weil es aber bei den Olympischen Spielen nur ein Freiwasserrennen gibt, sollen die Langstrecken im Becken in seinem Programm bleiben. "Warum soll er sich nicht anbieten? Die Frage stellt sich uns gar nicht", sagte Berkhahn. Am Wochenende in Singapur will Wellbrock beweisen, dass sein Coach richtig liegt.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke