Der verhängnisvolle Laila Peak war nach Aussage ihres guten Freundes Thomas Huber kein gewöhnlicher Gipfel für die in Pakistan beim Klettern tödlich verunglückte Ex-Biathletin Laura Dahlmeier. „Ich weiß von Laura, dass sie immer von einem Berg geschwärmt hat – und das ist der Laila Peak“, sagte Profibergsteiger Huber dem Bayerischen Rundfunk: „Das ist ein wunderschöner Berg. Ich bekam auch Nachrichten von Laura, dass sie die beste Zeit hatten am Berg.“
Er, Dahlmeier und deren Seilpartnerin Marina Krauss seien im Vorfeld der Tour nach Pakistan „schon sehr oft in Kontakt gewesen, weil sie Erfahrungen brauchten, wie die Berge da ausschauen. Und ich habe ihnen vieles erzählt, auch Möglichkeiten gegeben, welche Berge für sie vielleicht geeignet wären“.
Er habe sich „so gefreut für sie“, dass sie nun in Pakistan an ihrem Traumberg gewesen sei: „Alles läuft gut, die Verhältnisse sind gut, habe ich mir gedacht, als ich hörte, dass Dahlmeier und Krauss an Camp 1, dem Aufstieg zum Laila Peak, angekommen sind.“
Dahlmeier und Kraus haben alles richtig gemacht, sagt Huber
Die beiden erfahrenen Bergsteigerinnen brachen den Aufstieg vor dem Erreichen des Gipfels auf 5.700 Metern Höhe ab. Beim Abstieg wurde Laura Dahlmeier von dem Steinschlag getroffen. Das Unglück passierte an der dritten Abseilstelle, Kraus selbst war bereits unten gewesen, Dahlmeier seilte sich als Zweite ab.
Die 31-Jährige wurde am Mittwoch von ihrem Management nach dem Unfall im Karakorum-Gebirge für tot erklärt, Krauss blieb unverletzt und brachte sich nach stundenlangen Bergungsversuchen von Dahlmeier selbst in Sicherheit.
Beide hätten bei ihrem Aufstiegsversuch alles richtig gemacht, betonte Huber. Sie hätten sich kurz vor dem Gipfel zum Umkehren entschieden, als es „von einem Moment auf den anderen“ plötzlich sehr warm geworden sei: „Nicht der Gipfel ist das Ziel, sondern das Leben. Die beiden haben gewusst: Wenn sie jetzt weitergehen, können sie die Risiken nicht mehr kalkulieren.“
Zum Zwischenfall am Berg, der Dahlmeier das Leben kostete, konnte Huber nur berichten, was Kraus ihm erzählt habe. Demnach habe diese sich zuerst nach unten abgeseilt und an einer einigermaßen geschützten Stelle gewartet, bis Dahlmeier ihr folgte. Plötzlich habe es dann einen Steinschlag gegeben. „Das passiert unvermittelt, das kann man nicht einmal erkennen. Es haben sich wohl riesige Steine gelöst, einer davon hat Laura getroffen“, berichtete Huber.
Der 58 Jahre alte Huber zögerte keine Sekunde, sich an der Rettungsaktion zu beteiligen. Er habe auf einer eigenen Klettertour in der Nähe in einem Messenger die Nachricht bekommen: „Laura ist schwer verletzt, vermutlich am Kopf.“ Huber habe umgehend entschieden, helfen zu wollen: „Ich habe sofort angeboten, meinen Rucksack zu packen und zu warten, bis der Helikopter mich vom Basislager abholt.“
Auch das Team um den Amerikaner Jackson Marvell und den Franzosen Alan Rousseau, das am nahen Masherbrum unterwegs war, habe Hilfe sofort zugesagt.
„Bergung des Leichnams mit unglaublichen Risiken verbunden“
Marvell saß eigenen Angaben zufolge in dem Hubschrauber, aus dem der leblose Körper der Olympiasiegerin entdeckt wurde. Den Leichnam aus dem Berg zu bekommen, halte er für gefährlich. „Die Bergung des Leichnams wird möglich sein, aber sie ist sowohl zu Fuß als auch mit einem Helikopter mit unglaublichen Risiken verbunden“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP vor Ort in Pakistan.
Im Team von ihm, Huber und Rousseau sei noch sein Landsmann Tad McRea an der ersten vergeblichen Rettungsaktion von Dahlmeier beteiligt gewesen. Der Berg habe sich laut Marvell „in den letzten 48 Stunden erheblich verändert, es gibt jeden Tag erhebliche Steinschläge“. Er sei mit Rousseau um den Berg herumgeflogen: „Ich habe Laura Dahlmeiers Körper entdeckt. Und ich beobachtete, dass es keinerlei Lebenszeichen gab. Sie lebte nicht mehr.“
Huber erzählte, wie glücklich Dahlmeier zuvor gewesen sei. „Ich bekam auch Nachrichten von Laura, dass sie die beste Zeit hatten am Berg, und ich kenne die Laura. Sie ist ein Bergmädel“, berichtete Huber von den Tagen vor dem Unglück und erinnerte an Dahlmeier: „Wenn sie in die Berge geht, hat sie gestrahlt, und es ist ihr Leben, sich mit den Bergen zu verbinden.“ Zusammen mit Seilpartnerin Krauss hatte sie am 8. Juli erfolgreich den Great Trango Tower (6.287 Meter hoch) bestiegen.
„Ahhh Laura, dein Zelt bleibt jetzt leer“
Bei Instagram postet Huber ein Bild von Laura Dahlmeiers leerem Zelt und schrieb „Ahhh Laura, dein Zelt bleibt jetzt leer, aber deine Energie strahlt in diesen Bergen bis hin zur Ewigkeit. All der Schmerz über das Erlebte ist kaum in Worte zu fassen.“
Pakistanische Behörden werden vorerst keinen weiteren Bergungsversuch in die Wege leiten, wie die zuständige Provinzregierung Gilgit-Baltisten auf Anfrage mitteilete. Damit wolle das Rettungsteam den Wunsch der verunglückten Sportlerin respektieren, wonach niemand sein Leben riskieren sollte, um sie zu bergen.
Auch das Management der Sportlerin erklärte, aufgrund der aktuell vorherrschenden Gefahren am Laila Peak werde in Abstimmung mit dem Alpine Club of Pakistan (ACP) der Leichnam nicht geborgen. „Die Angehörigen werden im Austausch mit den Behörden vor Ort die Situation am Laila Peak beobachten und halten es sich offen, eine Bergung zu einem späteren Zeitpunkt zu veranlassen.“
Auch das pakistanische Außenministerium bekundete Trauer. Dahlmeier sei eine Inspiration für Sportler und Träumer auf der ganzen Welt gewesen. „Wir sprechen ihrer Familie, ihren Angehörigen und dem deutschen Volk unser tiefstes Beileid aus“, hieß es in einer offiziellen Mitteilung.
Viele Bergsteiger trifft Laura Dahlmeiers Tod schwer. „Für die Welt war sie eine erfolgreiche Sportlerin, für uns eine gute Freundin“, sagte Thomas Huber.
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