Eintracht Frankfurt hat im Achtelfinal-Rückspiel der Europa League nur wenig Mühe mit Ajax Amsterdam. Das liegt an der starken eigenen Leistung - und an der Aufstellung des Gegners. Der Trainer reagiert empört auf kritische Nachfragen.
Eintracht Frankfurt wollte die eigene Topleistung im Rückspiel des Europa-League-Achtelfinals durch nichts in ein schummriges Licht gerückt wissen. Erst recht nicht durch die Diskussionen um die Aufstellung von Gegner Ajax Amsterdam. Mit 4:1 (2:0) waren die Niederländer am Donnerstagabend in Frankfurt besiegt worden. Eine A-Elf stand da beim Rekordmeister allerdings nicht auf dem Platz. Neun Wechsel hatte Trainer Francesco Farioli im Vergleich zum Hinspiel, das Ajax bereits mit 1:2 in der eigenen Arena verloren hatte, vorgenommen. Und da standen nun also junge Spieler auf dem Feld, die ihre ersten Schritte im Profifußball unternahmen. Nach einem ernsten Unterfangen, das Ding noch zu drehen, sah das nicht aus.
Im niederländischen TV herrschte schon vor dem Anpfiff große Aufregung. Dem ehemaligen Topspieler Wesley Sneijder fehlte jedes Verständnis für die Aufstellung: "Das kann doch nicht wahr sein", sagte er laut der Zeitung "Algemeen Dagblad" in seiner Expertenrolle. Youri Mulder, Ikone und Interims-Sportdirektor beim FC Schalke 04, war dagegen zuerst noch neugierig auf die Pläne von Farioli. Nach dem Spiel sah aber auch er ein, dass das nicht das sei, "wofür Ajax eigentlich stehe". Die wild zusammengewürfelte Mannschaft war komplett chancenlos und ging im Frankfurter Traumfußball unter. Erst in den letzten Minuten, als ein paar Stammkräfte eingewechselt worden waren, wirkte das Team konkurrenzfähig. "Sie sollten sich wirklich schämen", bellte Sneijder später.
Falschgelegen? Ja, aber nicht gegen Frankfurt
Der Trainer wollte sich die Kritik an seiner Aufstellung indes nicht gefallen lassen: "Diese Gruppe von Spielern ein B-Team zu nennen - wow! Das ist wirklich etwas, das mich sehr traurig macht", sagte Farioli, wie der "Kicker" aus der Pressekonferenz berichtet. "Es gibt Entscheidungen, die manchmal kompliziert zu rechtfertigen sind. Und ich denke, dass ich in meinen 45 Spielen als Ajax-Trainer einige Risiken eingegangen bin und einige wirklich starke Entscheidungen getroffen habe." Es habe zuletzt viele Verletzungen gegeben, sagte er weiter. "Ich denke daher, es ist fair, jedem eine Chance zu geben." Er gestand, auch schon falsch gelegen zu haben. Nicht aber in diesem Mal.
Innerhalb des Teams gab es zumindest nach Außen hin Rückendeckung für die Pläne des Trainers, der sein Stammpersonal augenscheinlich für den Ligabetrieb schonen wollte. Dort allerdings steht Ajax mit deutlichem Vorsprung auf die PSV Eindhoven auf Platz eins. "Wir haben eine große Auswahl und jeder bekommt seine Minuten", sagte etwa Kapitän Davy Klaassen. Teamkollege Steven Berghuis befand, obwohl er die Frage des Reporter eigentlich gar nicht hören wollte: "War das die stärkste Aufstellung? Vielleicht für heute Abend. Wir haben alles versucht, es hat nicht geklappt."
Nur Liebe und Lob für Mario Götze
In die Diskussionen rund um die Niederländer wollten sich die Frankfurter nicht einmischen. Sportvorstand Markus Krösche freute sich über das Weiterkommen, hatte aber auch ein bisschen was zu bemängeln: "Wir müssen das Spiel in der ersten Halbzeit früher entscheiden. Wir ein gutes Spiel gemacht haben, keine Frage. Sicherlich hat Ajax durch die vielen Wechsel jetzt auch nicht diesen Rhythmus gehabt, aber wir haben es gut gemacht. Trotzdem müssen wir natürlich in der ersten Halbzeit das eine oder andere Tor mehr schießen."
Trainer Dino Toppmöller war nach mehreren Rückschlägen in der Bundesliga zuletzt dagegen sehr erleichtert, dass sich seine Mannschaft so eindrucksvoll befreien konnte: "Es gibt entweder nach dem Spiel himmelhoch jauchzen und alles ist wieder super oder es ist halt die Krise des Jahrzehnts. Aber damit müssen wir ein bisschen umgehen, ich kann es richtig einordnen." Er lobte die Mentalität seiner Mannschaft: "Wenn wir heute in das Spiel reingegangen wären mit dem Mindset: Okay, das Ding ist schon irgendwie gelaufen, dann wird es vielleicht nochmal eng. Aber so waren wir von der ersten Minute an scharf und haben das relativ schnell umgesetzt, was wir am Sonntag leider bitter lernen mussten." Da verlor die Eintracht nach Führung noch im eigenen Stadion gegen den Abstiegskandidaten Union Berlin mit 1:2 (1:0).
Mann des Abends gegen Amsterdam war derweil Mario Götze. Er wurde nach seinem herausragenden Spiel mit Lob überschüttet. "Einen Doppelpack hat er für uns noch nicht gemacht und dann noch so ein schönes Tor. Das zeigt, wie wichtig Mario für unsere junge Mannschaft ist. Er war ein Fixpunkt im Spiel", sagte Krösche über Götze, der mit einem feinen Lupfer aus rund 40 Metern zum 4:1 das Stadion verzaubert hatte. "Den schießt er von zehnmal wahrscheinlich zehnmal genau so, weil er einfach diese Technik hat. Er hat ein großes Lob verdient und es auch bekommen", sagte Toppmöller. Und Sportdirektor Timmo Hardung fand die Tore des Weltmeisters von 2014 einfach nur "zum Zunge schnalzen".
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